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Bürokratie und Apotheke
„Handlungsunfähig durch Überregulierung“
Vom Gefahrstoffverzeichnis über Retaxationen bis zur Überprüfung durch den Zoll: Der Aufwand für Bürokratie nimmt einen stetig steigenden Teil der Arbeit in Apotheken ein. Nur: In der Politik scheint es dafür überhaupt kein Bewusstsein zu geben. Die Vorsitzende der Freien Apothekerschaft, Daniela Hänel, hat sich die Mühe gemacht und eine Liste erstellt – und an einen Parlamentarier geschickt.
Der Bundestagsabgeordnete Andrew Ullmann (FDP) wollte nicht so recht glauben, wie viel Aufwand Vor-Ort-Apotheken mit Bürokratie und Dokumentation betreiben müssen. Die Vorsitzende der Freien Apothekerschaft, Daniela Hänel, hatte sich nach der Kittelübergabe an das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) Ende März mit dem Abgeordneten zum Gespräch getroffen. Dabei stellte er infrage, dass die Apotheken tatsächlich in Bürokratie erstickten, wie Hänel der DAZ berichtet. Nun hat sie Ullmann daher eine detaillierte Liste dazu zukommen lassen.
„Wie sie sehen, werden wir so überreguliert und durch diese Bürokratie, Dokumentation und Einhaltung sämtlicher Gesetze, Verordnungen, Richtlinien, Vorgaben, Auflagen, Lieferverträge ist ein pharm. Arbeiten, so wie es im Studium der Pharmazie vermittelt und gelehrt wird, gar nicht mehr möglich“, heißt es in ihrem auf den gestrigen Donnerstag datierten Anschreiben an den FDP-Politiker. „Wir sind durch die Überregulierung nicht mehr handlungsfähig, um Krisensituation jeglicher Art meistern zu können.“
Acht Seiten Übersicht
Die Übersicht umfasst acht Seiten, einschließlich einer Auflistung zu Stellen von Arzneimitteln für 40 Heimbewohner und der dazu benötigten Zeit. Sie habe insgesamt etwa sechs Stunden an der Liste gearbeitet, mit Abstimmung innerhalb der Freien Apothekerschaft, sagt Hänel gegenüber der DAZ. Soweit ihr bekannt ist, habe noch niemand in allen Einzelheiten aufgelistet, mit welcher bürokratischen Arbeit die Apotheker tagtäglich zu kämpfen haben – eigentlich wäre so etwas Aufgabe der Standesvertretung, findet die Apothekerin aus Zwickau. Der Witz an der Sache sei nun aber, dass dieser Mehraufwand, den sie auf ihrer Liste festgehalten habe, nicht entlohnt werde: „Dafür gibt es keinen Cent.“ Man müsste einmal ausrechnen, wie viel das ausmachen würde.
Noch keine Rückmeldung
Am 30. März hatten sich Hänel und weitere Betroffene im Anschluss an die Aktion „Der letzte Kittel“ in Berlin mit verschiedenen Bundestagsabgeordneten über die Probleme der Heilberufler ausgetauscht, auch mit Ullmann. Er habe sich die Aufzählung von den jeweiligen Organisationen erbeten, „um etwas in der Hand zu haben“, dass er dann auch im Gesundheitsausschuss vorlegen kann – und auch an Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) weiterleiten. Rückmeldung habe es seither noch keine gegeben, so Hänel, aber der Brief sei ja auch erst gestern rausgegangen – und im Regierungsviertel in Berlin seien wohl noch Osterferien.
1 Kommentar
Bürokratismus
von Alfons Neumann am 16.04.2023 um 1:50 Uhr
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