Schreiben ans BMG

Habeck sichert den Apotheken Unterstützung beim Packungshonorar zu

Stuttgart - 13.06.2023, 10:45 Uhr

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) (Foto: IMAGO / Political-Moments)

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) (Foto: IMAGO / Political-Moments)


Die Bemühungen der Apotheken um eine Honorarerhöhung zeigen erste Erfolge, nämlich beim Herrn über die Arzneimittelpreisverordnung, Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck. Wie die DAZ erfuhr, hat er sich per E-Mail bei Schleswig-Holsteins Kammerpräsidenten Kai Christiansen gemeldet und zugesichert, dass er wegen einer Erhöhung des Packungshonorars auf die anderen Häuser zuzugehen werde.

Schleswig-Holsteins Kammerpräsident Kai Christiansen lebt und arbeitet im Kreis Schleswig-Flensburg – dem Wahlkreis des Bundeswirtschaftsministers Robert Habeck (Grüne). Dort betreibt Christiansen zwei Apotheken. Schon seit geraumer Zeit ist er mit Habeck in Kontakt, der als Bundeswirtschaftsminister für die Arzneimittelpreisverordnung und damit auch das Apothekenhonorar verantwortlich ist. So wandte Christiansen sich beispielsweise im Vorfeld des Streiks, der am 19. Oktober 2022 unter anderem in Schleswig-Holstein stattfand, an „seinen“ Bundestagsabgeordneten. „Es reicht!“, schrieb er an Habeck mit Blick auf die Erhöhung des Kassenabschlags. Dieser wusste allerdings gar nicht, dass er für das Packungshonorar zuständig ist und wie die Vergütung der Apotheken funktioniert. Der Kammerchef gab Nachhilfe per Telefon.

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Und die hat offenbar gefruchtet. So soll es Christiansen zufolge einen Brief aus dem Bundeswirtschaftsministerium an das Bundesgesundheitsministerium (BMG) geben, in dem sich Habeck hinter die Forderungen der Apothekerschaft stellen wird. Habeck habe ihm dies per E-Mail zugesagt. Der Minister hat sich wohl nun mit den Anliegen der Apothekerschaft beschäftigt und scheint fest entschlossen, das Packungshonorar zu erhöhen. Er will bei den anderen Häusern dafür werben. Habeck erwartet zwar nicht, dass er offene Türen einrennt, wegen der steigenden Gesundheitskosten, aber vielleicht irre er sich ja auch, erklärt er gegenüber dem Kammerpräsidenten. Nichtsdestotrotz: Sein Ministerium will sich dafür einsetzen. 

Allerdings soll Habeck zufolge die Zuständigkeit für die Arzneimittelpreisverordnung wohl ins BMG wechseln, das sei in Gesprächen herausgekommen. Das wäre keine gute Nachricht. Schließlich wurde aus dem Hause Lauterbach mehrfach signalisiert, dass man für die Apotheken keinen Spielraum sieht. Aber immerhin haben die Apotheken nun einen Fürsprecher innerhalb des Kabinetts.

Wie das ganze genau umgesetzt werden soll, bleibt abzuwarten. Theoretisch könnte eine entsprechende Anpassung der Arzneimittelpreisverordnung per Änderungsantrag im Engpassgesetz (ALBVVG) untergebracht werden. Änderungen an der Arzneimittelpreisverordnung im Rahmen des ALBVVG hat die Bundesregierung allerdings kürzlich in ihrer Gegenäußerung zur Stellungnahme des Bundesrats zum ALBVVG ausdrücklich abgelehnt. Damit es eine Aussicht auf Erfolg gibt, müsste Habeck also noch einige Überzeugungsarbeit in seiner Fraktion und der gesamten Koalition sorgen. Und das dürfte kein leichtes Unterfangen sein.


Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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5 Kommentare

Habecks Eltern mit Apotheke in Lübeck

von SUSANNE RÜCK am 18.06.2023 um 18:20 Uhr

Habecks Eltern betrieben lange eine Apotheke in Lübeck, daher seine Expertise bzgl. wirtschaftlicher Zustände in Apotheken. Er ist für uns wie eine Perle in der Auster... Die ABDA und wir alle sollten uns verstärkt dafür einsetzen, daß die Gesundheitswirtschsft zumindest gleichberechtigt in BMG und BMWK verhandelt wird.

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Habeck / Lauterbach

von Wolfgang Steffan am 14.06.2023 um 16:03 Uhr

Jaja, viele haben Verständnis, aber keiner ist zuständig.
Und vor lauter Verständnis gehen die Apotheken den "Bach runter" !
Immerhin, das muß man ganz laut sagen : Der einzige Mann
in der ABDA ist unsere Präsidentin !
Wenn wir in den letzten 40 Jahren mehr solche Präsidenten mit Biss gehabt hätten und keine windelweiche Luschen,
stünden wir heute anderst da !
-wir hätten keine sog. Präqualifik.
- keine Nullretaxen
-höhere Honorare
-etc.
Wolfgang Steffan, Mühltor Apotheke Lambsheim

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Und das Ergebnis...

von Andreas Martin am 13.06.2023 um 17:39 Uhr

...wird sein daß man 'guten Willen' gezeigt hat, die Apotheken aber leider trotzdem krepieren. Was will man machen, das Leben ist hart, liebe Wähler. Die Grünen raten dann vermutlich (ganz im Sinne einer nachhaltigen Umweltpolitik) zur Bildung von Fahrgemeinschaften zwecks Arzneimittelbeschaffung in Holland.

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Gespannt

von Torben Schreiner am 13.06.2023 um 11:31 Uhr

Die Zuständigkeit über unser Honorar könnte ins BMG wechseln, dann wird Habeck sagen, wir hätten es zwar erhöht, aber Lauterbach kann wegen der angespannten Kassensituation nichts tun.

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HABECKS Vorgaben

von Dr.Diefenbach am 13.06.2023 um 11:02 Uhr

...da darf man gespannt sein,erklärte doch Janosch Dahmen (Grüne) heute, dass man kaum Spielraum für uns sehe..
Allmählich kann der Bürger wirklich keine Stilrichtung mehr erkennen....
GUT,dass die ABDA Präsidentin deutlich auftritt!!!

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