Aktionstag in Schleswig-Holstein

Verband bittet um Apothekenschließung am Dienstagvormittag

Süsel - 03.05.2023, 10:45 Uhr

Im vergangenen Herbst protestierten Apotheken schon einmal mit Schließungen. In Schleswig-Holstein ist der nächste Aktionsplan am 9. Mai geplant. (Foto: IMAGO / Nikito)

Im vergangenen Herbst protestierten Apotheken schon einmal mit Schließungen. In Schleswig-Holstein ist der nächste Aktionsplan am 9. Mai geplant. (Foto: IMAGO / Nikito)


Der Apothekerverband Schleswig-Holstein ruft die Mitgliedsapotheken zu einem Aktionstag am 9. Mai auf. Die Apotheken werden gebeten, am Dienstag nächster Woche „möglichst von 8 bis 14 Uhr zu schließen“, heißt es im jüngsten Rundschreiben des Verbandes. Damit solle vor der Kommunalwahl am 14. Mai ein politisches Zeichen gesetzt werden.

Das jüngste Rundschreiben des Apothekerverbandes Schleswig-Holstein steht unter dem Motto „Es fehlen die Arzneimittel, es sterben die Apotheken“. Der Verband verweist auf den Tarifabschluss für die Beschäftigten von Bund und Kommunen. Dieser sehe einen Inflationsausgleich von 3000 Euro sowie eine Erhöhung der Tarifentgelte um 200 Euro und 5,5 Prozent vor. Die prozentuale Steigerung betrage damit zwischen 8 und 16 Prozent. Der Verband argumentiert dazu: „Das haben unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und Sie als Inhaberin und Inhaber auch verdient!“ Doch die Apothekeninhaber hätten die letzte Honorarerhöhung 2013 erhalten, die Lieferengpässe würden in den Apotheken Kosten in Höhe einer halben Vollzeitkraft verursachen und die Einnahmen würden durch die Ausweitung des Zwangsrabattes sogar gekürzt. „So geht es nicht weiter“, folgert der Verband und verweist auf eine im Februar durchgeführte Mitgliederbefragung. Dort sei gefragt worden, ob die Mitglieder bereit wären, ihre Apotheke an einem festgesetzten Tag zu schließen – mit Ausnahme der Notdienstapotheken – und sich öffentlichkeitswirksam an einem Aktionstag zu beteiligen. Deutlich mehr als die Hälfte der Mitglieder hätten an der Umfrage teilgenommen und über 93 Prozent hätten sich für einen weiteren Aktionstag ausgesprochen.

Erfahrung aus dem Oktober

Den Hintergrund für diese Umfrage bildete der Aktionstag, zu dem der Verband bereits im vergangenen Herbst aufgerufen hatte. Am Mittwoch, dem 19. Oktober 2022, hatten viele Apotheken in Schleswig-Holstein, Brandenburg, Hamburg und dem Saarland nachmittags geschlossen. Viele Medien hatten darüber positiv berichtet, und der Verband hatte dies als großen Erfolg gewertet. Die Verbände hatten damals einen Mittwochnachmittag als Aktionstag genutzt, an dem regelmäßig einige Apotheken und die meisten Arztpraxen schließen.

Mehr zum Thema

Der neue Aktionstag soll allerdings an einem Dienstagvormittag stattfinden. Der Verband bittet, die Apotheken am 9. Mai, „möglichst von 8 bis 14 Uhr zu schließen“. Über eine eventuelle Versorgung durch die Notdienstklappe steht im Rundschreiben nichts. Es gibt dort allerdings eine Begründung für den gewählten Termin. Rechtzeitig vor der schleswig-holsteinischen Kommunalwahl am 14. Mai solle damit gegenüber Kunden, Politikern und Medien auf den unverzichtbaren Stellenwert der Apotheken hingewiesen werden. „Die Kommunalwahl richtet den Fokus auf unser Zusammenleben vor Ort“, heißt es im Rundschreiben. Dazu wirft der Verband die Fragen auf: „Wie sähe eine Gemeinde ohne Apotheke, ohne Möglichkeit der persönlichen Beratung und des menschlichen Austausches aus? Wollen wir so leben?“

Aktionsmaterial vom Verband

In einem Flyer für die Kunden zeigt der Verband, wie die Apothekenzahl in Schleswig-Holstein seit 2008 gesunken ist und wie dort die Altersverteilung der Apothekeninhaber aussieht. Demnach sind 30,13 Prozent der Inhaber 60 Jahre alt oder älter. Im Flyer werden außerdem die zehn, Ende Februar beschlossenen Forderungen der ABDA aufgelistet. Als weiteres Aktionsmaterial bietet der Verband Plakate, darunter ein Motiv, das für die ABDA gedacht war und auf die Situation in Schleswig-Holstein umgearbeitet worden sei. Einige Plakate und ein Vordruck für einen Handzettel beziehen sich speziell auf den Einsatz der Apotheken gegen Lieferengpässe.

 


Dr. Thomas Müller-Bohn (tmb), Apotheker und Dipl.-Kaufmann
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


2 Kommentare

Streik

von K. Stülcken am 03.05.2023 um 19:09 Uhr

Ein Streik ist überhaupt nicht lächerlich. Nur mit Druck wird was zu erreichen sein. Was wäre das für ein Zeichen, wenn endlich mal alle mitmachen würden? Diese Uneinigkeit ist peinlich und deswegen nimmt man uns auch nicht ernst.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Kind in den Brunnen gefallen

von Stefan Siebert am 03.05.2023 um 15:23 Uhr

Das Kind ist doch schon lange in den Brunnen gefallen und leider ertrunken.
Wer hat uns denn in diese miserable Lage versetzt?
Das war doch der DAV mit seinen Verträgen.
Wie konnte man sich nur auf dieses Vergütungsmodell einlassen?
Ein halber Streiktag ist doch mehr als lächerlich.
Stattdessen sollten mit sofortiger Wirkung alle Verträge gekündigt werden und nur noch gegen Bares Medikamente abgegeben werden.
Siehe Schweiz, da ist der Apotheker noch etwas wert.
Gleichzeitig können gerne Ketten entstehen, in der ich als Geschäftsführer ein äußerst solides Gehalt verdienen würde und aller wirtschaftlichen Sorgen entledigt wäre.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.