Verband innovativer Apotheken

„Das Maß ist voll“ – auch via ruft zum Protest am 14. Juni auf

Berlin - 23.05.2023, 16:45 Uhr

Arndt Lauterbach, Vorstand und Gründungsmitglied des Verbands innovativer Apotheken. (Foto: via / DAZ)

Arndt Lauterbach, Vorstand und Gründungsmitglied des Verbands innovativer Apotheken. (Foto: via / DAZ)


Der Verband innovativer Apotheken stellt sich hinter den für den 14. Juni geplanten Apotheken-Protesttag. Mit Blick auf die sich rapide verschlechternde Lage der Präsenzapotheken in Deutschland ruft via-Vorstand Arndt Lauterbach alle Kolleginnen und Kollegen auf, den Prostest „massiv“ zu unterstützen.

Dass die ABDA sich dazu durchringen konnte, Apothekenproteste und gar Schließungen am 14. Juni zu unterstützen, stößt innerhalb der Apothekerschaft und ihrer Organisationen auf breite Zustimmung. Zuletzt hatten bereits die Apothekengewerkschaft Adexa und die Freie Apothekerschaft Solidarität bekundet. Jetzt stellt sich auch der Verband innovativer Apotheken (via) hinter den – wenn auch nicht ganz offen ausgesprochenen – Protestaufruf der Bundesvereinigung.

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„Wir sind nicht immer einer Meinung mit der ABDA“, betont via-Vorstand Arndt Lauterbach im Gespräch mit der DAZ. „Aber jetzt sind alle Apotheken in Deutschland gefragt, den Aufruf massiv zu unterstützen.“ In den vergangenen Jahren sei es DAV und ABDA nicht gelungen, die Situation der Präsenzapotheken durch Verhandlungen mit den Krankenkassen und Gesprächen mit der Politik spürbar zu verbessern. „Im Gegenteil – unsere Lage verschlechtert sich immer weiter.“ Nun sei es an der Zeit, dass der Berufsstand ein Zeichen setzt und geschlossen für den Erhalt der Vor-Ort-Apotheken kämpft. „Das Maß ist voll.“

Die Vergütung des Kerngeschäfts reiche schon lange nicht mehr aus, um den Betrieben eine wirtschaftliche Perspektive zu eröffnen, sagt Lauterbach. „Die Center-Apotheken spüren das schon eine ganze Weile und setzen verstärkt auf das OTC-Geschäft.“ Der via-Chef muss es wissen: Seine Familie betreibt die SaniPlus-Apotheken in München, eine davon befindet sich im Olympia-Einkaufszentrum in Moosach. Zwar sei er nicht davon überzeugt, dass ein simples Anheben des Fixums auf 12 Euro langfristig Abhilfe schaffen wird. Die Schieflage bei den Hochpreisern etwa werde dieser Schritt nicht beseitigen – dafür brauche es eine Erhöhung des prozentualen Aufschlags. Dennoch hält er es für wichtig, dass die Apothekerschaft jetzt grundsätzlich für eine Honoraranpassung aufsteht.

Schluss mit Ausreden

Ausreden will Lauterbach nicht mehr gelten lassen. Alle Apotheken in Familienbesitz bleiben am 14. Juni geschlossen, kündigt er an – auch jene in den Einkaufszentren. Eine mögliche Vertragsstrafe nimmt er in Kauf. „Auch wir haben im Mietvertrag stehen, dass wir innerhalb der Kernöffnungszeiten nicht schließen dürfen“, sagt er der DAZ. „Aber wer das jetzt noch vorschiebt, hat nicht verstanden, worum es geht.“

Auch die Sorge einiger Kolleginnen und Kollegen, dass insbesondere große Apotheken nicht mitziehen und vom Protest der anderen gar profitieren könnten, will er ausräumen. „Wir machen schon sehr frühzeitig bekannt, dass wir schließen werden, und kommunizieren das nicht nur unseren Patientinnen und Patienten, sondern auch den anderen Apotheken“, erläutert er. Lauterbach hofft, so ein Signal zu senden und weitere Apothekerinnen und Apotheker für den Protest gewinnen zu können. „Natürlich führen wir Gespräche mit den Kolleginnen und Kollegen und die Resonanz ist bisher sehr positiv. So wie es aussieht, wird am 14. Juni in München keine einzige Center-Apotheke geöffnet sein.“ Als nächstes werde er den Kontakt zu den umsatzstarken Betrieben in der Innenstadt suchen und auch dort für die Teilnahme am Protest werben.

