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Evidenzbasiert beraten
Gurkenwasser und Bananen? Was Sportlern bei Krämpfen hilft
Autsch – lästige Krämpfe während des Trainings oder beim Wettkampf dürften viele Sportler:innen kennen. Eine Übersichtsarbeit im „Journal of Athletic Training“ hat sich angeschaut, wie die Evidenz für verschiedene therapeutische und präventive Strategien ist und hat dabei auch einige unkonventionelle Interventionen unter die Lupe genommen.
Wenngleich ein häufiges Phänomen, ist die Pathophysiologie von trainingsassoziierten Krämpfen noch nicht abschließend geklärt. Wie aus einer Übersichtsarbeit von US-amerikanischen und südafrikanischen Wissenschaftler:innen hervorgeht, liegt ihnen vermutlich ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren, wie Übermüdung der betroffenen Muskelpartien und eine dadurch veränderte neuromuskuläre Erregbarkeit und in geringerem Maße auch der Hydratations- und Elektrolytstatus, zugrunde.
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Die Mehrzahl der Sportler:innen dürfte hierbei von einer leichten bis mittleren Krampfausprägung betroffen sein, die sich durch Schmerzen, Muskelverhärtungen und unwillkürliche Muskelzuckungen äußert. Liegen hingegen (unbekannte) Begleiterkrankungen vor, können die Krämpfe in seltenen Fällen auch schwerer ausfallen. Kommen zu den Krämpfen Symptome wie Schwindel, Übelkeit, Bewusstlosigkeit oder dunkler Urin, sollte ärztliche Hilfe aufgesucht werden.
Akuttherapeutische Maßnahmen
Welche Maßnahmen zur Akutbehandlung leichter bis mittlerer Krämpfe konnten die Autor:innen mit wissenschaftlicher Evidenz unterfüttern? An erster Stelle empfiehlt die Übersichtsarbeit, wenig überraschend, eine Pause. In dieser können die schmerzenden Muskeln gekühlt oder massiert werden. Als „sicherste, schnellste und effektivste“ Maßnahme empfehle sich zudem das sanfte Dehnen. Die Zufuhr von Flüssigkeit, Kohlenhydraten und Elektrolyten kann ebenfalls erwogen werden, Dehnen wirke jedoch deutlich schneller. Zudem solle keinesfalls versucht werden, die vermeintliche Menge verlorener Elektrolyte ausschließlich durch Sportgetränke zu ersetzen – diese seien dem Plasma gegenüber hypotonisch und könnten bei Konsum sehr großer Mengen zu lebensbedrohlichen Hyponatriämien führen.
So weit, so konventionell. Als nächste Maßnahmen, beleuchteten die Wissenschaftler:innen den Einsatz von Chinin, Bananen und transient receptor potential (TRP) Rezeptor-Agonisten. Während sie für Chinin und Bananen keinerlei Evidenz fanden, wurde der Effekt der TRP-Rezeptor-Agonisten zwar als nicht abschließend untersucht bewertet, einige der vorliegenden Daten deuteten jedoch auf eine Wirksamkeit hin. TRP-Kanäle befinden sich im Mund und Verdauungstrakt und nehmen hier Temperatur, Schmerzen und Schärfe wahr. Die krampfhemmende Wirkung könnten sie über einen oropharyngealen Reflex entfalten. Agonisten an diesen Rezeptoren sind unter anderem Essig, Zimt, Ingwer, Senf und Capsaicin. In einer Studie habe das Trinken von < 100 mL Gurkenwasser („pickle juice“) Krämpfe deutlich schneller, nämlich nach weniger als zwei Minuten, gemildert als Wasser. Wer es mag und verträgt, könne eine Einnahme von TRP-Rezeptor-Agonisten in geringen Mengen also einmal versuchen.
Präventive Maßnahmen
Zu Maßnahmen zur Vorbeugung von Muskelkrämpfen beim Sport fanden die Wissenschaftler:innen nur wenig Evidenz. Die Supplementierung von Elektrolyten und Magnesium werde zwar immer wieder angepriesen, ein Cochrane Review habe jedoch für die Magnesiumeinnahme keinen Vorteil finden können. Getränke, die reich an Kohlenhydraten und Elektrolyten sind, seien zwar eine mechanistisch plausible präventive Intervention, hierzu fehlten jedoch gut designte Studien. Koffein in Sportgetränken hielten die Autor:innen für eher kontraproduktiv. Weiterhin fanden sie keinen Nutzen für das prophylaktische Dehnen vor dem Training. Nützlich sei hingegen gezieltes Krafttraining, sowohl der krampfanfälligen Muskelpartie als auch der Muskelgruppen, die diese entlasten können (beispielsweise die Gefäßmuskulatur bei Krämpfen in der hinteren Oberschenkelmuskulatur).
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Krafttraining, Dehnen, TRP-Rezeptor-Agonisten nach Geschmack und vielleicht noch ein Kühlkissen oder -gel aus der Apotheke – Mit diesen Maßnahmen sollte dem „Sporteln“ künftig hoffentlich nichts mehr im Wege stehen.
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