Fermentierte Lebensmittel

Hat Kimchi positive Effekte auf die Gesundheit?

Stuttgart - 12.04.2023, 16:45 Uhr

Kimchi ist gewürztes, milchsauer vergorenes Gemüse. Durch die enthaltenen Bakterien und Nährstoffe soll es sich günstig auf Adipositas, das Reizdarm-Syndrom und die allgemeine Gesundheit auswirken. (Foto: vaaseenaa / AdobeStock)

Kimchi ist gewürztes, milchsauer vergorenes Gemüse. Durch die enthaltenen Bakterien und Nährstoffe soll es sich günstig auf Adipositas, das Reizdarm-Syndrom und die allgemeine Gesundheit auswirken. (Foto: vaaseenaa / AdobeStock)


Kimchi ist ein fermentiertes Lebensmittel, das ein fester Bestandteil der koreanischen Küche ist. Dem milchsauer vergorenen Gemüse werden gesundheitsfördernde Effekte zugeschrieben, die in einigen Studien bereits untersucht wurden. Ein neu erschienenes Review hat nun randomisierte kontrollierte Studien zusammengefasst, um dem Kimchi auf den Grund zu gehen. Welche Auswirkungen auf Blutfettwerte, Adipositas oder ein Reizdarm-Syndrom hat das traditionelle Nahrungsmittel?

Seit Jahrhunderten wird Fermentation zum Haltbarmachen von Lebensmitteln eingesetzt. Bei dem koreanischen Gericht Kimchi werden verschiedene Gemüsesorten milchsäurevergoren. Hierfür wird das Gemüse zuerst gesalzen, gewürzt und dann fermentiert. In Korea konsumieren viele Menschen fast zu jeder Mahlzeit Kimchi, im Durchschnitt 50 bis 200 g täglich. Zur Herstellung des Lebensmittels werden verschiedene Gemüsesorten verwendet, darunter Rüben oder Rettiche, Gurken, Kohl und Frühlingszwiebeln. Den Milchsäurebakterien, die für die Fermentation verantwortlich sind, werden probiotische, gesundheitsfördernde Effekte zugeschrieben. Bakterien, die Laktat als Stoffwechselprodukt absondern und bereits in Kimchi identifiziert wurden, gehören beispielsweise zu den Gattungen Lactobacillus, Leuconostoc und Weissella.

Die Milchsäuregärung wird immer wieder mit gesundheitsfördernden Effekten in Verbindung gebracht, da die enthaltenen Mikroorganismen günstig auf das Darmmikrobiom wirken sollen. Kimchi ist zudem ballaststoffreich und enthält Vitamine und Mineralstoffe, sowie zahlreiche sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe wie Gingerol, Isothiocyanate oder Sitosterole. Ein aktuelles Review hat sich die Auswirkungen von Kimchi auf gesunde Erwachsene, Menschen mit Adipositas oder Reizdarm-Syndrom angeschaut. Was kam dabei heraus?

Mehr zum Thema

In dem Review eines koreanischen Forschungsteams wurden elf randomisiert kontrollierte Studien mit gesunden oder gesundheitlich eingeschränkten Teilnehmenden, darunter Personen mit Adipositas, Reizdarmsyndrom, Prädiabetes oder Krebs inkludiert. In den Studien wurde Kimchi als Lebensmittel, Nahrungsergänzungsmittel oder probiotische Zubereitung verzehrt und die Auswirkungen auf verschiedene Gesundheitsparameter untersucht.

Bei gesunden Teilnehmenden

In einer der inkludierten Studien konnte eine hohe Verzehrsmenge von Kimchi (210 g pro Tag) verglichen mit einer niedrigen Zufuhr (15 g pro Tag) die Serumlipide und Nüchternglucosewerte bei gesunden Erwachsenen senken. In einer anderen Studie wurde der LDL-Cholesterol-Spiegel und der Körperfettanteil durch Kimchi reduziert und das atheroprotektive HDL-Cholesterol erhöht. 
In einer Untersuchung von Song et al. konnte probiotisch aufbereiteter Kimchi den Body-Mass-Index, den Körperfettanteil und die Triglyceride, sowie den Cholesterol-Spiegel und pro-inflammatorische Marker senken. Außerdem fanden sich Hinweise darauf, dass der Kimchi sich positiv auf die Darmgesundheit auswirken kann, da als schädlich eingestufte Enzyme und Metabolite weniger im Stuhl zu finden waren.

In einer Studie von Lee et al zeigte die Kimchi-Diät jedoch keine positiven immunmodulatorischen Ergebnisse bei gesunden Probanden.

Bei Adipositas und Reizdarm

Die in dem Review berücksichtigten Studien über die Effekte von Kimchi bei Adipositas legen nahe, dass der Hüftumfang und der Körperfettanteil durch das fermentierte Lebensmittel gesenkt werden könnten. Blutwerte, wie die Fettwerte oder immunologische Parameter, unterschieden sich hierbei entgegen den Aussagen der obigen Studien nicht oder nicht signifikant.

Patienten mit Reizdarm könnten von Kimchi profitieren, da sowohl Kimchi als Lebensmittel, als auch als Nahrungsergänzungsmittel oder Probiotikum in der berücksichtigten Studie half: Bauchschmerzen, Unwohlsein, Verstopfung und Blähungen konnten in ihrer Intensität reduziert werden. Die Gesamtheit der Symptome wurden jedoch nicht beeinflusst, auch Entzündungswerte blieben weitestgehend unverändert.

Probieren geht über studieren

Kimchi ist ein sehr heterogenes Nahrungsmittel, da verschiedene Gemüsesorten zur Herstellung verwendet werden können. Je nach Fermentationsstadium, Temperatur und pH-Wert sind unterschiedliche Bakterien, hauptsächlich verschiedene Milchsäurebakterien, zu finden. Die potenziellen Auswirkungen des Nahrungsmittels auf den Körper können daher von Kimchi zu Kimchi variieren.

Der Review macht eines klar: Die Studienlage zur gesundheitlichen Auswirkung von Kimchi ist dürftig. Die Untersuchungen sind oft wenig aussagekräftig, da die Teilnehmerzahlen gering waren und der Interventionszeitraum sich oft nur über einige Wochen erstreckte. Neben randomisiert kontrollierten Studien, die in den Review eingingen, finden sich bei Eigenrecherche etliche Analysen mit weniger starkem Design. Das koreanische Forschungsteam konkludiert, dass Kimchi ein natürliches Lebensmittel ist, das bereits seit Langem von Menschen verzehrt wird und als sicher einzustufen ist. Es besitzt wahrscheinlich gesundheitsfördernde Effekte, die es durch groß angelegte Langzeitstudien zu beweisen gilt.

Zur Gewichtsreduktion bei Adipositas, Symptomlinderung beim Reizdarm-Syndrom und zur Förderung der allgemeinen Gesundheit könnte der Verzehr von Kimchi einen Beitrag leisten. Versuchen kann man es ja mal …


Juliane Russ, Volontärin DAZ
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


1 Kommentar

Kimmich

von Dr. Schweikert-Wehmer am 12.04.2023 um 18:30 Uhr

Man kann jetzt die Schuld nicht alleine bei Kimmich suchen!

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.