Aktualisierte Cochrane Reviews

Hypertone Kochsalzlösung und Physiotherapie – was hilft Kindern mit Bronchiolitis?

Stuttgart - 13.04.2023, 09:15 Uhr

Bei sehr kleinen Patient:innen gelingt die Inhalation am besten mit einem Vernebler und einer Babymaske. (Foto: komokvm / AdobeStock)

Bei sehr kleinen Patient:innen gelingt die Inhalation am besten mit einem Vernebler und einer Babymaske. (Foto: komokvm / AdobeStock)


An einer infektiösen Bronchiolitis erkranken viele Kinder in ihren ersten Lebensjahren. Obwohl es keine kausale Therapie für die oft virale Erkrankung gibt, erholen sich die meisten Kinder innerhalb weniger Tage zu Hause. Welche unterstützenden Maßnahmen den kleinen Patient:innen beim Gesundwerden helfen, ist umstritten. Zu zweien davon hat Cochrane nun seine Übersichtsarbeiten aktualisiert.

Eine Entzündung der kleinsten Äste des Bronchialbaumes, eine Bronchiolitis, kann verschiedene Ursachen haben, darunter Infektionen, Allergien, (Auto-)Immunerkrankungen, Aspirationen und die Exposition von Tabakrauch. Bei Säuglingen und Kleinkindern liegt besonders häufig eine Virusinfektion, insbesondere mit dem Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV), zugrunde: Etwa jedes dritte Kind erkrankt vor Vollendung seines dritten Lebensjahres, die meisten zwischen ihrem dritten und sechsten Lebensmonat.

Bemerkbar macht sich die Infektion durch Symptome wie Dyspnoe, Tachykardie, Keuchen, Giemen und Husten. Die gute Nachricht: die meisten Kinder erholen sich nach etwa fünf Tagen in ihrer häuslichen Umgebung. Nur in besonders schweren Fällen oder wenn Risikofaktoren vorliegen, ist eine Hospitalisierung erforderlich.

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Als Behandlung werden die Genesung unterstützende Maßnahmen empfohlen – nur welche? Darüber scheint sich die Fachwelt uneins zu sein. Um hier Klarheit zu schaffen, wurde 2020 eine S2k-Leitlinie mit dem Titel „Behandlung von virusinduzierten obstruktiven Atembeschwerden im Säuglingsalter und Kleinkindalter (Bronchiolitis/obstruktive Bronchitis)“ bei der Arbeitsgemeinschaft der wissenschaftlichen medizinischen Fachgesellschaften (AMWF) angemeldet, die im August dieses Jahres fertiggestellt sein soll. In der Anmeldung ist zu lesen: „Die Behandlung der Krankheitsbilder ist im deutschsprachigen Raum heterogen. Entgegen der Evidenzlage werden häufig kurzwirksame ß2-Mimetika, hypertone Kochsalz-Inhalationen und Kortikosteroide appliziert.“

Für seine Bemühungen um Evidenz in der Medizin bekannt ist das Cochrane-Netzwerk, welches jüngst zwei seiner Übersichtsarbeiten zur infantilen Bronchiolitis aktualisiert hat.

Hypertone Kochsalzlösung

In dem ersten der beiden Updates, widmeten sich die Autor:innen der Fragestellung, ob das Inhalieren hypertoner Kochsalzlösung mit ≥ 3 Prozent NaCl (mit oder ohne Zusatz von Bronchodilatatoren) im Vergleich zu isotoner Kochsalzlösung mit 0,9 Prozent NaCl oder der Standardbehandlung die Verweildauer im Krankenhaus bzw. die Hospitalisierungsrate senkt. Sie fanden eine Reduktion des Krankenhausaufenthaltes um knapp zehn Stunden (Grundlage: 21 Studien) und eine Senkung der Hospitalisierungsrate um 13 Prozent (Grundlage: 8 Studien). Allerdings wird für beide Ergebnisse eine niedrige Sicherheit („low-certainty evidence“) angegeben, unter anderem, da in manchen Studien die Zuteilung der Kinder zu den Behandlungsgruppen nicht randomisiert erfolgte. Insgesamt stuften sie die Behandlung als sicher ein, Nebenwirkungen seien nur in milder und spontan abklingender Form beobachtet worden.

Physiotherapie der Brust

In der zweiten kürzlich aktualisierten Übersichtsarbeit wurde die Effektivität einer physiotherapeutischen Behandlung der Brust unter Berücksichtigung verschiedener Techniken ausgewertet. Ziel der physiotherapeutischen Behandlung ist jeweils die Erleichterung des Sekrettransportes aus den Atemorganen hinaus. Für die physiotherapeutischen Techniken der Vibration, Perkussion sowie der forcierten Ausatmung fanden die Autor:innen keinen Effekt, wobei die Sicherheit dieses Fundes hoch war („high-certainity evidence“). Bei letzterer Technik wurden zudem Nebenwirkungen beobachtet. Die langsame passive Ausatemtechnik hingegen führte zu einer milden bis mittleren Verbesserung der Krankheitsschwere – wenngleich für diesen Fund eine geringe Sicherheit („low-certainty evidence“) angegeben wird. Zu neueren Techniken wie instrumentellen Techniken oder der Rhinopharyngealen-Clearance-Technik lagen nicht genügend Daten für eine Einschätzung vor.

Was können Apothekenteams Eltern also raten? Falls die Eltern mit ihrem Säugling oder Kleinkind noch nicht beim Kinderarzt waren, sollte diesen aufzusuchen die erste Empfehlung sein. Falls keine stationäre Behandlung nötig ist und ein entsprechendes Verneblungsgerät vorhanden ist, kann eine Behandlung mit hypertoner Kochsalzlösung vor der aktuellen Evidenzlage einen Versuch wert sein. Generell und in dieser Situation besonders sollten Kinder keinem (Zigaretten-)Rauch ausgesetzt werden. Darüber hinaus sind Eltern mit Paracetamol in für das Kind passender Darreichungsform und Dosierung gut ausgerüstet, falls im Laufe der Erkrankung Fieber auftreten sollte.


Gesa Gnegel, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (gg)
redaktion@daz.online


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