Analyse in der DAZ zu einem Strukturhonorar für Apotheken

Pauschal oder gezielt? Wege für eine Strukturförderung

Süsel - 30.03.2023, 07:01 Uhr

Das Logo der öffentlichen Apotheken in Deutschland. (Foto: U. J. Alexander / AdobeStock)

Das Logo der öffentlichen Apotheken in Deutschland. (Foto: U. J. Alexander / AdobeStock)


Für ein pauschales Strukturhonorar für Apotheken, wie es die ABDA fordert, gibt es gute Gründe. Doch manche Politiker haben bisher eher Interesse an einer gezielten Förderung einzelner Apotheken signalisiert. Wie ein gezieltes Strukturhonorar gestaltet werden könnte und welche Herausforderungen dabei zu bewältigen wären, beschreibt ein Beitrag von DAZ-Redakteur Dr. Thomas Müller-Bohn in der aktuellen Ausgabe der DAZ.

In der vorigen Woche wurden in der DAZ Wege beschrieben, um zu einer Definition für eine gute Versorgung mit Apotheken zu gelangen (siehe DAZ 2023, Nr. 12). Der logische Folgeschritt wäre ein Strukturhonorar für versorgungskritische Apotheken. Das Thema Strukturhonorar ist aber größer, und es gibt noch mehr Motive dafür. Ein weiterer Anlass liegt in der Arzneimittelpreisverordnung. Nur die Zuschläge auf die Preise von Rx-Arzneimitteln bieten den Apotheken mehr als Zuschüsse für ansonsten defizitäre Leistungen.

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Nur aus diesen Zuschlägen können Apotheken ihre Fixkosten decken oder andere Leistungen querfinanzieren. Das prozentuale Honorar wird allerdings durch steigende Zinsen und höhere Kosten für den Zahlungsverkehr stark in Anspruch genommen, und der Festzuschlag leidet unter der fehlenden Anpassung. Hinzu kommt das politische Argument, die Apothekenhonorierung möglichst von der Honorierung von Packungen zu entkoppeln. Das wäre mit einem zusätzlichen Strukturhonorar möglich. Die Finanzierung wäre nach dem Vorbild des Nacht- und Notdienstfonds über einen weiteren Zuschlag auf Rx-Arzneimittel relativ einfach zu organisieren. Fraglich wäre hingegen die Verteilung des Geldes.

Pauschalhonorar: einfach und gut begründet

Die einfachste Variante wäre ein pauschales Honorar in gleicher Höhe für alle Apotheken. Genau diese Forderung hat die ABDA kürzlich aufgestellt. Dafür spricht vor allem der Blick auf die vielen Aufgaben, die alle Apotheken gleichermaßen erfüllen müssen. Unabhängig vom Standort und von der Betriebsgröße müssen sie ihre Basisleistungen anbieten und die Betriebsbereitschaft sicherstellen. Das belastet kleine Apotheken überproportional. Ein pauschales Strukturhonorar würde diesen Anforderungen gerecht und wäre einfach umzusetzen.

Schwieriger Weg zu gezielter Förderung

Die Politik hat hingegen vielfach Interesse an einer gezielten Förderung für versorgungskritische Apotheken signalisiert. Die Auswahl solcher Apotheken erweist sich allerdings als herausfordernd, wie der Beitrag in der aktuellen Ausgabe der DAZ zeigt. Zunächst drängt sich auf, alle Apotheken zu fördern, die eine Gemeinde allein versorgen oder mindestens sechs Kilometer von der nächsten Apotheke entfernt sind. Dies ergibt sich aus vorangegangenen Betrachtungen zu den Kriterien für eine gute Versorgung (siehe DAZ 2022, Nr. 12). 

Allerdings fehlen dabei Kriterien für strukturschwache städtische Gebiete und es drohen Lücken und Fehlanreize, beispielsweise bei Apotheken, die in einer Richtung an ländliches und in der entgegengesetzten Richtung an dichter besiedeltes Gebiet angrenzen. Außerdem sollte die Doppelnatur der Versorgung berücksichtigt werden. Gute Versorgung heißt nicht nur, eine Apotheke erreichen zu können, sondern auch ein stabiles Netzwerk von Apotheken mit unterschiedlichen Schwerpunkten und Wettbewerb untereinander zu unterhalten. Darum erscheinen weitere Apotheken förderungswürdig. Um solche Apotheken zu identifizieren, können zusätzliche entfernungsabhängige Kriterien betrachtet oder förderungsbedürftige Gebiete ausgewählt werden. Darum geht es im Beitrag in der DAZ.

