Eskalationsstrategie

Verbände und Kammern trommeln zum Apothekenprotest

Berlin - 15.05.2023, 12:16 Uhr

Die Apotheken wollen sich nicht mehr länger kaputtsparen lassen. (Foto: IMAGO / Nikito)

Die Apotheken wollen sich nicht mehr länger kaputtsparen lassen. (Foto: IMAGO / Nikito)


Der für den 14. Juni geplante Protesttag nimmt Form an: Einige Apothekenverbände und -kammern rufen zur Teilnahme auf und auch ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening bekräftigt ihre Unterstützung. Die Apothekerkammer Niedersachsen kündigt für den 12. Juni zudem eine gesonderte Protestaktion in Hannover an – unter dem Motto: „Uns geht die Puste aus!“.

Apothekerverbände und -kammern trommeln zum Protest: Noch vor dem Wochenende erreichte die Mitglieder einiger Apothekerorganisationen ein Brief, in dem sie darüber informiert wurden, dass für Mittwoch, den 14. Juni, bundesweit Proteste vorgesehen sind. Unterstützung für den Protest wird von der ABDA kommen.

Die Apothekerkammer Niedersachsen legt noch einen drauf: Sie plant am 12. Juni von 15 bis 17 Uhr einen Aktionstag „eine bunte und auffällige Performanceaktion in der Altstadt von Hannover“. Unter dem Motto „Uns geht die Puste aus!“ wolle man „die Öffentlichkeit und die Politik aufmerksam machen, wie wichtig die Apotheke vor Ort ist“, so Kammerpräsidentin Cathrin Burs in einem Brief vom Freitag. „Die Aktion lebt davon, dass Apothekerinnen und Apotheker, PhiP, PTA sowie andere Mitarbeitende aus den Apotheken anwesend sind und mit den Passanten und Gästen über die angespannte Situation in den Apotheken sprechen“, heißt es in dem Aufruf. Es wird um eine Anmeldung bis zum 31. Mai per E-Mail bei der Pressestelle unter presse@apothekerkammer-nds.de gebeten. Info-Material werde Ende Mai zur Verfügung gestellt.

Overwiening: „Bundesregierung hat Protesttag provoziert“

Unterdessen bekräftigt auch die ABDA noch einmal ihre Unterstützung für den bundesweiten Protesttag am 14. Juni. In einer Pressemitteilung vom Montag erklärt Präsidentin Gabriele Regina Overwiening: „Für unseren Berufsstand steht fest: Die Bundesregierung hat diesen Protesttag provoziert.“ Die Bundesregierung destabilisiere die Arzneimittelversorgung in Deutschland, indem sie die Probleme der öffentlichen Apotheken in ihren Gesetzesvorhaben immer wieder übergehe. Jeden Tag müssten Apotheken dicht machen und der Nachwuchs sehe unter den gegebenen Bedingungen keine wirtschaftliche Perspektive, in die Selbständigkeit zu gehen. „Darauf müssen wir aufmerksam machen“, betont Overwiening.

Der Vorsitzende des Deutschen Apothekerverbands (DAV), Hans-Peter Hubmann, forderte alle Kolleginnen und Kollegen auf, sich am Protesttag am 14. Juni zu beteiligen. Die Apotheken hätten trotz steigender Kosten und Inflation in den vergangenen zehn Jahren keine Honoraranpassung erhalten. „So kann es nicht weitergehen. Wir müssen die Bevölkerung und die Politik dringend auf unsere schwierige Lage hinweisen.“

Am Freitag war bekannt geworden, dass die ABDA die Apotheken an dem Protesttag unter anderem mit Infomaterial unterstützen wird. Zur Begründung hieß es, dass man in den vergangenen Wochen auf verschiedene Weise die Politik auf die Forderungen der Apothekerschaft aufmerksam gemacht habe, es aber keine Hinweise auf ein Einlenken der Bundesregierung gebe. Bereits zuvor hatte die ABDA einen Riesenflyer an Bundestagsabgeordnete verschickt, mit der Aufforderung, den Kabinettsentwurf für das Lieferengpass-Gesetz im parlamentarischen Verfahren zu korrigieren. Anfang Mai hatte die ABDA einen Wegweiser für ihre Eskalationsstrategie veröffentlicht.


Matthias Köhler, DAZ-Redakteur
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Wenn wir da nicht mehrheitlich mitmachen...

von Rainer W. am 15.05.2023 um 16:06 Uhr

... ist uns auch nicht mehr zu helfen.

Die nächste Tariferhöhung wird über 10% sein. Der Großhandel wird die Konditionen kürzen. Die wenigsten können das noch überleben.

Das Apothekenhonorar basiert auf den Zahlen von 2002, und wurde dank der Erhöhung des Kassenrabatts auch wieder darauf reduziert.

Wer glaubt, nicht auf einen Tag Umsatz verzichten zu können soll sich überlegen, ob die Apotheke nochmal 20 Jahre ohne Honorarerhöhung überlebt.

Lasst uns endlich gemeinsam für die flächendeckende, gesicherte Arzneimittelversorgung in Deutschland einstehen. Es wird für sehr viele die letzte Chance sein.

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