Naheliegend ist daher, dass sich die Menschen auch weiterhin vor Ort beraten und betreuen lassen möchten. Der Aussage „Ich wünsche mir die Apotheke weiterhin als schnell und leicht zu erreichenden Ansprechpartner und Wegweiser im Gesundheitswesen“ stimmten 91 Prozent der Befragten zu. 76 Prozent von ihnen wünschen sich zudem eine engere Zusammenarbeit von Apotheken mit Ärztinnen und Ärzten, um Unsicherheiten, Problemen und Gefahren der Arzneimitteltherapie vorzubeugen.
Keine Kommune in NRW ohne Apotheke
Noch ist die wohnortnahe Arzneimittelversorgung in NRW weitgehend gewährleistet. Auch im Jahr 2022 gab es dort keine einzige Kommune ohne Apotheke. Doch dieser Zustand gerät zunehmend ins Wanken: Während im Jahr 2012 noch 27 Kommunen über nur eine Apotheke verfügten, waren es 2022 bereits 41 – für die AKWL-Präsidentin ein klares Indiz dafür, dass Lücken im Apothekennetz drohen. „Es ist kurz vor zwölf“, warnte sie. Denn auf den 41 angesprochenen Apotheken laste ein besonderer Versorgungsdruck. Zudem könnten die verbleibenden Betriebe den Ausfall anderer Apotheken im Umfeld zusehends schlechter abfangen als noch vor einigen Jahren. Faktoren wie Räumlichkeiten und Fachkräftebedarf setzten dem Wachstum inzwischen oftmals klare Grenzen. Overwiening mahnte zum raschen Handeln, bevor es möglicherweise zu spät sein könnte. „Denn wenn das Netz bricht, werden wir es nicht flicken können.“
NRW-Gesundheitsminister Laumann betonte mit Blick auf die Studienergebnisse, er habe stets an der Seite der inhabergeführten Versorgungsapotheken gestanden – auch in Zeiten, in denen der Versandhandel erstarkte. Auf Basis der Erhebung wolle er nun gemeinsam mit der Standesvertretung im Bundesland besprechen, was es braucht, um das Apothekennetz zu erhalten. Ob es auf mehr Studienplätze für Pharmazie hinauslaufen werde, ließ er dabei offen: Es gelte zunächst zu schauen, ob die Absolventinnen und Absolventen letztlich auch in den Apotheken ankämen.
Laumann: Lieferengpass-Management ist nicht einfach ein Service
Unterstützung sicherte er dem Berufsstand allerdings bei seinen zentralen Bemühungen in Berlin zu. Bezüglich der jüngsten gesetzgeberischen Entwicklungen sei er nicht auf einer Linie mit den Abgeordneten in der Hauptstadt – insbesondere was das Honorar in Höhe von 50 Cent für das Lieferengpass-Management betrifft, das der Bundestag kürzlich mit dem ALBVVG beschlossen hat. „Wir dürfen das Lieferengpass-Management nicht einfach als Serviceleistung der Apotheken betrachten“, mahnte Laumann und unterstrich den damit verbundenen Aufwand für die Teams. Aus dem Berufsstand sei gar zu vernehmen, dass die 50 Cent als beleidigend empfunden würden.
Zudem sprach er sich für mehr Entscheidungskompetenzen für die Apothekerinnen und Apotheker aus. Wenn es schon Pflicht sei, dass während der Öffnungszeiten stets eine Approbierte oder ein Approbierter anwesend ist, müssten diese auch mit ausreichend Handlungsspielraum bei der Rezeptbelieferung ausgestattet werden. „Da müssen wir den studierten Leuten auch ein gewisses Maß an Vertrauen entgegenbringen“, forderte der Minister. Der Abbau bürokratischer Vorgaben könne zudem zur Zufriedenheit der Mitarbeitenden beitragen, hofft er. Hier müsse man mit den Krankenkassen akzeptable Regelungen finden.
3 Kommentare
Verantwortung und Kompetenz
von SKarich am 05.07.2023 um 9:48 Uhr
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AW: Verantwortung und Kompetenz
von Sabine Teuber am 06.07.2023 um 10:25 Uhr
Bruch schon jetzt unvermeidlich
von ratatosk am 05.07.2023 um 8:44 Uhr
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