Knochengesundheit im alter

Frakturrisiko senken durch hohe Proteinzufuhr?

Stuttgart - 16.06.2023, 16:45 Uhr

Tierische Produkte wie Milch, Eier, Fisch und Fleisch enthalten viel Protein. Pflanzliche Eiweißlieferanten sind Hülsenfrüchte wie Linsen oder Kichererbsen und Nüsse. (Foto: Pixel-Shot/AdobeStock)

Tierische Produkte wie Milch, Eier, Fisch und Fleisch enthalten viel Protein. Pflanzliche Eiweißlieferanten sind Hülsenfrüchte wie Linsen oder Kichererbsen und Nüsse. (Foto: Pixel-Shot/AdobeStock)


Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung hat in einem Umbrella-Review die Rolle der Proteinzufuhr auf die Knochengesundheit analysiert. Die Datenlage ist dürftig, aber ältere Erwachsene profitieren möglicherweise von einer hohen Eiweißaufnahme. 

Der aktuelle Referenzwert für die Proteinzufuhr liegt für Erwachsene zwischen 19 und 65 Jahren bei 0,8 g pro kg Körpergewicht am Tag. Über 65-Jährige sollten täglich 1,0 g Eiweiß pro kg Körpergewicht essen, um die Muskelkraft und damit verbunden die Knochendichte möglichst lange zu erhalten. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hat nun in einem Metareview untersucht, ob eine höhere Proteinzufuhr bei älteren Erwachsenen das Frakturrisiko senkt. Außerdem wurden die Effekte der Proteinaufnahme auf die Knochengesundheit der Allgemeinbevölkerung analysiert.

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Dazu wurden elf systematische Reviews mit oder ohne Metaanalyse von randomisiert kontrollierten Studien untersucht. Die Proteinzufuhr der in den Reviews berücksichtigten Studien lag zwischen 0,21 g pro kg Körpergewicht am Tag bis 1,69 g pro kg Körpergewicht am Tag. Das Team der DGE schloss daraus, dass aufgrund dieser uneinheitlichen Werte des täglichen Eiweißverzehrs keine zuverlässigen Schlussfolgerungen zur allgemeinen Knochengesundheit im Zusammenhang mit dem verzehrten Eiweiß ableiten lassen.

Für ältere Erwachsene ergab sich jedoch etwas Neues: In der Untergruppe der über 65-jährigen Personen ist das Hüftfrakturrisiko bei hoher Proteinzufuhr (mehr als 1 g pro kg Körpergewicht pro Tag) möglicherweise verringert. Gerade Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeheimen seien oft inadäquat mit dem Makronährstoff versorgt (im Durchschnitt 0,7 g pro kg Körpergewicht pro Tag) und hätten eine für ihr Alter unterdurchschnittliche Knochendichte und ein damit einhergehendes hohes Frakturrisiko, wie das Forschungsteam feststellte.

Warum sind Aminosäuren für die Knochen wichtig?

Proteine sind aus drei Hauptgründen für die Knochengesundheit essenziell: Aminosäuren aus Nahrungsprotein sind Bestandteil der Knochenmatrix und der skelettalen Muskeln. Verzweigtkettige Aminosäuren stimulieren die Expression des Inslin-like Growth Factors-1, ein auf die Knochen anabol wirkendes Hormon. Des Weiteren können Molkepeptide wahrscheinlich den altersbedingten Verlust von Knochen- und Muskelmasse durch ihre antientzündlichen Eigenschaften bremsen.

Die Europäische Gesellschaft für parenterale und enterale Ernährung (European Society on Parenteral und Enteral Nutrition, ESPEN), empfiehlt bereits für ältere Erwachsene einen Eiweißverzehr von 1,0 bis 1,5 g pro kg Körpergewicht am Tag, um den altersbedingten Muskelabbau zu verzögern. 

Größer angelegte Untersuchungen über die Proteinzufuhr von über 65-Jährigen und deren Knochengesundheit werden in Zukunft die Datenlage bessern, wodurch klarere Aussagen ermöglicht würden, hoffen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der DGE.


Juliane Russ, Volontärin DAZ
redaktion@daz.online


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