- DAZ.online
- News
- Pharmazie
- Ciclopirox
Fuß- und Nagelpilz sind die häufigsten oberflächlichen Pilzerkrankungen, aber auch Haut und Schleimhäute können betroffen sein. Leitlinien – wie die 2022 unter Federführung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft erschienene S1-Leitlinie Onychomykose – empfehlen eine topische Behandlung mit Antimykotika. Unsere heutige Ausgabe des Wirkstofflexikons wirft einen Blick auf Ciclopirox, ein Antimykotikum mit breitem Wirkungsbereich. Hier zum Nachlesen oder Anhören in unserem Podcast!
Ob Haut, Schleimhäute oder Nägel, oberflächliche Pilzinfektionen sind ein häufiges Beratungsthema in der Apotheke. Auf der Haut zeigen sich Symptome wie Rötung, Brennen, Juckreiz oder Schuppung. Auf erkrankten Schleimhäuten bilden sich Beläge, betroffene Nägel verfärben sich und es kommt zu Änderungen der Struktur der Nagelplatte. Eine Behandlung ist zwingend notwendig, denn die Infektionen heilen unbehandelt nicht aus und die Erreger sind von Mensch zu Mensch übertragbar. Das Erregerspektrum ist breit: Dermatophyten, Schimmelpilze oder Hefen zählen dazu. Die Infektionen sind mit einer topischen Therapie meist erfolgreich zu behandeln. Je nach befallenem Areal stehen dafür unterschiedliche Zubereitungen zur Verfügung.
Heilt die Mykose trotz sachgemäßer topischer Behandlung mit beispielsweise Ciclopirox oder eine anderen Antimykotikum nicht aus, sind größere Areale oder gar innere Organe betroffen, entscheidet ein Arzt bzw. eine Ärztin, ob eine systemische Therapie mit einem anderen Wirkstoff indiziert ist.
Wirkmechanismus
Ciclopirox ist ein Breitspektrum-Antimykotikum. Seine Wirkung richtet sich gegen Dermatophyten, Hefen, Schimmelpilze und andere Pilze. Nach der Applikation penetriert es gut in die Hornschichten der Haut und in das Keratin der Nägel. Bei einem Pilzbefall reichert es sich dort im Inneren der Pilzzellen an und schädigt Strukturen und Organellen dieser Zellen wie die Zellwand, die Zellmembran oder die Mitochondrien. Zellen regulieren über Transportmechanismen in der Zellmembran die Aufnahme lebensnotwendiger Substanzen. Ciclopirox stört diese Transporter. Es kommt zu einer Hemmung der Aufnahme von lebenswichtigen Zellbausteinen, während gleichzeitig verstärkt essenzielle Zellbestandteile aus der Zelle ausströmen. Die Pilzzelle wird konzentrationsabhängig entweder in ihrem Wachstum gehemmt oder löst sich auf. Das bestätigen auch In-vitro-Untersuchungen, bei denen fungizide und fungistatische Wirkungen beobachtet wurden.
Ebenfalls in vitro wurden sporozide, antibakterielle und antiphlogistische Eigenschaften beobachtet. Ein Umstand, der für die Anwendung bei unklaren Infektionen oder Mischinfektionen spricht.
Ciclopirox oder Ciclopirox olamin – wo ist eigentlich der Unterschied? Ciclopirox olamin ist das Ethanolamin-Salz des Ciclopirox. Es wird vor allem in Lösungen, Cremes sowie in Vaginalzäpfchen verwendet. Als Rezeptursubstanz ist nur Ciclopirox olamin erhältlich. Aus Gründen der Lokalverträglichkeit und Stabilität empfiehlt das DAC/NRF Ciclopirox gezielt durch Ansäuerung der Rezeptur aus Ciclopirox olamin zu fällen.
Bisher gibt es keine Anzeichen für Resistenzentwicklungen gegenüber Ciclopirox in den Zielorganismen.
Pharmakokinetik
Ciclopirox dringt bei Anwendung auf der Nagelplatte in das Keratin ein und reichert sich dort in fungizid wirksamen Konzentrationen an. Bei lokaler Applikation auf der Haut werden lediglich 1,3 Prozent des Wirkstoffs resorbiert, sodass mit keinen systemischen Wirkungen zu rechnen ist. Bei vaginaler Anwendung liegt die systemische Verfügbarkeit deutlich höher, bei 15 bis 20 Prozent.
Nebenwirkungen
Bei der Anwendung von Creme oder Lösung auf der Haut kann es in seltenen Fällen zu einem Brennen an der Applikationsstelle kommen. Aufgrund der geringen Resorptionsrate sind keine systemischen Nebenwirkungen zu erwarten.
Wechselwirkungen
Wechselwirkungen zwischen Ciclopirox und anderen Wirkstoffen sind nicht bekannt. Bei der Anwendung wirkstoffhaltiger Cremes im Genital- oder Analbereich ist zu beachten, dass in der Creme enthaltene Hilfsstoffe wie dickflüssiges Paraffin die Reißfestigkeit von Kondomen vermindern können.
Kontraindikationen
Generell ist die Anwendung von Ciclopirox bei Überempfindlichkeit gegen diesen Wirkstoff kontraindiziert. Wirkstoffhaltige Externa sind nicht zur Anwendung am Auge oder auf offenen Wunden geeignet.
