AZ-Tipp

Diskriminierung ist vielfältig

08.05.2023, 13:45 Uhr

Am 23. Mai ist Tag der Diversität – auch für Apotheken ein guter Anlass, sich mit dem Thema Diskriminierung zu befassen. (Foto: Solidasrock / AdobeStock)

Am 23. Mai ist Tag der Diversität – auch für Apotheken ein guter Anlass, sich mit dem Thema Diskriminierung zu befassen. (Foto: Solidasrock / AdobeStock)


Apothekenteams und -kundschaft sind bunt gemischt. Dennoch ist das „Schubladendenken“ im Alltag präsent und die Toleranz gegenüber Anderssein nicht selbstverständlich. Wie kann man hier gegensteuern? 

Am 23. Mai ist Tag der Diversität – ein guter Anlass, sich auch in der Apotheke mit dem Thema Diskriminierung zu befassen. Alltäglich treffen wir auf viele Formen der Benachteiligung und oft wird uns gar nicht bewusst, dass es sich um Diskriminierung handelt. Die Differenzierung bezieht sich im täglichen Leben auf Geschlecht, sexuelle Orien­tierung, Alter, sozialen und finanziellen Status, ethnische Herkunft oder auf besondere persönliche Merkmale.

Menschen werden häufig nach ihrem beruflichen und privaten Status oder ihren Lebensweisen in Denkschubladen gesteckt. Unconscious Bias, also unbewusste kognitive Verzerrungen, lassen sich nicht einfach abschalten. Sie bilden verhaltenswirksame Tendenzen in der Beurteilung von Menschen, die auf unbewusste Wahrnehmungs- und Lernmechanismen zurückgehen.

Stereotypen und Kategorien sind im Leben normal, denn sie beruhen auf unseren Lernerfahrungen. Das Denken in Kategorien vereinfacht eine schnelle Einordnung einer Sachlage. Ohne solche vereinfachten Muster müssten Menschen jede Situation neu bewerten, was einen extremen mentalen Aufwand bedeuten würde. Kategorisierung der Menschen in bestimmte Gruppen verhindert allerdings, dass sie in ihrer Einzig­artigkeit und mit ihren jeweils besonderen Talenten wahrgenommen werden. Das führt dazu, dass unreflektierte Vorurteile Betroffenen Chancengerechtigkeit und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben erschweren.

Bodyshaming: Diskriminierung aufgrund von Aussehen

Kommentare zu Figur und Gewicht müssen sich viele Menschen täglich anhören: „Du hast zugenommen, mach doch etwas mehr Sport!“ oder auch „An dir ist ja gar nichts dran, du musst mehr essen!“. Bodyshaming bedeutet, jemanden aufgrund seiner körperlichen Erscheinung zu beurteilen, zu beleidigen oder abzuwerten. Was und wer als „schön“ gilt und welches Aussehen aktuell attraktiv wirkt, ist ständigem Wandel unterworfen. Menschen, die den vorgegebenen Idealen nicht entsprechen, werden nicht selten diskriminiert und gemobbt. Diese Art der Diskriminierung ist sehr weit ver­breitet – und das nicht nur in den sozialen Medien, sondern auch im realen Leben.

Der erste wichtige Schritt ist, negative Kommentare über das Aussehen grundsätzlich zu unterlassen und Gesprächspartner darauf hinzuweisen, wenn sie über andere lästern oder andere damit belästigen.

Für den Bereich der Personalauswahl hilft gegen diese Form der Benachteiligung ein objektives Bewerbungsverfahren und der Verzicht auf Bewerbungsfotos. Die Beurteilung des Kandidaten sollte idealerweise erfolgen, ohne vorher das Bild des Bewerbers gesehen zu haben. Beim ersten Durchschauen der Bewerbungsunterlagen sollte der Fokus gänzlich auf die fach­liche Eignung gelegt werden. Auf diese Weise ist die Gefahr von falschen Entscheidungen, die auf den Attraktivitätseffekt zurück­zuführen sein könnten, geringer.

