Blick auf die Hauptstadt

„Es ist an der Zeit, Position zu beziehen“

Berlin - 08.06.2023, 16:15 Uhr

Wird man auch im Bundestag am 14. Juni die dicke Luft spüren? (Foto: IMAGO / Rolf Poss)

Wird man auch im Bundestag am 14. Juni die dicke Luft spüren? (Foto: IMAGO / Rolf Poss)


In ganz Deutschland werden am 14. Juni Apotheken geschlossen bleiben. Ein besonderes Augenmerk wird dabei auf der Hauptstadt liegen. Werden die Berliner genug Stimmung machen, damit davon im Regierungsviertel etwas zu spüren ist? Das hängt vielleicht auch davon ab, ob die „Großen“ mitmachen und ihre Apotheken an dem Tag dichtmachen. Die DAZ fragte bei den MediosApotheken und den Premium Apotheken nach.

Bundesweit werden Apothekenteams am 14. Juni protestieren, um auf ihre Belange aufmerksam zu machen und für eine bessere Gesundheitspolitik zu kämpfen. Erwartungsvoll wird sich der Blick aber sicherlich Richtung Hauptstadt wenden – nicht zuletzt, weil in Berlin ein Protestmarsch am Bundesgesundheitsministerium vorbei mit abschließender Kundgebung vor dem Wirtschaftsministerium geplant ist. Die bange Frage ist: Werden sich am Ende genug Apothekerinnen und Apotheker an dem Protest, an den Schließungen beteiligen? Werden so viele ihren Unmut auf die Straße tragen, dass die dicke Luft auch im Hause Lauterbach zu spüren ist? Mit besonderem Interesse wird daher auf die „Großen“ geschaut: Was machen die Apothekenverbünde in Berlin? Die DAZ erfuhr: Die MediosApotheken und die Premium Apotheken sind mit an Bord.

Medios: Zwei von vier Apotheken bleiben komplett zu

Anike Oleski ist Inhaberin der vier MediosApotheken, drei von diesen liegen sehr zentral und an exponierter Stelle. Es sei ihr klar, dass sie da eine „Vorbild-Funktion“ habe – und damit bleiben bei ihren Apotheken die Türen geschlossen. Zwei sind komplett dicht, in der Apotheke am Oranienburger Tor, die 365 Tage im Jahr von 8 Uhr morgens bis 24 Uhr aufhat, wird es allerdings eine Notversorgung für akute Fälle geben. So wird es auch in der Apotheke an der Charité laufen – schließlich müsse man an die Patienten denken, die an chronischen Erkrankungen leiden und spezielle Arzneimittel erhalten, sagt Oleski. Aber die Flyer und Poster seien im Druck, vor den Apotheken wolle man mit den Kundinnen und Kunden sprechen, denn es müsse klar sein, „warum wir das tun“.

Premium-Apotheken: Kunden werden im Gespräch vorbereitet

Die Premium-Apotheken werden ganz geschlossen sein, sagt Heike Zweydinger, die Inhaberin von vier der sechs Apotheken. Die Plakate hingen deshalb schon seit längerer Zeit draußen in den Schaufenstern. Die Kund:innen sollen „nicht vor den Kopf gestoßen werden“, wenn sie vor der geschlossenen Apotheke stehen. Aus diesem Grund werden sie im Gespräch auf den Protest vorbereitet. „Es geht schließlich auch um den Dialog mit den Kunden, deren Unterstützung wir ebenfalls benötigen“, so Zweydinger – und sie sei überrascht gewesen, wie verständnisvoll diese bislang reagierten.

Überrascht war sie aber auch von ihren Mitarbeiter:innen. Die Entscheidung für die Schließungen habe sie zwar allein getroffen, am Ende habe sie aber erfahren, dass alle gespannt darauf gewartet hätten – und nun voll dahinterstehen. Ähnliches berichtet auch Oleski. Sie habe sich mit den Apothekenteams abgestimmt, zuletzt bei einer Teamfahrt am vergangenen Wochenende. Das Feedback sei sehr positiv gewesen, der Tenor: „Es ist an der Zeit, Position zu beziehen.“

„Ganz anders als früher“ 

Positiv bewerten Zweydinger und Oleski aber nicht nur den Austausch mit ihren Kund:innen und Mitarbeiter:innen – auch die Kommunikation mit den Mitbewerbern sei sehr gut gelaufen. Dabei ginge es nicht nur um die Verständigung mit jenen in der direkten Nachbarschaft, sondern auch darum, wie die Apothekerschaft in den sozialen Medien beispielsweise Plakat- und Flyermotive ausgetauscht habe sowie Argumente für den Dialog mit den Kunden. Das sei „ganz anders“ gewesen als früher, erklärt Zweydinger. „Das tut uns gut“, sagt auch Oleski. „Die junge Generation ist anders. Die Tendenz geht zum Austausch.“

„Man kann die nicht alle sanktionieren“

Diesen könnte es dann auch auf der Demo in der Hauptstadt geben. „Ich hoffe, dass viele aus dem Bundesgebiet nach Berlin kommen“, sagt Zweydinger. Sie und ihre Mitarbeiter:innen werden dort sein, kündigt sie an – mit eigens dafür gemachten T-Shirts und Transparenten. „Weil wir unseren Beruf lieben“, das wird sowohl auf den T-Shirts als auch in den Schaufenstern ihrer Apotheken auf den Plakaten zu lesen sein. „Es geht ja nicht nur um die Apotheker“, sagt Zweydinger. Das gehe manchmal etwas unter.

Angst vor Sanktionen haben die beiden nicht, im Gegenteil. Selbst die Vermieter der Center-Apotheken hätten Unterstützung signalisiert, berichtet Zweydinger, „schließlich sollen ja auch weiterhin die Mieten gezahlt werden können“. Man habe die Vermieter rechtzeitig informiert. Denn es sei nun mal denkbar, dass sich Kunden melden und beschweren, dass die Apotheken geschlossen haben. Das müsse man dann auch erklären. Auch Oleski macht sich „nicht wirklich“ Sorgen. Sie erwartet, dass sich sehr viele Apotheken an den Schließungen beteiligen – „und man kann die nicht alle sanktionieren“.


Matthias Köhler, DAZ-Redakteur
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Was ist Protest

von Thomas Kerlag am 08.06.2023 um 22:17 Uhr

Natürlich wieder total verwässert. Das Protestchen kratzt keinen Spitzenpolitiker. Ich als ABDA würde auch nichts mehr für die Geldmenschen mit dem vorgeschobenen Soziallametta tun.

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