Ein Drittel der Patient:innen von Hautläsionen betroffen

Bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen auch an die Haut denken

Stuttgart - 15.05.2023, 09:30 Uhr

Bei Hautläsionen sollten Menschen mit einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung hellhörig werden. (Foto: AdobeStock / Pixel-Shot)

Bei Hautläsionen sollten Menschen mit einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung hellhörig werden. (Foto: AdobeStock / Pixel-Shot)


Nicht selten gehen chronisch entzündliche Darmerkrankungen mit extraintestinalen Manifestationen einher. Auch die Haut kann davon betroffen sein und das, wie eine neue Studie aus Litauen nochmal betont, sogar sehr häufig. Welche Ursachen können hinter den Hautläsionen stecken?

Bauchschmerzen, schmerzhafter Stuhldrang, Durchfälle – Patient:innen, die an den chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CEDs) Colitis Ulcerosa oder Morbus Crohn leiden, haben aufgrund ihrer gastrointestinalen Symptome oftmals einen hohen Leidensdruck. Zudem können die CEDs auch sogenannte extraintestinale Manifestationen und somit Beschwerdebilder außerhalb des Magen-Darm-Traktes verursachen. Häufig ist hiervon die Haut und/oder Schleimhaut betroffen.

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Zu der Frage, wie häufig genau, finden sich in der Literatur schwankende Werte. Richter und Rappersberger geben in einem 2016 erschienenen Übersichtsartikel eine Häufigkeit von 10 bis 15 Prozent an. Eine neue Studie aus Litauen fand sogar bei 30 Prozent der 152 im Krankenhaus behandelten CED-Patient:innen mit der Grunderkrankung assoziierte Hautläsionen. Besonders häufig mit der CED vergesellschaftet waren hierbei Psoriasis und Dermatitiden (jeweils 6 Prozent), aber auch die sehr schmerzhafte „Knotenrose“ Erythema nodosum (4 Prozent) und die zu Ulzera führende Pyoderma gangrenosum (3 Prozent) wurden regelmäßig beobachtet.

Auslöser Immunsystem

Auslöser für die unangenehmen bis schwerwiegenden Hautveränderungen dürfte in vielen Fällen die überschießende bzw. veränderte Immunreaktion sein, die auch an der Entstehung der CED maßgeblich beteiligt ist. In diesen Fällen kann eine Anpassung der immunsupprimierenden bzw. -modulierenden Medikation erforderlich und hilfreich sein. Bei CED-Patient:innen sollten aber noch zwei weitere Faktoren bedacht werden, die sich mit Hautläsionen vorstellen.

Auslöser Mangelernährung

Zum einen kann es bei CED-Patient:innen aufgrund der gestörten Darmfunktion und/oder einem Appetitsverlust in seltenen Fällen zu einer Mangelernährung kommen. Das Fehlen wichtiger Vitamine und Spurenelemente wiederum kann dann zu dermatologischen Symptomen führen. Ein besonderes Augenmerk sollte auf Biotin und Zink gelegt werden, aber auch ein Mangel an Vitamin A, C, K sowie der B-Vitamine kann sich an Haut und Schleimhaut bemerkbar machen. In diesen Fällen schafft eine Substitution der fehlenden Vitamine oder Spurenelemente Abhilfe.

Auslöser Nebenwirkung

Weiterhin nehmen CED-Patient:innen oft dauerhaft Arzneimittel ein. Insbesondere, wenn Hautläsionen kurz nach dem Ansetzen oder Wechsel eines Medikaments auftreten, ist auch eine unerwünschte Arzneimittelwirkung als Auslöser in Betracht zu ziehen. So sind etwa bei den Wirkstoffen Mesalazin, Methotrexat und Infliximab laut Fachinformation dermale Nebenwirkungen häufig. In diesen Fällen sollte ein Wechsel des Medikaments erwogen werden.

Häufige dermale Nebenwirkungen (≥ 1/100 bis < 1/10)

  • Mesalazin: Hautausschlag
  • Methotrexat: Exantheme, Erytheme, Juckreiz, Hautulzerationen
  • Infliximab: Neuauftreten oder Verschlechterung einer Psoriasis, Urtikaria, Hautausschlag, Pruritus, Hyperhidrose, Hauttrockenheit, Ekzem

Quelle: Fachinformationen

Apothekenteams können Kund:innen mit CED empfehlen, die Haut regelmäßig zu inspizieren und bei auftretenden Läsionen und Veränderungen einen Dermatologen aufzusuchen. Diesen sollten die Patient:innen über die vorliegende CED und entsprechende Medikation informieren.


Gesa Gnegel, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (gg)
redaktion@daz.online


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