Dosierung
Creme/Lösung/Gel: Zur Anwendung auf der Haut oder auf den Schleimhäuten werden einprozentige Zubereitungen von Ciclopirox oder Ciclopirox olamin als Creme oder Lösung angeboten. Ein 0,77-prozentiges Gel mit Ciclopirox ist zur Anwendung im Zwischenzehenbereich oder bei Männern im Gesicht und am behaarten Kopf gedacht. Die Anwendung erfolgt zweimal täglich bis über das Abklingen der Symptome hinaus über einen Zeitraum von etwa zwei bis vier Wochen.
Shampoo: Shampoo mit einem einprozentigen Gehalt an Ciclopirox wird ein- bis zweimal wöchentlich über vier Wochen bis maximal 16 Wochen in Folge angewendet.
Vaginalzäpfchen: Vaginalzäpfchen mit 100 mg Ciclopirox olamin werden einmal täglich – am besten vor dem Zubettgehen – tief in die Scheide eingeführt. Die Anwendung erfolgt bis zu einer erfolgreichen Behandlung üblicherweise an sechs aufeinanderfolgenden Tagen.
Vaginalcreme: Von der einprozentigen Vaginalcreme mit Ciclopirox olamin wird einmal täglich am besten vor dem Zubettgehen eine Applikatorfüllung mit etwa 5 Gramm Zubereitung tief in die Scheide eingeführt.
Nagellack: Wasserlöslicher achtprozentiger Nagellack mit Ciclopirox wird einmal täglich in einer dünnen Schicht auf die gesamte Nagelplatte der von Nagelpilz betroffenen Nägel sowie im Umfang von 5 mm auf die umgebende Haut aufgetragen. Weil behandelte Nägel bei wasserlöslichem Lack mindestens sechs Stunden lang nicht gewaschen werden dürfen, ist die Anwendung abends vor dem Zubettgehen empfohlen. Eine regelmäßige Entfernung des erkrankten Nagelmaterials ist ratsam. Die Behandlung muss bis zur vollständigen Ausheilung und bis der gesunde Nagel nachgewachsen ist, durchgeführt werden. Das dauert sechs bis zwölf Monate. Bei ausgedehntem Befall sollte eine zusätzliche orale Behandlung in Erwägung gezogen werden.
Nicht wasserlöslicher Nagellack mit 8 Prozent Ciclopirox wird im ersten Behandlungsmonat jeden zweiten Tag, im zweiten Monat zweimal wöchentlich und im dritten Monat einmal wöchentlich angewendet. Einmal wöchentlich wird vor dem Neuauftrag mit Alkohol der gesamte Nagellack und erkranktes Nagelgewebe entfernt.
Schwangerschaft und Stillzeit
Es liegen noch keine ausreichenden Daten zur Beurteilung möglicher Auswirkungen in der Schwangerschaft und Stillzeit vor. Die Anwendung sollte nur nach Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen. Ciclopirox olamin kann in die Muttermilch übergehen. Ist eine Behandlung in der Stillzeit zwingend notwendig, sollte man eine Stillpause einplanen und die Zubereitung nicht im Brustbereich applizieren.
Quellen
- ABDA Datenbank: Wirkstoffdossiers (Zugriff 03.05.2023)
- DAC/NRF Rezepturhinweise Ciclopirox olamin (Zugriff 03.05.2023)
- Fachinformation Batrafen® Lösung/Batrafen® Creme/Batrafen® Puder/Batrafen® Vaginalcreme, Sanofi-Aventis Deutschland GmbH. Stand Nov. 2016
- Fachinformation Batrafen®, 7,7 mg/g Gel, Sanofi-Aventis Deutschland GmbH. Stand Sept. 2014
- Fachinformation Batrafen® S, 10 mg/g Shampoo, Sanofi-Aventis Deutschland GmbH. Stand Mai 2015
- Fachinformation Nagel Batrafen® A, 8 % wirkstoffhaltiger Nagellack, Sanofi-Aventis Deutschland GmbH. Stand Juli 2014
- Fachinformation Nagel Batrafen®, 8 % wirkstoffhaltiger Nagellack, Sanofi-Aventis Deutschland GmbH. Stand Sept. 2014
- Fachinformation Ciclopoli® gegen Nagelpilz, 8 % wirkstoffhaltiger Nagellack, Almirall Hermal GmbH. Stand Jan. 2017
- Fachinformation inimur myko, 100 mg Vaginalzäpfchen, Almirall Hermal GmbH. Stand Jan. 2017
- Fachinformation Sebiprox® 1,5 % Lösung, Stiefel Laboratorium GmbH. Stand Sept. 2020
- Fachinformation Ciclotau®, 1 % Vaginalcreme, Almirall Hermal GmbH. Stand Jan. 2020
- Fachinformation Ciclocutan Lösung, Dermapharm AG. Stand März 2016
- Fachinformation Ciclopirox-ratiopharm® 1 % Creme, ratiopharm GmbH. Stand Okt. 2013
- Fachinformation Ciclopirox-ratiopharm® 1 % Lösung, ratiopharm GmbH. Stand Okt. 2013
- Geisslinger G, Menzel S, Gudermann T, Hinz B, Ruth P. Mutschler Arzneimittelwirkungen. Pharmakologie – Klinische Pharmakologie – Toxikologie. 11. Auflage 2020, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.