Ein handfestes Problem

Welche Basispflege beim Handekzem?

Stuttgart - 09.05.2023, 10:45 Uhr

Ob zur Prävention oder zur Therapie: Regelmäßiges Eincremen ist wichtig! (Foto: AdobeStock / huoksi) 

Ob zur Prävention oder zur Therapie: Regelmäßiges Eincremen ist wichtig! (Foto: AdobeStock / huoksi) 


Ein Ekzem an der Hand kann stark einschränkend sein – schließlich lassen sich die Hände im Arbeitsalltag oft besonders schlecht schonen. In der vor kurzem aktualisierten S2k-Leitlinie zum Thema Handekzem, finden sich Hinweise zur Prävention und zur Auswahl der richtigen Basishautpflege, die auch für die Beratung im Apothekenalltag interessant sind.

Beim Handekzem handelt es sich um eine entzündliche, nicht-infektiöse Veränderung der Haut, die sich vor allem durch das Jucken der betroffenen Partien äußert. Letztere können gerötet, schuppend oder geschwollen sein, Bläschen, Krusten oder Risse aufweisen. Was auf den ersten Blick wie eine lästige Lappalie klingen kann, ist vielmehr ein handfestes Problem: Die Ein-Jahresprävalenz liegt bei fast 10 Prozent und kann bei mehr als jedem vierten Betroffenen zu einer Arbeitsunfähigkeit führen, nicht selten muss sogar der Job gewechselt werden.

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Schutz vor Handekzem

Hinter einem Handekzem können verschiedene Auslöser stecken, etwa (Kontakt-)Allergien oder eine atopische Dermatitis. Die häufigste Form stellt jedoch das irritative Kontaktekzem dar, bei welchem wiederholter Kontakt mit hautirritierenden Substanzen die Schutzbarriere schwächt. Dies trifft unter anderem für Menschen in sogenannten Feuchtarbeitsberufen (Friseur:innen, Reinigungskräfte, Gesundheitsberufler:innen, etc.) zu, aber auch das Verarbeiten von Nahrungsmitteln, Werkstoffen und Pflanzen oder das Führen von Maschinen ist mit einem erhöhten Risiko für Handekzeme verbunden.

Prävention: Wenig waschen, viel cremen

Personen mit einem erhöhten Risiko sind daher gut beraten, präventive Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Die jüngst aktualisierte S2k-Leitlinie „Diagnostik, Prävention und Therapie des Handekzems“ geht hierbei insbesondere auf drei Bereiche ein:

Das Tragen von Schutzhandschuhen kann helfen, den Kontakt zu irritativen und allergisierenden Substanzen zu vermeiden. Damit sie nicht selber zum Problem werden, ist auf den Okklusionseffekt zu achten. Dem Feuchtestau im Handschuh kann durch häufiges Wechseln oder das Unterziehen dünner Baumwollhandschuhe vorgebeugt werden.

Gewaschen werden sollten die Hände nur, wenn sie sichtbar verschmutzt sind oder um gefährliche Stoffe zu entfernen. Für eine Keimreduktion ist eine Desinfektion dem Waschen vorzuziehen. Falls das Waschen erforderlich ist, sollten lauwarmes (kein heißes) Wasser und milde Syndets (pH 5,5) zum Einsatz kommen.

Weiterhin ist das regelmäßige Eincremen mit Hautpflegeprodukten in ausreichenden Mengen zu empfehlen, insbesondere nach der Arbeit sowie vor dem Schlafengehen. Für sogenannte Hautschutzprodukte, die vor und während der Arbeit aufgetragen werden, wird in der Leitlinie eine umstrittene Wirksamkeit angegeben.

Topische Glucocorticoide sind Mittel der Wahl

Die Therapie des Handekzems richtet sich nach dessen Schweregrad. Bei leichten Ausprägungen sind topische Glucocorticoide Mittel der Wahl. Zu bevorzugen sind dabei Wirkstoffe mit einem niedrigen Risiko für eine Hautatrophie und einem günstigen therapeutischen Index (TIX), wie etwa Prednicarbat, Methylprednisolonaceponat oder Mometasonfuorat. Alternativ können Tacrolimus-Salben zum Einsatz kommen.

Für mittlere, schwerere und chronische Ausprägungen sieht die Leitlinie zusätzlich eine UV-Therapie sowie orale immunmodulierende Wirkstoffe vor (Alitretionin, Ciclosporin, Anti-IL-4/IL-13-Antikörper, JAK-Inhibitoren, Glucocorticoide), wobei sowohl die Phototherapie als auch systemische Glucocorticoide nicht für eine langfristige Anwendung geeignet sind.

Basistherapeutikum nach Erscheinungsbild auswählen

Hautpflege sollte als Basistherapie unterstützend auf allen Stufen angewendet werden. In Abhängigkeit von dem Erscheinungsbild der Haut schlägt die Leitlinie verschiedene vorteilhafte Inhaltsstoffe und Grundlagen vor.

Bläschenbildung: synthetische Gerbstoffe, Lotio alba, Pasta exsiccans NRF, (fett-)feuchte Umschläge

Nässend/superinfiziert: „feucht auf feucht“, (fett-)feuchte Umschläge, Chlorhexidin, Polyhexanid, Octenidin, Clioquinol

Hyperkeratosen: Salicylsäure (≤ 10 Prozent), Harnstoff, Hydrokolloidverbände (Rhagaden), Cignolin

Subakute Ekzemreaktion/Lichenifikation: Ichthyol, Polidocanol, Harnstoff

Trocken/schuppig: Emulsionen, glycerinhaltige Basiscreme

Diese Inhaltsstoffe und Grundlagen dürften Apotheker:innen gut bekannt sein und bieten eine nützliche Orientierung dafür, welche Basispflege welchen Kund:innen empfohlen werden kann. Ein Gang zum (Haut-)Arzt ist insbesondere bei möglicherweise berufsbedingten Handekzemen ebenfalls eine sinnvolle Empfehlung: So kann festgestellt werden, ob es sich um eine Berufskrankheit handelt.


Gesa Gnegel, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (gg)
redaktion@daz.online


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