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Positionspapier des Studierendenverbandes
BPhD: Klare Worte zum Thema Homöopathie
Nun sag’, wie hast du’s mit der Homöopathie? – Dieser apothekerlichen Gretchenfrage nahm sich der Bundesverband der Pharmaziestudierenden (BPhD) auf seiner am vergangenen Wochenende stattgefundenen Tagung an. In einem Positionspapier äußern sich die Studierenden kritisch gegenüber der Homöopathie, aber auch gegenüber anderen von ihnen als „ungesicherte Therapierichtungen“ definierten Methoden.
Vertreter:innen von 22 Fachschaften trafen sich am vergangenen Wochenende zur 134. Bundesverbandstagung der Pharmaziestudierenden in Marburg. Hier fanden nicht nur die Wahlen der neuen Vorstandmitglieder statt, es wurden auch gleich drei Positionspapiere verabschiedet. Darunter waren zwei Stellungnahmen des europäischen Dachverbands (European Pharmaceutical Students‘ Association) zu den Themen mentale Gesundheit und Anerkennung von Studienleistungen im Ausland sowie eine eigene zum Thema Homöopathie. Darin erteilt der Bundesverband der Pharmaziestudierenden (BPhD) Homöopathika eine eindeutige Absage und stellt gleich mehrere Forderungen an Berufsstand, Hersteller, Behörden und Gesetzgebung auf.
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Als Grund für die Ablehnung gibt der BPhD eine mangelnde Wissenschaftlichkeit der homöopathischen Prinzipien sowie fehlende Wirksamkeitsbelege über den Placeboeffekt hinaus an. Die Berufung auf den Therapieerfolg vermeintlich belegende, positive Behandlungsergebnisse lässt der BPhD nicht als Argument für eine Wirksamkeit gelten, hier könnten Korrelation und Kausalität nicht voneinander getrennt und verzerrende Faktoren nicht ausgeschlossen werden.
„Hahnemanns Lehren sind mit den Grundsätzen wissenschaftlicher Erkenntnis nicht in Einklang zu bringen. Verglichen mit der evidenzbasierten Medizin ist Homöopathie ein konstruiertes, illusorisches Konzept, diametral entgegengesetzt zum Stand der wissenschaftlichen Erkenntnis.“
Als problematisch, insbesondere bei der Bewerbung der Produkte, bewertet der Studierendenverband in diesem Zusammenhang die Bezeichnung von Homöopathika als „alternativ“ oder „natürlich“. Ersteres sei irreführend, da Homöopathika keine in Bezug auf evidenzbasierten Verfahren gleichermaßen geeignete Behandlungsmöglichkeit darstellten. Letzteres grenze Homöopathie nicht ausreichend von der Phytopharmazie ab, im Rahmen derer es durchaus evidenzbasierte Therapeutika gebe.
Darauf aufbauend formulieren die Studierenden eine Reihe von Forderungen – nicht nur für Homöopathika. Auch andere vom BPhD als „ungesicherte Therapierichtungen“ definierte Methoden, wie etwa Anthroposophie, Traditionelle Chinesische Medizin und traditionelle Arzneimittel, schließen sie in viele ihrer Anliegen mit ein.
Der Forderungskatalog umfasst hierbei die Anwendung gleicher wissenschaftlicher Standards für alle Präparate, die Aberkennung des Arzneimittelstatus und die Aufhebung der Apothekenpflicht von Homöopathika, die verpflichtende Anbringung eines Warnhinweises „Dieses Präparat hat keine erwiesene Wirkung über den Placeboeffekt hinaus“ sowie die Anpassung des rechtlichen Rahmens dahingehend, dass eine Erstattung zulasten der gesetzlichen Krankenkassen nicht mehr möglich ist.
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Auch in puncto (Aus-)Bildung soll sich nach Ansicht des BPhD einiges tun. Nebst Kampagnen zur Öffentlichkeitsbildung fordern sie auch die Abschaffung der Spezialisierungsmöglichkeiten für Apotheker:innen im Bereich von ungesicherten Therapieverfahren, sowie die Aufnahme einer kritisch-wissenschaftlichen Einordnung dieser in Studiums- und Forbildungscurricula. Damit will der BPhD auch eine Steigerung der Beratungsqualität und Patient:innensicherheit erreichen.
„In den Gesundheitsberufen darf keine Verharmlosung von ungesicherten Therapieverfahren toleriert werden, da mangelhafte Beratung oder Unwissenheit eine Gefahr für die Patient*innen darstellen. Der BPhD setzt hiermit ein klares Zeichen für Evidenz in den Heilberufen, für Wissenschaftlichkeit und gegen ungesicherte Therapieverfahren.“
Mit dieser Position dürfte sich der BPhD nicht nur Freunde machen. Uneindeutigkeit oder etwa ein „Blatt vor dem Mund“ kann man ihm jedoch keinesfalls vorwerfen.
12 Kommentare
Ideologie statt Wissenschaft
von Dr. Jens Behnke am 24.05.2023 um 17:10 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 2 Antworten
AW: Ideologie statt Wissenschaft
von Dr. House am 24.05.2023 um 18:46 Uhr
AW: Ideologie statt Wissenschaft
von Astrid Kipp am 26.05.2023 um 8:18 Uhr
Bedingung
von Dr. House am 23.05.2023 um 17:50 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Wieviel bleibt dann noch in unserem Sortiment?
von Norbert Veicht am 23.05.2023 um 9:39 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Ungesichert vs. unsicher
von Dirk Stegemann am 23.05.2023 um 8:02 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort
AW: Ungesichert vs. unsicher
von DAZ-Redaktion am 23.05.2023 um 10:42 Uhr
Zeichen gegen ungesicherte Therapieverfahren?
von Pharmi am 23.05.2023 um 0:25 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Homöopathie
von Dorf-Apothekerin am 22.05.2023 um 21:07 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort
AW: Homöopathie
von Evidenzbasiert am 23.05.2023 um 13:54 Uhr
Wer ein Problem mit dem Positionspapier hat, ist selber das Problem
von Anonymer am 22.05.2023 um 19:08 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort
AW: Wer ein Problem mit dem Positionspapier
von Pharmi am 23.05.2023 um 0:28 Uhr
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