GKV-Arzneimittelkosten 2022

Apotheken, Hersteller und Versicherte dämpfen Kassenausgaben um 11 Milliarden Euro

Berlin - 02.06.2023, 10:45 Uhr

Etwa jeden fünften Euro, den die GKV für Arzneimittel ausgibt, holt sie sich von Apotheken, Pharmafirmen und Versicherten zurück. (Foto: IMAGO / IlluPics)

Etwa jeden fünften Euro, den die GKV für Arzneimittel ausgibt, holt sie sich von Apotheken, Pharmafirmen und Versicherten zurück. (Foto: IMAGO / IlluPics)


Apotheken, Hersteller sowie Patientinnen und Patienten schultern rund 20 Prozent der GKV-Kosten für Arzneimittel. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Zahlenbroschüre des Bundesverbands der Arzneimittelhersteller (BAH) hervor.

Rabatte, Abschläge und Zuzahlungen: Etwa jeden fünften Euro, den die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) für Arzneimittel ausgibt, holt sie sich von Apotheken, Pharmafirmen und Versicherten zurück. Das zeigt laut einer Pressemitteilung des Bundesverbands der Arzneimittelhersteller (BAH) die aktuelle Zahlenbroschüre des Verbands. Etwa 55,4 Milliarden Euro hat die GKV demnach im Jahr 2022 für Medikamente gezahlt – rund 11 Milliarden davon schulterten letztlich jedoch Apotheken, Pharmaunternehmen sowie Patientinnen und Patienten.

Arzneimittelversorgung gefährdet

Diese laut BAH seit Jahren zunehmenden Mehrbelastungen haben inzwischen Konsequenzen: Zwar habe man in der Politik erfreulicherweise erkannt, dass die Kostendämpfungsmaßnahmen der vergangenen Jahre die flächendeckende Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln gefährden, „doch mit dem Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetz (ALBVVG) werden die offenkundigen Probleme nicht bei den Wurzeln gepackt“, bemängelt BAH-Hauptgeschäftsführer Hubertus Cranz. „Eine resiliente moderne Arzneimittelversorgung bedarf tiefergehender Reformen.“

Schon beim GKV-Finanzstabilisierungsgesetz, das im vergangenen Jahr in Kraft getreten ist und den Apotheken die seit Februar dieses Jahres greifende Erhöhung des Kassenabschlags auf 2 Euro bescherte, destabilisiere die Versorgung zusätzlich. „So führen die sogenannten neuen AMNOG-Leitplanken in die falsche Richtung und die Arzneimittel-Hersteller werden unter anderem mit der Verlängerung des Preismoratoriums sowie einem erhöhten Herstellerabschlag belastet“, kritisiert der BAH. Gleichzeitig steigen demnach die Ausgaben für Energie, Logistik, Verpackungsmaterialien oder Wirkstoffe. Nicht nur die Effizienzreserven der Apotheken, auch jene der Hersteller seien ausgereizt. Die Folge: Inzwischen spürten die Menschen zunehmend Angebots- und Sortimentsverengungen.

Selbstmedikation als zweite tragende Säule der Versorgung

Aus Sicht des Verbands sei es an der Zeit, den Wert der Arzneimittelversorgung anzuerkennen und als Investition in die Gesundheit eines Einzelnen sowie die Widerstandskraft einer Volkswirtschaft zu verstehen. „Dabei bildet die heilberuflich unterstützte Selbstmedikation eine zweite tragende Säule des Versorgungssystems“, betont der BAH: Mehr als die Hälfte aller in Apotheken abgegebenen Arzneimittel seien nicht verschreibungspflichtige Präparate. Wie wichtig das OTC-Geschäft inzwischen für die Apotheken ist, zeigte der Treuhand-Experte Frank Diener Mitte April beim DAV-Wirtschaftsforum in Berlin: Denn bei der Abgabe von Rx-Arzneimitteln zahlten die Apotheken mittlerweile im Schnitt 27 Cent pro Packung drauf.


Christina Grünberg, Apothekerin, Redakteurin DAZ (gbg)
cgruenberg@daz.online


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