Nach COVID-19-Impfung

Post-Vac-Syndrom – PEI erkennt weiterhin kein Risikosignal

Stuttgart - 03.07.2023, 17:50 Uhr

Das Paul-Ehrlich-Institut bemüht sich bei der öffentlichen Kommunikation möglicher Nebenwirkungen von COVID-19-Impfungen um Transparenz – auch bei der Diskussion von nicht belegten Hypothesen. (Foto: IMAGO / Eibner)

Das Paul-Ehrlich-Institut bemüht sich bei der öffentlichen Kommunikation möglicher Nebenwirkungen von COVID-19-Impfungen um Transparenz – auch bei der Diskussion von nicht belegten Hypothesen. (Foto: IMAGO / Eibner)


Können COVID-19-Impfungen zu andauernden Beschwerden führen, die mit Long-COVID nach einer Infektion mit SARS-CoV-2 vergleichbar sind? Weil diese Frage in Deutschland in der Öffentlichkeit zunehmend diskutiert wird, hat das Paul-Ehrlich-Institut vergangene Woche eine bereits im Jahr 2022 veröffentlichte Stellungnahme zum Thema „Post-Vac-Syndrom“ aktualisiert. Darin wird unter anderem betont, dass 50 Prozent aller weltweit registrierten Post-Vac-Verdachtsfälle aus Deutschland berichtet wurden.

Vergangene Woche hat das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) seine im Sicherheitsbericht vom 7. September 2022 veröffentlichte Stellungnahme zum Thema Post-Vac-Syndrom nach COVID-19-Impfung aktualisiert. Die Stellungnahme basiert unter anderem auf Verdachtsfällen von Nebenwirkungen einer Corona-Impfung, die bis zum 19. Mai 2023 dem PEI gemeldet worden waren. [1]

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Das PEI stellt in der Stellungnahme zunächst klar, dass der Begriff „Post-Vac“ keine medizinisch definierte Bezeichnung einer Erkrankung ist. Deshalb bezieht sich das PEI in seiner Stellungnahme auf 1.547 Meldungen über Verdachtsfälle von Nebenwirkungen, „die als Long-/Post-COVID-ähnlich, chronisches Erschöpfungssyndrom (Chronic Fatigue Syndrome/Myalgische Enzephalomyelitis, CFS/ME), posturales Tachykardiesyndrom (POTS), einschließlich der Beschwerden, die als Post-Exertional Malaise (PEM, Unwohlsein nach Belastung) bezeichnet werden, oder Beschwerden, die als ‚Post-Vac‘ bezeichnet werden“. Solche Meldungen seien von zahlreichen Unsicherheiten begleitet, wie das PEI betont. Oft fehlten wichtige klinische Informationen, und auch eine Koinzidenz zu einer COVID-19-Infektion sei oft nicht eindeutig widerlegbar. [1]

Besondere Sensibilisierung für Post-Vac-Syndrom in Deutschland?

Das PEI bezieht sich nicht nur auf die deutschen Verdachtsfälle, die bei der Überwachung der Arzneimittelsicherheit seit Beginn der COVID-19-Impfkampagne (27. Dezember 2020) erfasst wurden, sondern hat zum Stichtag 19. Mai 2023 zusätzlich eine Recherche in der Nebenwirkungsdatenbank bei der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) durchgeführt. Beim Vergleich dieser europäischen Zahlen mit denen aus Deutschland falle auf, dass mehr als 50 Prozent der weltweit registrierten Verdachtsfälle zum Post-Vac-Syndrom aus Deutschland berichtet wurden – wobei in Deutschland offensichtlich nicht 50 Prozent aller Impfdosen weltweit verabreicht wurden, betont das PEI. 

Zudem erinnert das PEI daran, dass gemeldete Verdachtsfälle nicht automatisch einen kausalen Zusammenhang zwischen der Impfung und den gemeldeten Symptomen bedeuten. Und selbst wenn das Post-Vac-Syndrom im internationalen Vergleich auffällig häufig als Verdacht nach COVID-19-Impfung gemeldet werde, so seien die Verdachtsfälle auch in Deutschland extrem selten berichtet worden:


„Bei der Betrachtung von Verdachtsmeldungen ist unter anderem die Anzahl durchgeführter Impfungen mit dem jeweiligen Impfstoff zu beachten. In Deutschland wurden bislang über 192 Millionen COVID-19-Impfungen verabreicht. Gemessen an den bislang verimpften Dosen von COVID-19-Impfstoffen und der Anzahl der gemeldeten Verdachtsfälle, in denen Beschwerden zum oben genannten Symptomkomplex berichtet wurden, ergibt sich eine Melderate von weniger als einem Verdachtsfall pro 100.000 Impfungen (0,73/100.000).“

Stellungnahme des Paul-Ehrlich-Instituts zum Thema „Post-Vac-Syndrom“ nach COVID-19-Impfung (Stand 19. Mai 2023)


Das PEI erkennt deshalb kein Risikosignal für das Auftreten von Long-/Post-COVID-ähnlichen Beschwerden nach Corona-Impfung und kann auch keinen medizinisch plausiblen Hinweis für einen kausalen Zusammenhang finden. [1]

Studien zum Post-Vac-Syndrom fehlen

Im aktuellen Bulletin zur Arzneimittelsicherheit, Ausgabe 2/2023, wird darüber hinaus das Sicherheitsprofil der COVID-19-Impfstoffe nochmals insgesamt, also nicht nur zu Post-Vac, durch das PEI zusammengefasst, allerdings mit dem Fokus auf internationalen Studien zum Sicherheitsprofil der COVID-19-Impfstoffe im Kontrast zu Spontanmeldungen. So sollen bessere Aussagen zu kausalen Zusammenhängen getroffen werden können. Es geht dort neben dem „Post-Vac-Syndrom“ als Hypothese also beispielsweise auch um mittlerweile bekannte Nebenwirkungen der COVID-19-Impfstoffe wie Myokarditis/Perikarditis, anaphylaktische Reaktionen, Thrombosen mit Thrombozytopenie und Guillain-Barré-Syndrom. 

Zum „Post-Vac-Syndrom“ konnten jedoch vom PEI keine Studien identifiziert werden, sodass es auch im Bulletin zusammenfassend heißt: „Auffallend ist die Imbalance der Spontanmeldungen, die offenbar überwiegend aus Deutschland berichtet wurden. Das Paul-Ehrlich-Institut wird Meldungen über langandauernde, unerwünschte Reaktionen nach COVID-19-Impfung weiter monitorieren.“ [2]

Literatur 

[1] Stellungnahme des Paul-Ehrlich-Instituts zum Thema „Post-Vac-Syn­drom“ nach COVID-19-Impfung, Stand 19.05.2023, aktualisiert: 29.06.2023 
www.pei.de/DE/newsroom/positionen/covid-19-impfstoffe/stellungnahme-postvac.html

[2] Bulletin zur Arzneimittelsicherheit, Ausgabe 2/2023, Seite 12 
www.pei.de/DE/newsroom/hp-meldungen/2023/230629-sik-bulletin-teaser-2-2023.html


Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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