Schwere Löslichkeit könnte ein therapeutischer Vorteil sein
Nun scheint aber gerade die unmodifizierte Form des ChA besonders wirksam gegen die Sporen von C. difficile zu sein. „Unsere modifizierten Derivate zeigen in in-vitro-Studien ebenfalls sehr gute Aktivität gegen C. difficile – trotzdem zeigt ChA eine bessere Aktivität gegen C. difficile in vivo. Was die Gründe dafür angeht, können wir nur spekulieren – ein Grund könnte aber sein, dass ChA schlechter resorbiert wird und daher im Darm in größeren Mengen zur Verfügung steht als unsere semisynthetischen Derivate. Die veränderte Löslichkeit scheint auch eine stärkere Anlagerung an die Sporen zur Folge zu haben. Entsprechend könnten die ,unvorteilhaften' Eigenschaften von ChA in Bezug auf dieses spezielle Infektionsmodell also eher ein Vorteil sein“, erklärt Strowig.
In der Kooperation der Forschungseinrichtungen zeigten die Forscher jetzt in einer One-Health-Studie – einer großangelegten multidisziplinären Kooperationsstudie - unter Federführung des HZI und des FLI, dass ChA und ein Derivat von ChB, Chlorotonil B1-Epo2, in Modellen mindestens genauso gut gegen C. difficile wirken wie das Antibiotikum Vancomycin. Letzteres wird oft zur Behandlung einer C. difficile-Infektion angewandt.
In der Studie kamen dabei verschiedene Methoden und Ansätze zum Einsatz, neben mikrobiologischen auch molekularbiologische Methoden sowie Tiermodelle. Im Mausmodell zeigte sich dabei für die Forscher überraschend der besondere Vorteil von ChA. „In den Versuchsreihen mit den Mäusen wurden die Antibiotika nach einiger Zeit abgesetzt – und dann kam es zum Überraschungseffekt“, sagt Arne Bublitz, Doktorand in der Abteilung Mikrobielle Immunologie am HZI und Erstautor der Studie. „Die Mehrzahl der Mäuse, die zuvor mit Vancomycin behandelt wurden, erkrankten erneut. Von den Mäusen, die mit ChA behandelt wurden, hatte hingegen keine einzige Maus eine Reinfektion.“
Auch gegen Sporen wirksam
Die Forscher konnten schließlich zeigen, dass ChA auch die Dauerstadien der Erreger, die Endosporen, wirksam bekämpfen kann. „Wir konnten durch Waschungen mit Lösungsmitteln herausfinden, dass sich der Wirkstoff ChA höchstwahrscheinlich in der wasserabweisenden Hülle der Dauerstadien einlagert und dort eine Art Wirkstoffdepot bildet. Beginnt die Zelle auszukeimen, kommt sie so mit dem eingelagerten ChA in Kontakt und stirbt ab. ChA ist eines der ersten Beispiele für ein Antibiotikum, das in vivo sowohl Bakterienzellen als auch Dauerstadien bei niedrigen Wirkkonzentrationen effektiv bekämpfen kann“, sagt Bublitz.
Außerdem konnten die Forscher in Modellen zeigen, dass ChA das Darmmikrobiom weniger stark schädigt als das bei anderen Antibiotika der Fall ist. Mit molekularbiologischen Methoden zeigten die Forscher das für das Mikrobiom des Schweins, aber auch im Mausmodell. „Nach ChA-Gabe erholte sich das Mikrobiom des Darms schneller, als dies bei der Gabe anderer Antibiotika der Fall war. ChA scheint also tatsächlich sehr spezifisch zu wirken und das Mikrobiom in Bezug auf seine schützende Funktion nur wenig zu stören“, sagt Strowig.
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.