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Geriatrie
Therapieresistente Depression: Augmentation oder Präparatewechsel?
Wenn eine antidepressive Therapie bei älteren Patienten nicht mehr anspricht, gibt es zwei Möglichkeiten: Man kann den Wirkstoff wechseln oder die bestehende Therapie mit einem zusätzlichen Wirkstoff ergänzen. Doch was ist eher zu empfehlen? Eine Studie gibt Orientierung.
Depressionen älterer Patienten sind keine Seltenheit, und oftmals schlagen Firstline-Therapien nicht an. Stellt sich nach zwei Therapieversuchen mit Antidepressiva keine Besserung ein, spricht man von einer therapieresistenten Depression. Ist dies der Fall, kann entweder ein Wechsel auf einen Vertreter einer anderen Wirkstoffklasse erfolgen (Switch) oder man fügt einen weiteren Wirkstoff hinzu (Augmentation). In einer offenen, von einem Patientenverband unterstützten Studie wurden verschiedene Möglichkeiten miteinander verglichen. An ihr nahmen Patienten im Alter von mindestens 60 Jahren mit einer behandlungsresistenten Depression teil, knapp 70 Prozent von ihnen waren weiblich. Die Studie umfasste zwei Abschnitte von jeweils zehn Wochen. In einer ersten Stufe wurden 619 Patienten 1:1:1 drei Gruppen mit unterschiedlichen Therapieschemata zugeordnet:
- Augmentation der antidepressiven Medikation mit Aripiprazol
- Augmentation der antidepressiven Medikation mit Bupropion
- Wechsel auf Bupropion.
In der zweiten Stufe wurde die Therapie von 248 Patienten, deren Symptome sich in der ersten Stufe nicht verbesserten (n = 125) oder die für die erste Stufe ungeeignet waren (n = 123), im Verhältnis 1:1 wie folgt angepasst:
- Augmentation der antidepressiven Medikation mit Lithium oder
- Wechsel auf Nortriptylin.
Der primäre Studienendpunkt umfasste Veränderungen beim psychologischen Wohlbefinden. Diese wurden anhand einer Skala des US-amerikanischen National Institute of Health ermittelt. Höhere Werte sind dabei ein Indikator für ein größeres Wohlbefinden. Im Durchschnitt der Bevölkerung liegt der Wert bei 50. In einem sekundären Endpunkt wurde die Remission der Depression ermittelt.
Augmentation mit Aripiprazol punktet
Die unterschiedlichen Vorgehensweisen führten zu folgenden Ergebnissen: In der ersten Stufe zeigte sich eine Verbesserung unter allen drei Optionen, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß. Die Zunahme des Wohlbefindens betrug unter einer Augmentation mit Aripiprazol 4,83 Punkte und unter einer Augmentation mit Bupropion 4,33 Punkte. Der Wechsel auf Bupropion führte zu einer Verbesserung um 2,04 Punkte. Statistisch signifikant war nur der Unterschied zwischen der Aripiprazol-Augmentation und dem Wechsel zu Bupropion (Differenz 2,79 Punkte; p = 0,014).
Was den sekundären Endpunkt anbelangt, so erreichten unter einer zusätzlichen Gabe von Aripiprazol 28,9 Prozent der Patienten eine Remission, unter zusätzlichem Bupropion 28,2 Prozent und nach der Umstellung auf Bupropion 19,3 Prozent. Unter einer Augmentation mit Bupropion traten innerhalb von etwa zehn Wochen häufiger Stürze auf als unter den anderen Therapieschemata (0,55 pro Patient unter Bupropion-Augmentation, 0,33 pro Patient unter Aripiprazol-Augmentation und 0,38 pro Patient bei Umstellung auf Bupropion).
In der zweiten Stufe der Studie führte eine Augmentation mit Lithium zu einer Verbesserung um 3,17 Punkte und die Umstellung auf Nortriptylin zu einer Verbesserung um 2,18 Punkte. Der Unterschied zwischen diesen zwei Optionen war statistisch nicht signifikant. Die Remissionsraten lagen bei 18,9 Prozent unter einer Augmentation mit Lithium und 21,5 Prozent bei einem Wechsel auf Nortriptylin. Die Sturzhäufigkeit war unter beiden Schemata ähnlich (0,47 pro Patient bzw. 0,38 pro Patient).
Was heißt das für die Praxis?
Das beste Ergebnis wurde durch die zusätzliche Gabe von Aripiprazol erzielt, und zwar im Hinblick auf die Verbesserung des Wohlbefindens und die Remission der Depression. Sprechen eine Augmentation mit Aripiprazol oder Bupropion oder ein Wechsel auf Bupropion nicht an, kann ein Wechsel auf Nortriptylin oder eine Augmentation mit Lithium eingeleitet werden.
Literatur
Lenze EJ et al. Antidepressant Augmentation versus Switch in Treatment-Resistant Geriatric Depression. N Engl J Med 2023;388(12):1067-1079, doi: 10.1056/NEJMoa2204462
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