via will Rahmenvertrag kündigen

Doch auch wenn via für Schließungen am 14. Juni trommelt, formuliert der Verband abweichend vom ABDA-Forderungskatalog sein eigenes Ziel. „Die Apothekerschaft muss den aktuell gültigen Rahmenvertrag kündigen und grundlegend neu verhandeln“, fordert Lauterbach. Die schleichende Einführung des E-Rezepts sei dafür ein guter Anlass. „Mit dem E-Rezept eröffnen sich völlig neue Möglichkeiten. Es ergibt schlichtweg keinen Sinn mehr, vor diesem Hintergrund einen Uralt-Vertrag einfach fortzuschreiben.“


Christina Grünberg, Apothekerin, Redakteurin DAZ (gbg)
cgruenberg@daz.online


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4 Kommentare

Verpuffung ohne Effekt

von Fisch Martin am 23.05.2023 um 19:21 Uhr

Es tut mir Leid, dass ich die Meinung nicht teilen kann. Der Tag wird nichts großartig bewegen. Klar man ist mal in den Medien. Zeitungsinterviews, Stellungnahmen und Co. Aber das ist schnell vergessen nebst dem Image der Apotheke als Goldesel.

1. Kann mir mal jemand sagen welche Streiks von Selbstständigen es denn noch so gibt und gab in der Geschichte? Gut.... die Ärzteschaft zum Teil. Aber sonst Fehlanzeige. Metzgerstreik? Juristenstreik? Und das hat seinen Grund. Es ist abartig.

2. Wenn uns sonst nichts mehr einfällt als über den Ärger der Bevölkerung in die Medien zu kommen, dann ist das etwas einfallslos.

3. Eine Idee oder Vorschlag: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Lässt es sich mit der Würde des Menschen vereinbaren ein Rädchen der Gesellschaft im Regen stehen zu lassen bei Personalnotstand dank scheinbarer Unattraktivität, steigender Inflation und Zinsen, was ja bekanntlich das Gift schlechthin für die Apotheke darstellt? Gleiche Vergütung für GH und Apos seit Jahrzehnten während Metaller und alle Cos dieser Welt bekommen was sie wollen?
Die Schlacht kann nur juristisch geschlagen werden.... ein Recht auf Existenz. Im Regen stehen gelassen werden mit gleichzeitig steigenden Anforderungen ist sittenwidrig und muss gesetzlich verboten werden. Ganz einfach. Zwang zum Ausgleich verankern und juristisch einfordern.

ABDA nehmt euch endlich mal Anwälte und Manager zur Seite.

4. Wer kann hier mal Infos und Links posten was unsere Politiker denn jetzt vorhaben und planen per Gesundheitsreform?

mit besten Empfehlungen

» Auf diesen Kommentar antworten | 2 Antworten

AW: Verpuffung ohne Effekt

von Peter am 24.05.2023 um 14:19 Uhr

Wusste nicht dass es eine gesetzliche Klage oder Fleischversicherung gibt welche den Anwalt und den Metzger nach erhalt der "Ware" bezahlt und auch noch die Höhe der Rechnung seitens des Käufers, sprich Versicherung festlegt sowie bestimmt welche Rabatte der Metzger beim Fleischeinkauf bekommen darf LOL Auch Fleischnotdienst kenn ich nicht (ist aber zum Grillen im Sommer eine Geschäftsidee, kostetz der Einkauf halt 2,50 mehr, dafür 24h möglich)

Auch kenne ich keinen gesetzlichen Versorgungsauftrag für Anwälte die Menschen flächendeckend mit Paragraphen zu versorgen oder Metzger mit einem Fleischversorgungsauftrag. Wäre mir auch nicht bekannt, dass Anwalt Egon Kozlowski-Steinlaus für den selben Fall die selbe Rechnung wie Dr. Morton Charles Jr. III Lawgod stellt.


AW: Verpuffung ohne Effekt

von Dörthe Koryciak am 01.06.2023 um 17:51 Uhr

Genau Herr Fisch, Sie machen nicht mit, weil es nichts bringt, ABDA soll machen. Die ABDA versucht ihren Worten Taten folgen zu lassen, das macht aber nur Sinn, wenn auch alle geschlossen hinter der ABDA stehen und mitziehen.
Sprechen Sie Ihre Kunden mal an, ich bekomme hier nur positives Feedback und Aufmunterung mitzumachen. Durch die Lieferengpässe haben die Kunden inzwischen eine andere Sichtweise und sehr viel Verständnis für uns.

Protest

von Ingrid Schierle am 23.05.2023 um 18:10 Uhr

Das sind die Signale, die wir brauchen!
Auch die vermeintlich Großen sind von den schlechten Rahmenbedingungen betroffen. Wegsehen geht nicht mehr!
Wir müssen uns wehren und endlich dieser falschen Politik Stirn zeigen!

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

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