Shop Apotheke und Galenica gründen Schweiz-Joint Venture

Während sich die Zur Rose Group, die Muttergesellschaft von DocMorris, gerade aus dem Schweizer Geschäft zurückzieht, geht der niederländische Wettbewerber Shop Apotheke Europe offenbar den umgekehrten Weg und stärkt seine Position auf dem eidgenössischen Markt: Er schließt mit dem Schweizer Gesundheitsdienstleister Galenica eine „strategische Partnerschaft“, wie Shop Apotheke in einer Mitteilung bekannt gibt.

Dafür wählen die beiden Unternehmen eine komplexe Konstruktion: Demnach wird die Mediservice AG, ein seit 20 Jahren tätiger Medikamentenlieferant und Tochtergesellschaft von Galenica, zunächst das Schweizer Geschäft von Shop Apotheke erwerben. Mediservice soll zudem künftig als gemeinsame Joint-Venture-Gesellschaft der beiden Unternehmen fungieren. In weiteren Schritten erwirbt Shop Apotheke 51 Prozent der Anteile an der Joint-Venture-Gesellschaft, also einen Mehrheitsanteil. Galenica wiederum gewährt Shop Apotheke ein Darlehen in der Höhe des nicht näher benannten Kaufpreises, das mit dem Kaufpreis für den Erwerb des Schweizer Geschäfts von Shop Apotheke verrechnet werden soll.

Zur Finanzierung der Transaktion wird Shop Apotheke den Angaben zufolge eine Kapitalerhöhung durchführen. Für die Wandlung des gewährten Darlehens sollen etwa 1,2 Millionen neue Aktien an Galenica ausgegeben werden. Darüber hinaus soll Galenica eine Bareinlage in Höhe von rund 29 Millionen Euro an Shop Apotheke erbringen, für die Galenica von Shop Apotheke wiederum rund 400.000 neue Aktien erhält. Die insgesamt 1,6 Millionen neuen Aktien werden an Galenica zu einem Preis von 72 Euro ausgegeben. Damit hätte die Kapitalerhöhung ein Volumen von rund 115,2 Millionen Euro. Nach Durchführung der Kapitalerhöhung soll Galenica mit einem Anteil von etwa 8 Prozent an Shop Apotheke Europe beteiligt sein.

Die Gründung des Joint Ventures und die Durchführung der Kapitalerhöhung werden laut Unternehmensangaben nach der Zustimmung der Wettbewerbsbehörden vollzogen, die im ersten Halbjahr 2023 erwartet wird.

Mediservice beliefert in der Schweiz vor allem Patienten mit chronischen Erkrankungen mit Arzneimitteln. Neben dem Versand von Medikamenten gegen Rezept bietet das Unternehmen zudem „diverse spezialisierte Serviceleistungen“ an, vermittelt Gesundheitswissen und gibt Tipps für den Alltag mit Medikamenten.

In einer ersten Reaktion kommt die Ankündigung der strategischen Zusammenarbeit offenbar positiv an. Analyst Alexander Thiel von der Investmentbank Jefferies spricht laut dpa von einem „sehr interessanten Schritt“. Er sehe attraktive Möglichkeiten, um „Cross-Selling“ zu betreiben. Damit gemeint sei, mit sich ergänzenden Produkten neue Potenziale zu schaffen.