Autoimmunerkrankung und Ernährung

Weniger gesättigte Fettsäuren bei Psoriasis?

Stuttgart - 25.05.2023, 10:45 Uhr

Psoriasis tritt bei stark Übergewichtigen häufiger auf. (Foto: Nikkikii / AdobeStock)

Psoriasis tritt bei stark Übergewichtigen häufiger auf. (Foto: Nikkikii / AdobeStock)


Adipöse Menschen haben ein erhöhtes Risiko, an der entzündlichen Hauterkrankung Psoriasis zu leiden. Eine Gewichtsabnahme führt oft auch zu einer verbesserten Symptomatik. Ein Forschungsteam aus Leipzig veröffentlichte nun, dass eine spezifische Ernährungsweise bei adipösen Psoriasis-Patienten als Add-on zur pharmakologischen Therapie eine zusätzliche Verbesserung der Krankheitsaktivität um 25 Prozent bewirken kann – unabhängig von einer Gewichtsabnahme. Wie sah die Ernährung der Studienteilnehmenden aus?

Vermeiden adipöse Menschen mit pharmakologisch therapierter Psoriasis gesättigte Fettsäuren weitestgehend, so kann dies die Krankheitsschwere verbessern und proinflammatorische Mediatoren senken. Zusätzlich zur systemischen und/ oder topischen Behandlung können übergewichtige Psoriasis-Patienten demnach von einer entsprechenden Ernährungsintervention profitieren. In einer Studie der Universität Leipzig, die kürzlich in „Nutrients“ erschien, kam das Forschungsteam zu diesen Schlüssen. Was genau wurde wie analysiert?

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Starkes Übergewicht und ein hoher Anteil an Bauchfett verdoppeln das Risiko für die Entstehung der entzündlichen Hauterkrankungen Psoriasis. Auch von anderen Autoimmunkrankheiten sind adipöse Personen häufiger betroffen, z.B. von chronisch entzündlichen Darmerkrankungen. Für Adipositas typische Stoffwechseldysregulationen, wie Entgleisungen des Glucose- und Lipidmetabolismus, werden als inflammatorische Treiber betrachtet, die die entzündlichen Hautläsionen begünstigen. Cytokine und Chemokine werden von endokrin-aktivem, exzessivem Fettgewebe sekretiert und können eine niederschwellige Inflammation verursachen. Diese low-grade Entzündung gilt als weiterer Vermittler von Autoimmunreaktionen.

Dass Abnehmen bei übergewichtigen Psoriasis-Patienten Abhilfe schaffen kann, wurde bereits in verschiedenen Studien beschrieben und auch die Leitlinie zur Behandlung der Psoriasis vulgaris spricht eine Soll-Empfehlung aus.

Warum fördern gesättigte Fettsäuren eine Hautentzündung?

In vorherigen Studien des Leipziger Forschungsteams mit Mäusen und in einer Zelllinie konnte gezeigt werden, dass gesättigte Fettsäuren zusammen mit einem bestimmtem Protein (S100A9) Makrophagen zur Sekretion von Interleukin (IL)- 1b stimulieren. IL-1b wiederum regt die Produktion des Moleküls S100A9 in Keratinocyten an. Des Weiteren hemmt S100A9 die Differenzierung spezieller entzündungshemmender M2-like Makrophagen, die dadurch ein entzündungsförderndes Aktivitätsprofil entwickeln. Dadurch wird wahrscheinlich die Entzündung der Haut begünstigt.

Werden weniger gesättigte Fettsäuren gegessen, wird S100A9 nicht überexprimiert und die speziellen entzündungshemmenden M2-like Makrophagen können ausdifferenzieren, das Erscheinungsbild der Plaque Psoriasis verbessert sich.

Aufgrund dieser vorangehenden Forschungsergebnisse untersuchte das Team den Einfluss von gesättigten Fettsäuren bei übergewichtigen Menschen mit Psoriasis.

An der Open-Label Cross-Over Untersuchung des Leipziger Teams nahmen 33 übergewichtige Patienten und Patientinnen teil, die milde bis schwere Plaque Psoriasis systemisch oder topisch behandelten. Es wurden die Krankheitsschwere und Entzündungsmarker im Blut zu Studienbeginn, dreimal während der Ernährungsintervention und am Studienende erfasst. 

Die Erkrankten waren in zwei Gruppen aufgeteilt und erhielten entweder zuerst eine Ernährungsmodifikation für zwölf Wochen und dann keine Intervention mehr oder vice versa. Zu beachten ist, dass die Teilnehmenden ihre individuelle pharmakologische Therapie während der gesamten Studienzeit fortführten.

Wie sah die Ernährungsintervention in der Studie genau aus?

Während der ersten Woche wurden alle Mahlzeiten mit einem anzurührenden Formula-Pulver ersetzt, das keine gesättigten Fettsäuren enthält. In der darauffolgenden Zeit wurde die Formula-Diät langsam ausgeschlichen und es wurden zuerst eine (in der zweiten Woche), dann zwei (in der dritten Woche) und schließlich drei (ab der vierten Woche) „richtige“ Mahlzeiten zubereitet. Diese Nahrungsmittelauswahl folgte der mediterranen Ernährungsweise, enthielt also viele Pflanzenöle, Fisch, Gemüse und Vollkornprodukte. Die Psoriasispatienten wurden über die mediterrane Ernährung und zusätzlich bezüglich einer Ernährungsweise informiert, die wenige gesättigte Fette enthält. Insbesondere auf geringe Mengen an Myristinsäure (bestehend aus einer Kette von 14 C-Atomen ohne Doppelbindungen, C14:0) und Stearinsäure (C18:0) sollte geachtet werden, da diese als besonders entzündungsfördernd gelten.

Die Gesamtmenge an freien Fettsäuren in der Ernährung blieb ungefähr unverändert, lediglich der Anteil gesättigter Fettsäuren wurde durch die angepasste mediterrane Ernährung gesenkt.

Wurden wenige gesättigte Fettsäuren (während der Ernährungsintervention) verzehrt, nahmen die entzündlichen Hautläsionen (bzw. die Krankheitsschwere) und bestimmte Cytokine und andere Entzündungsmediatoren signifikant ab – und das auch unabhängig von der Gewichtsabnahme.


„Eine Diät, die arm an gesättigten Fettsäuren ist, wird die Schuppenflechte alleine nicht heilen. Sie kann aber etablierte Therapien unterstützen und dazu beitragen, dass diese chronische Hauterkrankung für die Betroffenen erträglicher wird. Die aktuellen Ergebnisse sollen im nächsten Schritt an einer größeren Gruppe von Erkrankten geprüft werden.“

 A. Saalbach, Autorin der Studie


Von den 72 untersuchten Entzündungsparametern waren ungefähr ein Drittel vom Schweregrad der Psoriasis-Erkrankung, dem Body-Mass-Index oder den Triglyceriden im Blut abhängig.

Das Forschungsteam konkludiert, dass eine Reduktion von freien gesättigten Fettsäuren in der Ernährung wahrscheinlich wichtiger ist als die Gewichtsabnahme selbst, wenn es um die weitere Verbesserung einer pharmakologisch behandelten Psoriasis geht.


Juliane Russ, Volontärin DAZ
redaktion@daz.online


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