Kinder- und Jugendgesundheit in Deutschland

Alles anders – epidemiologische Daten zu Krebs im Kindesalter

Stuttgart - 22.06.2023, 10:45 Uhr

Krebs im Kindesalter – ein Albtraum, immerhin mit guter Prognose. (Foto: gajendra / AdobeStock)

Krebs im Kindesalter – ein Albtraum, immerhin mit guter Prognose. (Foto: gajendra / AdobeStock)


Im „Journal of Health Monitoring“ werden regelmäßig Daten zur gesundheitlichen Lage in Deutschland veröffentlicht. Die aktuelle Ausgabe fokussiert hierbei die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen und zeigt dabei auch auf, was eine Krebsdiagnose im Kindesalter von einer bei Erwachsenen unterscheidet.

Mit jeder Krebs-Diagnose bricht eine Welt zusammen. Das gilt ganz besonders, wenn ein sehr junger Mensch betroffen ist. In Deutschland erkranken jedes Jahr etwa 2250 Kinder und Jugendliche neu an Krebs, rund die Hälfte von ihnen, bevor sie das Schulalter erreicht haben. Bezogen auf alle Krebsneudiagnosen, stellen Minderjährige nur einen kleinen Anteil der Krebspatient:innen dar (nicht einmal ein halbes Prozent), sodass auch Apothekenteams dieses Patient:innenkollektiv nicht immer präsent haben. Dabei gibt es wesentliche Unterschiede zwischen Krebserkrankungen bei Kindern sowie Jugendlichen und Erwachsenen, die auch für Apotheker:innen interessant sind.

Welche dies auf epidemiologischer Ebene sind, haben vier Autorinnen vom Deutschen Kinderkrebsregister an der Universitätsmedizin Mainz in der aktuellen Ausgabe des vom Robert Koch-Institut herausgegebenen „Journal of Health Monitoring“ zusammengefasst.

Gute Prognose

Gleich der erste Unterschied macht Mut. Die Prognose der jungen Patient:innen hat sich im Laufe der letzten Jahrzehnte gesteigert und ist deutlich besser als bei den Erwachsenen: Mehr als 80 Prozent überleben ihre Erkrankung langfristig. Damit dies so bleibt, und weil die pädiatrisch-onkologischen Fallzahlen glücklicherweise klein sind, werden beinahe alle Patient:innen nach für die jeweilige Diagnose maßgeschneiderten, bundesweit oder sogar international einheitlichen Therapieprotokollen behandelt, zu denen es bei der Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie Informationen und Ansprechpartner für die behandelnden Kliniken gibt.

Die hohe Rate an Langzeitüberlebenden führt jedoch auch dazu, dass eine wachsende Zahl junger und nicht mehr junger Menschen mit Spätfolgen der teils sehr intensiven Therapie umgehen muss. Zu den möglichen Spätfolgen, auf deren Frühanzeichen auch Apothekenteams ein Auge haben können, gehören nebst einem erhöhten Risiko für eine erneute Tumorerkrankung, Herzmuskelerkrankungen, Hörstörungen, Fertilitätsprobleme und endokrine Erkrankungen.

Leukämie, ZNS-Tumore und Lymphome

Ein weiterer relevanter Unterschied liegt in der Art der Tumorerkrankungen. Während im Erwachsenenalter Brust, Prostata, Lunge und Darm besonders häufig von malignen Erkrankungen betroffen sind, erkranken Kinder eher an Leukämien (über 25 Prozent der Neudiagnosen), Tumoren des zentralen Nervensystems (über 20 Prozent) und Lymphomen (über 10 Prozent). Dies könnte auch damit zusammenhängen, dass die für Krebserkrankungen im Erwachsenenalter relevanten Risikofaktoren (etwa der Raucherstatus) bei kindlichen Tumoren keine Rolle zu spielen scheinen. 

Welche Risikofaktoren stattdessen Tumorerkrankungen bei Kindern und Jugendlichen begünstigen, ist noch weitgehend unbekannt. Hinweise gibt es auf einen Zusammenhang mit genetischen Faktoren. Im Falle der Lymphatische Leukämie scheint ein frühes Training des Immunsystems das Erkrankungsrisiko zu senken. Ein solches Training bewirken etwa das Stillen, Impfungen, Kontakt mit Tieren sowie Menschen, beispielsweise durch das Zusammenleben mit Geschwisterkindern oder den Besuch von Kinderbetreuungseinrichtungen.


Gesa Gnegel, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (gg)
redaktion@daz.online


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