BPhD-Umfrage zur Novellierung der Approbationsordnung

Wie stehen Pharmaziestudierende zu einer möglichen Abschlussarbeit?

Berlin - 03.07.2023, 12:45 Uhr

Praxisorientierung stellt für die Studierenden bei der Novellierung der Approbationsordnung einen wichtigen Aspekt dar. (Foto: IMAGO / Zoonar)

Praxisorientierung stellt für die Studierenden bei der Novellierung der Approbationsordnung einen wichtigen Aspekt dar. (Foto: IMAGO / Zoonar)


Die Studierenden der Pharmazie sind für das Verfassen einer Abschlussarbeit und auch eine Verlängerung des Studiums – aber nicht unter allen Umständen. Das ergibt eine Umfrage des Bundesverbands der Pharmaziestudierenden in Deutschland (BPhD) bezüglich der angestrebten Novellierung der Approbationsordnung. Insbesondere mit Blick auf die Abschlussarbeit zeigen sich die Studierenden zwiegespalten.

Wie soll die Approbationsordnung (AAppO) für Apotheker:innen verändert werden, damit Studierende der Pharmazie gut auf ihren Beruf vorbereitet werden? Seit Jahren wird darüber diskutiert, im April vergangenen Jahres wurde ein Positionspapier unter anderem der Bundesapothekenkammer (BAK), der Apothekengewerkschaft ADEXA und des Bundesverbands der Pharmaziestudierenden in Deutschland (BPhD) vorgelegt – der Knall war groß, als die Studierenden sich im Anschluss querstellten.

Zu den Knackpunkten zählte unter anderem die Frage nach einer obligatorischen Abschlussarbeit und der Verlängerung der Studienzeit. Dazu befragte der BPhD nun im April dieses Jahres die Studierenden der Pharmazie. Nach einer Auswertung der Ergebnisse erklärt der Verband am Montag, dass er es unter bestimmten Voraussetzungen unterstützt, wenn eine wissenschaftliche Arbeit während des Studiums verfasst werden muss. Darüber hinaus fordern die Studierenden, dass das Pharmaziestudium um zwei Semester verlängert wird, sodass mehr Zeit für das Verfassen der wissenschaftlichen Arbeit und das Vertiefen der Kenntnisse der Klinischen Pharmazie und der Pharmakologie zur Verfügung steht.

Abschlussarbeit ja, aber ...

In der Auswertung der Umfrage kommt der BPhD zu dem Schluss, dass die Studierenden das Verfassen einer Abschlussarbeit „zwiegespalten“ betrachten. Nur weniger als ein Drittel der Befragten hält dies generell für sinnvoll. Grundsätzlich werden aber Vorteile einer Abschlussarbeit sehr wohl gesehen: die Entwicklung von Fähigkeiten des wissenschaftlichen Schreibens (71,4 Prozent), des Forschens (60,5 Prozent) und der besseren Auseinandersetzung mit einem Thema (56,8 Prozent). Allerdings sehen weniger als ein Viertel der Befragten einen Vorteil in der Vorbereitung auf die berufliche Zukunft. 

Der BPhD erklärt diese widersprüchliche Sicht damit, dass durch die Abschlussarbeit eine „nicht tragbare Mehrbelastung“ befürchtet werde. „Obwohl die Mehrheit der Studierenden einige Vorteile in der Erstellung der wissenschaftlichen Abschlussarbeit sieht, hält die Mehrheit der Studierenden die Abschlussarbeit im Pharmaziestudium nicht für sinnvoll. Dieser Widerspruch könnte dadurch erklärt werden, dass Studierende zwar den Mehrwert einer wissenschaftlichen Arbeit anerkennen, die Machbarkeit der Umsetzung allerdings als kritisch einstufen.“ Und weiter: „Nur unter Berücksichtigung der Vorbereitungsphase des zweiten Abschnitts der Pharmazeutischen Prüfung sowie bei einem ausreichenden zeitlichen Rahmen für die Abschlussarbeit bleibt die Attraktivität des Studiums aus Sicht der Studierenden erhalten. Wenn die wissenschaftliche Abschlussarbeit anwendungsorientiert und praxisnah durchgeführt werden kann, begrüßen Studierende die Abschlussarbeit.“

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Bezüglich der Verlängerung des Studiums stellt die Umfrage klar, dass eine längere Dauer die Mehrheit der Studierenden nicht davon abgehalten hätte, das Studium zu beginnen. Erwartet wird von einer Verlängerung unter anderem, dass die klinisch-praktische Ausbildung verbessert wird. Aber bedingungslos gibt es die Zustimmung der Studierenden nicht: Fast drei Viertel der Befragten fordert in diesem Zusammenhang, dass die Zahl der Semesterwochenstunden (SWS) gesenkt wird. „Die Erhöhung der Stundendichte ist für Studierende nicht zu tragen“, schreibt der BPhD. Sollte die Zahl der SWS gleichbleiben, stimmen nur noch 20,1 Prozent der Verlängerung zu. Insgesamt stimmen 28 Prozent einer Verlängerung in jedem Fall zu, 18,5 Prozent lehnen sie grundsätzlich ab.

Zu den Gründen für eine generelle Ablehnung wird angeführt, dass die Befragten befürchten, dass es schwerer wird, das Studium zu finanzieren. Zudem könnte der Personalnotstand in den Beitrieben verschärft werden oder die eigene Motivation für das Studium sinken. Dass sich eine Verlängerung des Studiums auf die Motivation niederschlägt, davon gehen auch jene aus, die ihr in jedem Fall zustimmen, sie nehmen sie aber in Kauf.

„Keine Verringerung der Attraktivität der Pharmaziestudiums“

Zusammenfassend heißt es vom BPhD: „Mit der Einführung einer wissenschaftlichen Abschlussarbeit sowie der Verlängerung des Studiums ist keine Verringerung der Attraktivität des Pharmaziestudiums zu erwarten.“ Begrüßt würde die Abschlussarbeit insbesondere, wenn sie „anwendungsorientiert und praxisnah“ durchgeführt werden kann. Bezüglich der Verlängerung der Studiendauer wird sogar davon ausgegangen, dass die „steigenden Möglichkeiten zur Eigengestaltung des Studiums“ die „Attraktivität“ steigern könnten.

Die Ergebnisse der Umfrage zeigen, dass die Studierenden sich nicht grundsätzlich gegen die Novellierung der AAppO sperren. Vielmehr geht es ihnen vor allem darum, dass sowohl eine mögliche Verlängerung der Studienzeit als auch das Verfassen einer Abschlussarbeit nicht zu unnötigen weiteren Belastungen führen. Inwieweit dies nun berücksichtigt wird, bleibt offen.


Matthias Köhler, DAZ-Redakteur
redaktion@daz.online


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