Apotheken vs. Krankenkassen

Lieferverträge kündigen - (k)eine Option?

Berlin - 23.06.2023, 16:30 Uhr

Verträge kündigen und Patienten zahlen lassen? Dem ABDA-Pressesprecher zufolge ist das keine gute Idee. (Foto: contrastwerkstatt /AdobeStock)

Verträge kündigen und Patienten zahlen lassen? Dem ABDA-Pressesprecher zufolge ist das keine gute Idee. (Foto: contrastwerkstatt /AdobeStock)


Apotheken fühlen sich in vielerlei Weise von Krankenkassen gegängelt. Die Kassen wollen sparen, die Apotheken vernünftig vergütet werden. Immer wieder ist in der Apothekerschaft die Forderung zu hören, man sollte Arzneimitte-Lieferverträge einfach kündigen, um Druck auszuüben. ABDA-Kommunikationschef Benjamin Rohrer sieht darin allerdings eine „riesige Gefahr“.

Apotheken und Krankenkassen stehen in einem spannungsreichen Verhältnis. Man ist aufeinander angewiesen, rund 90 Prozent der Bürger:innen sind schließlich gesetzlich versichert und wollen gut versorgt werden. Doch die Kassen wollen sparen, wo immer es geht – mit Rabattverträgen, aber auch mithilfe der Verträge, die sie mit dem Deutschen Apothekerverband (DAV) oder den Apothekerverbänden auf Landesebene abschließen. Darunter sind auch die Lieferverträge für Arznei- und Hilfsmittel.

Immer mal wieder kommen Apotheker:innen auf die Idee, ob es nicht eine Option wäre, einfach mal Leistungen zu reduzieren, Lieferverträge, etwa mit kleineren Kassen, zu kündigen. Stefan Hartmann, Vorsitzender des Bundesverbands deutscher Kooperationsapotheken, brachte sie kürzlich ins Spiel. Vor allem aber taucht sie regelmäßig in Kommentarspalten und den Sozialen Medien, etwa in Facebook-Gruppen von Apotheker:innen, auf. Wie würden die Krankenkassen reagieren, wenn ihre Versicherten nicht mehr versorgt würden beziehungsweise diese selbst zahlen müssten? Unmittelbar wäre das ohnehin nicht. Es gibt in der Regel eine sechsmonatige Kündigungsfrist – könnte man die Kostenträger so dazu bewegen, auf die Apotheken zuzukommen?

Rohrer: Kündigung kann nur zum Nachteil der Apotheken sein

Auch Jens Dobbert, Präsident der Landesapothekerkammer Brandenburg, brachte den Gedanken bei der Kammerversammlung am vergangenen Mittwoch bei einem Austausch mit ABDA-Kommunikationschef Benjamin Rohrer ins Spiel. Dieser machte seine persönliche Meinung hierzu deutlich: „Haltet die Finger von den Lieferverträgen weg“. Seien diese einmal gekündigt, bekomme man sie nie wieder auf diesem Preisniveau hin, warnte Rohrer. Er sieht hier eine „riesige Gefahr“. Schon jetzt kämen pro Woche zwei, drei Kündigungen rein – etwa von BKKen über Blutzuckerteststreifen. „Unsere Wirtschaftsabteilung ist jetzt schon dabei, jedes Mal nachzuverhandeln“. Und jedes Mal sei es ein riesiges Chaos, wenn auch nur ein kleiner Vertrag gekündigt werde. Würden nun die großen Verträge gekündigt, könne das „nur zu unserem Nachteil sein, auch bürokratisch“. Rohrer betonte: „Der DAV wird keine Maßnahmen ergreifen, die den Apotheken schaden – und diese Maßnahme schadet den Apotheken, auch wenn sie erst einmal ‚laut‘ ist“. Daher müsse man andere Mittel finden, so Rohrer.


Kirsten Sucker-Sket
redaktion@daz.online


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4 Kommentare

Lieferverträge Kündigung

von Roland Mückschel am 24.06.2023 um 16:30 Uhr

Wenn da so viel Ängste sind schlage ich
vor unsere Leistungen auf das Level der
bevorzugten Auslandsklitschen zu reduzieren.
Keine Notdienste
Keine Rezepturen
keine Beratung

Da kann doch niemand was dagegen haben.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Unkraut muss weg

von A. Fischer am 24.06.2023 um 10:56 Uhr

Die Lieferverträge sind das Unkraut, was den Apotheker bei der pharmazeutischen Arbeit ersticken lässt. Es muss verbrannt werden! Es führt kein Weg daran vorbei. Nur hiernach kann es einen Neuanfang geben. Dann auch nach unseren Regeln. Dazu müssen wir die neuen Vertragsmuster MINDESTENS 8 mal ablehnen. Von mir aus auch wöchentlich in den Nachrichten und Talkschows können wir erklären warum. Siehe ELV, Verdi und anderen "NEIN" Sagern. Auf geht's !

PS: Herr Roher ziehen Sie Ihre Rüstung an, es geht in die Schlacht! Der Protest war erst der Anfang!

PS: Auch MocDorris verwendet unsere Lieferverträge, tja und ohne lebt es sich schlechter ;)

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Lieferverträge NICHT kündigen

von APOTHEKERIN am 24.06.2023 um 9:18 Uhr

Das ist mein Gedanke, wenn ich von solchen Planspiele höre. Was passiert denn, wenn wir kündigen und bar zur Kasse bitten? Bei Geld hört das Verständnis der Kunden auf. Dann werden die haufenweise zur Versendern rennen. Damit ist keinem gedient.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

.

von Anita Peter am 23.06.2023 um 17:56 Uhr

Verträge, die tausende Apotheken in ihrer Existenz gefährden, zu kündigen, ist also eine Gefahr?
Eine Gefahr ist es so weitermachen wie bisher.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

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