Interpharm 2023 Heimversorgung KOMPAKT

Medikationsanalyse kann helfen, das Delir-Risiko zu senken

Stuttgart - 03.04.2023, 09:15 Uhr

Dr. Stefanie Brune ist Apothekerin, AMTS-Managerin, Referentin und Autorin. Sie leitet die medizinisch-wissenschaftliche Abteilung der SCHOLZ Datenbank und arbeitet nebenberuflich in der öffentlichen Apotheke. (Foto: Hahn / DAZ)

Dr. Stefanie Brune ist Apothekerin, AMTS-Managerin, Referentin und Autorin. Sie leitet die medizinisch-wissenschaftliche Abteilung der SCHOLZ Datenbank und arbeitet nebenberuflich in der öffentlichen Apotheke. (Foto: Hahn / DAZ)


Die Prävalenz von Deliren liegt bei Heimbewohnern in der Langzeitpflege bei bis zu 70 Prozent. In vielen Fällen wäre diese Notfallsituation vermeidbar. Wie Apotheken dazu beitragen können, dass ein Delir im besten Fall gar nicht erst auftritt, erläuterte die Apothekerin Dr. Stefanie Brune in ihrem Vortrag bei der Interpharm online Heimversorgung KOMPAKT.

Hinter Störungen des Bewusstseins, Desorientiertheit sowie Halluzinationen und Wahnvorstellungen kann ein Delir stecken. Dieses bleibt allerdings häufig unerkannt, was schwere Folgen haben kann, da es sich um eine Notfallsituation handelt, die einer stationären Behandlung bedarf. Zudem geht ein Delir mit einer erhöhten Mortalität einher – unbehandelt versterben 22 bis 76 Prozent der Patienten.

Besonders betroffen sind ältere Menschen – ein hohes Lebensalter ist der wichtigste prädisponierende Faktor für ein Delir. Als wichtigste Noxen, die ein Delir auslösen können, gelten chirurgische Eingriffe, Intensivpflicht und Blutverlust. Danach folgen unter anderem anticholinerge Arzneimittel, Hypo- und Hyperglykämien, Infektionen, Elektrolytentgleisungen und psychoaktive Arzneimittel. Das zeigt, dass eine Vielzahl an Medikamenten eine Rolle spielen kann – etwa 30 Prozent der Delire sind arzneimittelinduziert. Hier kann die Apotheke präventiv mit einer Medikationsanalyse ansetzen.

Im Rahmen einer Medikationsanalyse sollte ein Fokus darauf liegen, potenziell inadäquate Wirkstoffe (Stichwort PIM) zu vermeiden. Dazu können die PRISCUS- und FORTA-Liste helfen. Die Substanzen, die in Bezug auf ein Delir die wichtigste Rolle spielen, sind Anticholinergika. Zentralgängige Arzneimittel mit hoher anticholinerger Last sollten daher möglichst vermieden und insgesamt die anticholinerge Gesamtlast reduziert werden. Auch eine dopaminerge oder serotonerge Medikation sollte überprüft werden. Des Weiteren sollte auf Arzneimittel geachtet werden, die zu Hyponatriämie führen können, dazu gehören beispielsweise Diuretika und Antipsychotika. Aber auch andere Arzneimittel können delirogen wirken, darunter Antibiotika, insbesondere Gyrasehemmer, und Virostatika, wie Aciclovir.

Neben der pharmazeutischen Dienstleistung der Medikationsanalyse kann die Apotheke auch Ärzte und medizinisches sowie Pflegepersonal für ein Delir-Risiko sensibilisieren. Bei Letzteren zum Beispiel durch gezielte Schulungen zu Auslösern, Symptomen und Präventionsmaßnahmen bei Delir.

Ticket sichern und Vortrag nachhören

Wenn Sie noch tiefer in das Thema Delir einsteigen möchten, können Sie sich noch ein Ticket für die Veranstaltung Heimversorgung KOMPAKT sichern und den Vortrag von Frau Dr. Brune nachträglich anschauen. Mit dem Ticket erhalten Sie auch Zugang zum Begleitmaterial zum Vortrag als Download.

Noch mehr INTERPHARM 2023

Die Heimversorgung kompakt ist nur der Anfang. Nach Ostern geht es dann online am 14. April weiter mit dem ApothekenRechtTag. Es folgt Apotheke und Wirtschaft am 21. April und am 26. Mai Zukunft Personal.

Außerdem ist die INTERPHARM 2023 auch endlich zurück in Präsenz: Wir treffen uns am 5. und 6. Mai in der Lokhalle in Göttingen unter anderem zum pharmazeutischen Kongress, zum PTAheute Kongress und zum INTERPHARM Forum.

Tickets und weitere Infos gibt es hier. 


Desiree Aberle, Apothekerin, Redakteurin DAZ
redaktion@daz.online


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