Gezielte Förderung: finanziell attraktiv

Finanzielle Erwägungen sprechen für eine gezielte Förderung. Wenn ein Zuschlag auf Rx-Arzneimittel in allen Apotheken erhoben wird und dann nur etwa einem Zehntel der Apotheken zugutekommt, kann mit überschaubaren Mitteln viel erreicht werden. Dies darf aber kein Grund sein, eine nachhaltige Stabilisierung des gesamten Systems aufzuschieben. Ein Gegenargument sind die drohenden Diskussionen über den Verteilungsmechanismus. Denn der Beitrag in der DAZ zeigt, dass es viele Möglichkeiten, aber wohl keinen Königsweg für eine Förderung einzelner versorgungskritischer Apotheken gibt.


Dr. Thomas Müller-Bohn (tmb), Apotheker und Dipl.-Kaufmann
redaktion@daz.online


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4 Kommentare

Gespräche und Signale

von kleiner Apotheker am 30.03.2023 um 15:31 Uhr

Gespräche und Signale gibt es seit Jahren.
Rausgekommen ist so gut wie gar nichts, jedenfalls nichts auf der Guthabenseite.
Jetzt, wo fast jede Berufsgruppe streikt wäre ein guter Zeitpunkt um auch zu streiken. Also bitte Streikbereitschaft abfragen, von mir aus nach Bundesländer, und dann los...
Und zwar Apotheke zu, den ganzen Tag.

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Strukturhonorar / Packungspauschale

von Linda F. am 30.03.2023 um 11:58 Uhr

Die Einführung eines Strukturhonorars würde (abgesehen vom Pauschalhonorar) noch mehr Bürokratie und Verwaltungskosten bedeuten. Die beste Lösung ist nach wie vor eine deutliche Anhebung der Packungspauschale auf mindestens 12 Euro. Damit wäre allen Apotheken geholfen, es entsteht keine zusätzliche Bürokratie und die flächendeckende Arzneimittelversorgung insgesamt würde deutlich gestärkt werden, was dringend notwendig ist!

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von Anita Peter am 30.03.2023 um 9:11 Uhr

Eine Stärkung in der Fläche kann auch zusätzlich (!) zur Honorarerhöhung über einen gestaffelten Kassenabschlag erreicht werden.

1. Wegfall bis 75.000 RX Packungen pro Apotheke
2. 2 Euro Abschlag 75.001 Packungen bis 150.000 Packungen Apotheke
3. 5 Euro Abschlag ab 150.001 Packungen pro Apotheke

Auch bei der Einkommensteuer steigt der Steuersatz bei steigendem Einkommen. Warum sollte man das bei uns nicht so machen. Und ich behaupte, dass 95% der Vor Ort Apotheken von o.g. Regelung nicht schlechter gestellt sind bzw. profotieren.

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AW: Hervorragende Idee

von ratatosk am 30.03.2023 um 18:26 Uhr

Wäre eine tolle einfache Möglichkeit, aber damit wird es bei der Politik die immer irgendwelche Günstlinge hat schon unten durch sein.
Den Großversendern kann das nicht gefallen und damit hat man auch schon die Ministerialen gegen sich.
Und dann ist da ja noch der Karl, der die öffentlichen einfach weghaben will, weil er sie nicht mag, egal wie erbärmlich seine Einstellung auch sein mag.
Und damit es nicht vergessen wird, es wird hier über Förderung geredet, als wenn diese irgendwie in Sicht wäre, nein, wir haben nach Jahren Nichtanpassung auch noch einen Vernichtungsabschlag von Karl erhalten, das ist die bittere Realität, alles andere Wunschdenken, wohl aus der Verzweiflung heraus und damit ein wenig verständlich.

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