Lesen Sie über weitere Formen der Diskriminierung wie Adultismus, Klassismus, Sexismus oder aufgrund eines Migrationshintergrundes und wie Sie damit in der Apotheke umgehen können im Bericht von AZ-Autorin Tatiana Dikta in der aktuellen AZ 2023, Nr. 19, S. 6


Apotheker Zeitung
redaktion@daz.online


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2 Kommentare

Schubladen verschwinden dann, wenn man die Identität NICHT mehr Ernst nimmt..

von Dr. House am 08.05.2023 um 16:24 Uhr

Wir machen aber genau das Gegenteil. Wenn man heute sagt, die eigene Identität nimmt man mit Humor oder ganz entspannt, begeht man aus woker Sicht schon den Kardinalfehler. Die Identität ist alles, ohne sie ist der Mensch nichts. Ein fataler Irrweg, eine völlige Fehlinterpretation von allem was Aufklärerisch ist. Dem Grundsatzgedanken der Antidiskriminierung liegt richtigerweise zugrunde, dass wir Menschen alle gleichwertig sind - hinsichtlich Würde, Freiheit, Rechten.
Doch müssen wir sehr genau hinschauen wofür die "woke"-Bewegung kämpft, bzw welche Früchte sie mitbringt.
Meiner Meinung nach wird Genderzwang, Quotenregelungen, dass Versteifen auf Identitäten ohne wirklich den Menschen zu sehen und last but not least viel zu offensive und zu frühe hormelle Eingriffe bei Kindern die Diskriminierung in den Köpfen der Menschen verstärken. Nur weil etwas nicht ausgesprochen wird, etwas nicht auf einem Papier stehen darf, eine Bewerbung ohne Foto sein soll, kann man rein gar nichts dagegen tun, was in den Köpfen der Menschen passiert. Doch das ist das Entscheidende. Wie denken wir ehrlich darüber, wenn eine Ricarda Lang sich selber zur Ernährungsmittelfachfrau erklärt? Bleibt uns nicht ein Klos im Halse stecken, wenn wir mitbekommen wie eine junge Frau sich die Brüste abnehmen lässt und einer Hormontherapie unterzieht, nur um anschließend noch depressiver und unglücklicher im Körper zu sein als vorher? Gabs neulich eine Doku in den öffentlich Rechtlichen. Alles unter Aufsicht von Ärzten, denen die Bewilligung der Krankenkassen gar nicht schnell genug gehen kann. Wir haben nicht die Pflicht diesen jungen Menschen alles zu geben wo nach ihnen der Kopf steht. Wir haben die Pflicht ihnen zu sagen: "Nehmt euer Äußerliches um Gottes WIllen nicht zu ernst." Wir erzeugen Bodyshaming dort wo vorher keins war... Wir erzeugen Ungerechtigkeit. Was ist, wenn es eine Frau durch allein fachliche Qualifikation gegen Männer durchgesetzt hat? Ist diese dann nicht diskriminiert, wenn es eine andere halb so geeignete Frau die gleiche Stelle durch eine Quotenregelung bekommt? Kürzlich meinte sogar Merkel in einem Interview, dass sie stolz auf ihren Abschluss "Physiker" ist, eben weil das der Beweis für ihre Qualifikation war. Verurteilen tun nur die, denen es überhaupt nicht um Qualifikation geht, sondern um Geltung, Aufmerksamkeit, Farben im tristen Gemüt.
Hauptsache woke und bunt und anders, weil es immer die ganze Menschenheitsgeschichte lang falsch gelaufen sein muss. Nur jetzt sind wir aufgeklärt, jetzt wissen wir ganz genau wie der Hase läuft, was gut für uns, unsere Gesellschaft ist.
So manch einer würde sagen: "Erst wenn keiner mehr in seinen Gefühlen verletzt wird, sind wir von Disrkiminierung befreit." Ich sage: "Das hört nicht auf. Wenn man erst einmal angefangen hat seine Opferrolle zu verinnerlichen, seine Verletzbarkeit zu trainieren, kommt man aus dem Strudel nicht mehr heraus."
Wir stehen nicht am Anfang einer großartigen Gesellschaft. Wir stehen kurz vor dem Ende.


» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Schubladen verschwinden dann, wenn man

von Karl Friedrich Müller am 08.05.2023 um 16:33 Uhr

Bravo!

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