Brief als Kollege

Christiansen wirbt für 100 Prozent Protestbeteiligung

Süsel - 08.06.2023, 12:45 Uhr

Kai Christiansen ist vor allem Apotheker – und als solcher entschieden, am 14. Juni zu protestieren. (Foto: Moritz Hahn)

Kai Christiansen ist vor allem Apotheker – und als solcher entschieden, am 14. Juni zu protestieren. (Foto: Moritz Hahn)


Apothekerkammern dürfen nicht zur Schließung von Apotheken aufrufen. Aber auch die allermeisten Kammerpräsidenten haben eigene Apotheken und dürfen ankündigen, was sie am Protesttag machen werden. Dr. Kai Christiansen hat dies in einem Brief getan und bittet die Kollegen um 100 Prozent Protestbeteiligung.

Hat noch jemand Zweifel wegen der Schließung der Apotheke am 14. Juni? Die Kammern dürfen nicht zu Schließungen aufrufen. Doch Dr. Kai Christiansen, Präsident der Apothekerkammer Schleswig-Holstein, hat einen Weg gefunden, sich deutlich zu positionieren. Am gestrigen Mittwoch hat er an die Apotheken in Schleswig-Holstein geschrieben – nicht als Kammerpräsident, sondern „als Kollege und Inhaber zweier Landapotheken“.

Christiansen: „an der Zeit, laut und unbequem zu werden“

Er kündigt an, dass seine Mitarbeiter:innen und er sich am Protesttag der ABDA beteiligen werden. Seine beiden Apotheken blieben den gesamten Tag geschlossen. Die Versorgung werde ausschließlich durch die Notdienstapotheken erfolgen, die jeweils mehr als 20 Kilometer entfernt seien. Das werde für die Patienten sicherlich in manchen Fällen sehr unangenehm. Zur Begründung erklärt Christiansen: „Es ist an der Zeit, laut und unbequem zu werden und auf die dramatische Situation der Vor-Ort-Apotheken hinzuweisen.“ 

Durch den Protesttag im Oktober und den Protest des Apothekerverbands Schleswig-Holstein am 9. Mai sei die Politik bereits aufmerksam geworden. Den Forderungen müsse jetzt Nachdruck verliehen werden. „Denn wenn sich an unserer Situation nichts ändert, dann wird es irgendwann jeden Tag so beschwerlich für unsere Patienten sein wie am 14. Juni 2023“, betont Christiansen.

Kai Christiansen
Kai Christiansen bereitet sich in seiner Apothekeke auf den Protest vor. 

Bitte an alle Apotheken

Die Lage der Vor-Ort-Apotheken sei dramatisch. „Wir alle sind betroffen und wir alle sollten gemeinsam auf unsere Lage aufmerksam machen“, schreibt Christiansen. So wie jede einzelne Apotheke für die Versorgung wichtig ist, sei sie es auch beim Protest. Jede Apotheke, die sich nicht beteilige, sei wie ein umfallender Dominostein, der auf weitere Apotheken wirke. 

Daher bittet Christiansen persönlich, „lassen Sie uns am 14. Juni 2023 alle beisammenstehen, so dass wir eine 100%-Protestbeteiligung vermelden können“. Es gehe darum, sich gemeinsam gegen eine Politik des Kaputtsparens zur Wehr zu setzen. „Es geht um die Versorgung der Bevölkerung, die angemessene Vergütung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und verlässliche Rahmenbedingungen für die öffentliche Apotheke“, folgert Christiansen am Ende seines Briefs.


Dr. Thomas Müller-Bohn (tmb), Apotheker und Dipl.-Kaufmann
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Kammer

von Wolfgang Steffan am 09.06.2023 um 10:54 Uhr

Wieso dürfen Kammern nicht zum Streik aufrufen, wo steht das denn explizit ? Wieso diese verschwurbelte benamsung
"Protestveranstaltung" , "Demonstration" u.ä. ?
Sind wir denn Beamte ? Das Beamtensalär richtet sich automatisch am öffentl. Dienst aus -
wieso richtet sich also unser offensichtl. beamtenähnliches Dienstverhältnis in punkto Vergütung nicht auch nach den Beamtengehältern aus ?
Eine angemessene Vergütung wäre z.B. als Mindest-Garantie-Einkommen eines jeden Apothekeneigentümers
das Einkommen eines beamteten Pharmazierats.
Dann wäre auch die Existenz einer kleineren Apotheke auf dem Land gesichert.
Hier müßte doch mal unser Wasserkopf ABDA höchstrichter-
liche Klarheit schaffen. Aber wer sich auf die ABDA verläßt,
ist ja bekanntlich verlassen.

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