LUA warnt vor illegalem Potenzmittel

Vorsicht: „Blue Bulls Power“ enthält Sildenafil

Stuttgart - 11.04.2023, 16:45 Uhr

Potenzmittel aus dem Internet – das ist keine gute Idee. (Foto: LUA)

Potenzmittel aus dem Internet – das ist keine gute Idee. (Foto: LUA)


Wer Potenzmittel im Internet bestellt, sollte sich bewusst machen, dass es sich dabei um illegale Arzneimittel handeln kann. Das Landesuntersuchungsamt (LUA) Rheinland-Pfalz warnt aktuell vor dem Produkt „Blue Bulls Power“.

Bei einem Potenzmittel, das der Zoll bei der Einfuhr nach Deutschland sichergestellt hat, haben Fachleute kürzlich den Wirkstoff Sildenafil entdeckt. Auf der Packung von „Blue Bulls Power“ war dieser allerdings nicht angegeben. Das Landesuntersuchungsamt (LUA) Rheinland-Pfalz warnt nun also vor dem Produkt. 

Gefährlich wird die fehlende Deklaration vor allem dann, wenn die Anwender zeitgleich Präparate einnehmen, die Stickstoffmonoxid freisetzen (sog. NO-Donatoren, „Nitrate“). Das betrifft vor allem Patienten mit Angina Pectoris.

Sildenafil zählt zur Gruppe der Phosphodiesterase-5(PDE-5)-Hemmer. Diese bewirken eine Gefäßerweiterung – unter anderem im männlichen Glied. Dadurch werden die Schwellkörper besser durchblutet und eine Erektion begünstigt. Gleichzeitig hält diese auch über eine längere Zeit an. Sildenafil (z. B. Viagra®) wird deshalb zur Behandlung der erektilen Dysfunktion eingesetzt.

Allerdings findet die Vasodilatation auch an anderen Gefäßen statt, was eine Senkung des Blutdruckes nach sich ziehen kann. Diese Wirkung macht man sich bei der Behandlung der pulmonalen Hypertonie (z. B. Revatio®) zunutze. 

Da NO-Donatoren, wie z. B. Glyceroltrinitrat, die Gefäße auf ähnliche Weise erweitern, kann es bei gleichzeitiger Einnahme von PDE-5-Hemmern zu einem gravierenden Blutdruckabfall mit schwerwiegenden Folgen (z. B. Bewusstseinsverlust, Herzinfarkt)  kommen. Deshalb ist die gleichzeitige Anwendung von PDE-5-Hemmern und NO-Donatoren kontraindiziert.

Auch ist bei gleichzeitiger Anwendung von Alphablockern (z. B. Terazosin, Tamsolusin) oder Ritonavir (Proteaseinhibitor) Vorsicht geboten.

Sildenafil hat einige Nebenwirkungen

Sildenafil kann unter anderem zu Kopfschmerzen, Schwindel, Verdauungs- und Sehstörungen führen. Für Personen mit z. B. schwerer Herzerkrankung, niedrigem Blutdruck oder einem vor Kurzem stattgefundenen Schlaganfall bzw. Herzinfarkt ist Sildenafil ebenfalls nicht geeignet.

Produkte mit Sildenafil sind in Deutschland zulassungspflichtig, zudem dürfen sie nur unter ärztlicher Aufsicht angewendet werden. Deshalb unterliegt Sildenafil hierzulande der Verschreibungspflicht. Beides wird bei „Blue Bulls Power“ der indischen Firma Walgrow nicht berücksichtigt. Rechtlich gesehen handelt es sich somit um ein illegales Medikament, welches in Deutschland nicht verkauft werden darf. Auch der Handel stellt bereits eine Straftat dar, die mit einer Freiheits- oder Geldstrafe geahndet werden kann. Das betreffende Produkt wurde über das Internet bestellt.

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Der Fund ist bei weitem kein Einzelfall: Immer wieder werden Potenzmittel – aber auch Diätprodukte – mit nicht deklarierten Wirkstoffen entlarvt. Daher rät das LUA Verbrauchern grundsätzlich davon ab, Potenzmittel im Internet zu bestellen. 2019 fand das LUA gleich vier mutmaßlich aus Asien stammende Produkte mit nicht deklariertem Sildenafil: „Great Penis“, „Black King Kong“ und zwei Versionen von „Long Sheng for Man“. Eine Zulassung hatten alle vier Produkte nicht. 

Packungen von „Great Penis“, „Black King Kong“ und „Long Sheng for Man“ (Foto: LUA)

Und auch in den Globuli „Power Khan“, die als „100 Prozent natürliches Kräuterprodukt ohne Nebenwirkungen“ beworben wurden, entdeckte das LUA 2019 den Wirkstoff Sildenafil.

Im selben Jahr warnte auch das Regierungspräsidium Tübingen vor einem ähnlichen Fall: Das als „rein natürlich“ beworbene Nahrungsergänzungsmittel „Rammbock“ enthielt einer Untersuchung zufolge Sildenafil in nicht unerheblichen Mengen (bis zu 105 mg).

Da immer wieder Produkte mit nicht deklarierten Wirkstoffen vom LUA enttarnt werden, stellt das Amt auf seiner Website eine Übersicht aller beanstandeten Produkte zur Verfügung. 


Nadine Sprecher, Apothekerin, Redakteurin PTAheute.de
redaktion@daz.online


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