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DoxyPEP
Mit Doxycyclin STI vorbeugen – wirksam, aber keine gute Idee?
Hinter der Abkürzung PEP verbirgt sich die Postexpositionsprophylaxe, die Apotheker:innen vor allem im Zusammenhang mit HIV ein Begriff sein dürfte. Wäre es nicht eine gute Idee, wenn es vergleichbar dazu auch eine medikamentöse Prophylaxe gegen bakterielle sexuell übertragbare Krankheiten geben würde? Eine aktuelle Studie zeigt, dass eine PEP mit dem Antibiotikum Doxycyclin (nur einmal 200 mg) wirksam Syphilis, Tripper oder Chlamydien verhindern kann – Experten halten eine Empfehlung für den praktischen Alltag aber für unwahrscheinlich.
In Zeiten von Antibiotika-Resistenzen und entsprechendem sparsamen Gebrauch mutet die prophylaktische Gabe von Antibiotika für einige sicher etwas merkwürdig an. Zum Beispiel zur Prophylaxe einer Borreliose nach einem Zeckenstich wurde sie aber bereits diskutiert. Eine einzelne Tablette Doxycyclin kann theoretisch das Risiko nach Zeckenstich an einer Borreliose zu erkranken senken, deutsche Leitlinien empfehlen eine solche Prophylaxe aber (noch) nicht.
Eine Studie im „New England Journal of Medicine“ hat nun untersucht, ob eine Doxycyclin-Prophylaxe auch sexuell übertragbaren Infektionen (STI) vorbeugen könnte. Wie das Science Media Center (SMC) dazu erläutert, soll so im Sinne einer „Pille danach“ die Entstehung von Krankheiten wie Syphilis, Tripper oder Chlamydien verhindert werden. Doch ist das eine gute Idee?
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Laut der Studie kann Doxycyclin, wenn es innerhalb von 72 Stunden nach ungeschütztem Sex eingenommen wurde, vor zwei Drittel der genannten STIs schützen. Wie das SMC ausführt, wurden in der randomisierten Studie Männer, die Sex mit Männern haben (MSM), und Transfrauen untersucht, die eine Präexpositionsprophylaxe (PrEP) gegen das humane Immundefizienzvirus (HIV) einnahmen oder mit einer HIV-Infektion lebten. Zudem hatten alle Proband:innen in dem Jahr vor Studienbeginn eine Infektion mit einer STI durchgemacht.
Schließlich wurden die Teilnehmer:innen entweder für die Einnahme von 200 mg Doxycyclin innerhalb von 72 Stunden nach kondomlosem Sex (Doxycyclin-Postexpositionsprophylaxe, DoxyPEP) oder für die Standardbehandlung ohne Doxycyclin zufällig in Gruppen eingeteilt. Die Inzidenz von mindestens einer STI pro Nachbeobachtungsquartal galt als primärer Endpunkt der Studie, STI-Tests wurden vierteljährlich durchgeführt.
Häufige Doxycyclin-Einnahme, aber keine Sicherheitsbedenken?
Im Schnitt kam die DoxyPEP viermal pro Monat zum Einsatz, wobei aber 25 Prozent der Teilnehmer:innen sogar zehn Dosen oder mehr von dem Antibiotikum einnahmen. Sicherheitsbedenken oder Akzeptanzprobleme gab es laut den Studienautor:innen jedoch keine. Wem der Antibiotikaeinsatz nun viel vorkommt, sollte wissen: „Auch bei regelmäßiger Anwendung von durchschnittlich vier Dosen pro Monat haben die Patientinnen und Patienten, die Doxycyclin als Prophylaxe verwendet haben, insgesamt nicht mehr Antibiotika eingenommen als die Kontrollgruppe. Denn eine akute Infektion mit STIs wird teilweise auch über mehrere Tage antibiotisch behandelt“, erläuterte Assoc. Professor Georg Stary von der Medizinischen Universität Wien dem SMC. Er ist dort Leiter der Forschungsgruppe „Translational Immunology in Mucosa and Skin (TIMS)“ am Institut für Dermatologie. Allerdings bedeutet das nicht, dass Stary keine Gefahr für die Entstehung von Resistenzen durch die DoxyPEP sieht:
„Besorgniserregend ist allerdings, dass es in dieser Patientengruppe zu vermehrten Resistenzen bei Gonokokken kam.“
Solche Resistenzen sind schon länger ein Problem, deshalb hält er die langfristige Verwendung von DoxyPEP nicht für sehr zukunftsträchtig und rät: „Patienten sollten dazu angehalten werden, regelmäßig STI-Zentren für Abstriche und Aufklärungsgespräche aufzusuchen.“ Eine Empfehlung für die DoxyPEP sei „wenn überhaupt – nur für eine selektive Gruppe sinnvoll“, beispielsweise wie sie in der Studie abgebildet wird.
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Professor Norbert Brockmeyer, Leiter des Zentrums für Sexuelle Gesundheit und Medizin, Katholisches Klinikum Bochum und Vorsitzender der Deutschen-STI-Gesellschaft hat neben Resistenzen zudem weitere Sicherheitsbedenken bei wiederholter DoxyPEP: „Man muss davon ausgehen, dass es eine deutliche Veränderung des Mikrobioms geben wird und bei langer Anwendung auch vermehrt Nebenwirkungen auftreten werden. Auch Wirkungen auf die Spermatogenese (Fruchtbarkeit des Mannes) und Wirkungen auf die Entzündungsreaktion sind zu erwarten.“ Außerdem gibt er zu bedenken, dass Daten aus den USA nicht eins zu eins auf Europa übertragbar sind und empfiehlt: „Wir sollten vielmehr über die Impfung von Risikopersonen bezüglich Gonokokken mit dem MenB-Impfstoff nachdenken, bei einer zu erwartenden Immunität von 30 bis 40 Prozent.“ Die DAZ berichtete im vergangenen Jahr darüber, dass ein bereits zugelassener Meningokokken-B-Impfstoff einen partiellen Schutz gegen Gonorrhö bietet.
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