INTERPHARM ONLINE „ZUKUNFT PERSONAL“

Die Brille der Mitarbeiter:innen

Berlin - 26.05.2023, 17:51 Uhr

Das Apothekenteam als zweite Familie: Jessica Weber, Daniela von Nida und Benjamin Wessinger im Gespräch bei der INTERPHARM online. (Foto: Moritz Hahn)

Das Apothekenteam als zweite Familie: Jessica Weber, Daniela von Nida und Benjamin Wessinger im Gespräch bei der INTERPHARM online. (Foto: Moritz Hahn)


Identifikation mit der Apotheke, Visionsarbeit und Sprechen, Sprechen, Sprechen: Das waren unter anderem die Themen der Expertinnen-Talkrunde zum Teambuilding bei der INTERPHARM online „Zukunft Personal“. Insbesondere in Zeiten des Fachkräftemangels kommt der guten Atmosphäre im Team eine große Bedeutung zu, aber was ist deren Geheimnis? Das erklärten die Apothekerinnen Jessica Weber und Daniela von Nida.

Großer Aufschlag: „Teambuilding ist wie eine Familiengründung“ – und wie in einer Ehe, müsse daran ein ganzes Leben gearbeitet werden. Das sagte Apothekerin Jessica Weber, Inhaberin der Martinus-Apotheke in Dormagen, im INTERPHARM-Expertinnen-Talk zum Thema Teambuilding. Im besten Fall entwickle sich das Team dann wirklich zu einer „zweiten Familie“. Das sieht ihre Kollegin Daniela von Nida von der Alten-Apotheke in Groß-Zimmern ähnlich. Man müsse beim Teambuilding auch etwas „privat herauskitzeln“. Das Wissen um den familiären Hintergrund und bestimmte Bedürfnisse, die sich daraus ergeben, erleichtere beispielsweise die Einteilung bei den Arbeitszeiten.

Laut Weber sei es wichtig, dass sich auch Inhaber:innen verhalten wie ein Teammitglied – das erleichtere den Mitarbeiter:innen die Identifikation mit der Apotheke und bekomme in der heutigen Zeit eine immer größere Bedeutung. Wer die Brille der Mitarbeiter:innen aufsetze, verstehe besser ihre Bedürfnisse. Eine gemeinsame Teambuilding-Aktivität sei bei ihnen beispielsweise ein persönliches Fotoshooting in Köln in einer Instagram-Location gewesen. Das habe Laune gemacht und absolut nichts mit Pharmazie oder Apotheke zu tun gehabt. Sie selbst sei erstaunt gewesen, wie locker alle waren.

Grundsätzliches sei dabei entscheidend, wenn es um die gute Stimmung im Team gehe. Wenn es um Aufgabenverteilung geht, sollte jeder nach seinen Stärken und Interessen arbeiten können. Ein weiterer Faktor: Musik. Die Abstimmung darüber mache Freude und bringe auch für Kund:innen Vorteile, da sie – richtig ausgewählt – beruhigend wirke. Ein weiterer Pluspunkt: „Für Diskretion in der Apotheke bringt das viel“, so Weber.

Kommunikation ist der Schlüssel

Sprechen, Sprechen, Sprechen: Die richtige Kommunikation verhindert, dass Unmut sich aufstauen kann. Häufigen persönlichen Gesprächen komme dabei ebenso eine bedeutende Rolle zu wie den Sitzungen im gesamten Team oder auch der einzelnen Berufsgruppen. Was ist gut gelaufen? Was sind deine aktuellen Themen? Was sind deine nächsten Schritte? Was willst du optimieren? Diese Fragen stelle von Nida ihren Mitarbeitenden.

Auch Workshops verstärken den Zusammenhalt im Team, betonte die Inhaberin. Im „Why-Workshop“ werde geklärt, warum man eigentlich in der Apotheke arbeite. Wie wollen wir zusammenarbeiten? Das bespricht man im Werte-Workshop. „Spinnen“ und „groß träumen“ kann man dann im „Visions-Workshop“ – losgelöst von Fragen der Umsetzbarkeit.

Der Aufwand, den man damit betreibe, lohne sich, nicht zuletzt bei der Suche nach Mitarbeiter:innen. Das befanden beide Expertinnen. Es spreche sich schließlich herum, wenn die Stimmung in einer Apotheke gut ist. „Wir sind Dienstleister unserer Mitarbeiter“, sagte von Nida.

Protest – ja oder nein?

Zum Schluss wollte Moderator Benjamin Wessinger, Geschäftsführer des Deutschen Apotheker Verlags, noch wissen, ob die beiden Apothekeninhaberinnen sich auch Protesttag am 14. Juni beteiligen – und wie das mit den jeweiligen Teams abgesprochen wurde. „Natürlich“ mache man bei dem Protest mit, erklärten beide. Einen Unterschied gab es dann aber doch: Weber hatte ihr Mitarbeiter:innen gefragt, ob sie sich vorstellen können, an dem Tag die Apotheke geschlossen zu lassen. Von Nida hatte von Anfang an klargemacht, dass die Apotheke zu bleibt – überließ aber ihrem Team die Gestaltung des Protests.


Matthias Köhler, DAZ-Redakteur
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Fragt Angestellte, nicht Vorgesetzte - eine Diskussionsrunde mit der obigen Besetzung ist albern

von Michael Reinhold am 27.05.2023 um 16:19 Uhr

Das ist schon witzig. Da macht man eine Diskussion, was Angestellte wollen würden und wen bucht man als Diskussionsteilnehmer? --> Zwei selbstständige Apothekerinnen, also zwei Chefs.
Wen fragt man - natürlich, wie immer - nicht? --> Die Angestellten selbst.

Ehrlich: Ich habe noch keinen einzigen Chef gehabt, der der Ansicht war, dass er bescheuert führen würde - selbst, falls dem so war. Jeder Chef ist doch naturgemäß der Ansicht, dass er ein toller Chef wäre und seinem Team nur das Beste bieten würde - selbst, falls dem nicht so ist.

Wenn man in einer Diskussion diskutieren möchte, was Angestellte wollen, sollte man mit Angestellten diskutieren und nicht mit Vorgesetzten. Alles Andere ist doch Quark. Das ist so, als ob man in einer Diskussionsrunde Herrn Lauterbach fragen würde, welche Wünsche und Sorgen selbstständige Apotheker haben - anstatt in eine solche Diskussionsrunde selbstständige Apotheker zu setzen.

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