Wie viele Kassen braucht Deutschland?

Knieps kontert Bentele: Versicherte entscheiden über Zahl und Größe der Krankenkassen

Berlin - 10.07.2023, 17:00 Uhr

Kassenchef Knieps glaubt nicht, dass eine Reduktion der Anzahl an Krankenkassen in Deutschland zur nachhaltigen Finanzierung der GKV beitragen würde. (Foto: IMAGO / Reiner Zensen)

Kassenchef Knieps glaubt nicht, dass eine Reduktion der Anzahl an Krankenkassen in Deutschland zur nachhaltigen Finanzierung der GKV beitragen würde. (Foto: IMAGO / Reiner Zensen)


Der Kassen-Lobbyist Franz Knieps vom BKK Dachverband unterstellt der Präsidentin des VdK, Verena Bentele, Unkenntnis über Struktur und Finanzierung der GKV. Das zeige ihr jüngst geäußerter Gedanke, ob die Menschen in Deutschland wirklich 96 verschiedene Krankenkassen bräuchten. Das sei „blanker Populismus“, meint Knieps.

Am Wochenende hatte die Präsidentin des Sozialverbands VdK, Verena Bentele, infrage gestellt, ob Deutschland tatsächlich 96 Krankenkassen braucht. Das ruft jetzt den Kassen-Lobbyisten Franz Knieps auf den Plan: Der Vorstandsvorsitzende des BKK Dachverbands widerspricht dem Gedanken Benteles jetzt in einer Pressemitteilung vehement. „Es ist blanker Populismus und zeigt die Unkenntnis der Präsidentin des Sozialverbandes VdK Verena Monika Bentele über Struktur und Finanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV)“, wettert Knieps. „Gerade kleine und mittelgroße Krankenkassen haben eine besondere Nähe zu ihren Versicherten und ihren Betrieben.“

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Die GKV-Versicherten wollen Knieps zufolge eine Auswahl unterschiedlicher Kassenarten. Dies belegten alle Untersuchungen zur Kundenzufriedenheit und Servicequalität. „In Deutschland entscheiden Versicherte und nicht selbstherrliche Verbandsfunktionäre über Zahl und Größe der Krankenkassen“, kritisiert der Kassen-Chef. Die Äußerungen Benteles seien eine „populistische Ablenkung von den tatsächlichen strukturellen Problemen des Gesundheitssystems“, heißt es in der Mitteilung.

Die VdK-Präsidentin hatte gegenüber den Zeitungen der Funke Mediengruppe Zweifel geäußert, ob die Menschen in Deutschland wirklich 96 Krankenkassen mit eigenen Vorständen und Verwaltungen bräuchten. Mit Blick auf die steigenden Kosten im Gesundheitswesen sieht sie auch die Kassen in der Pflicht, ihren Sparbeitrag zu leisten. Das heiße nicht, dass man die kompetenten Personen nicht brauche, die dort arbeiteten und Mitglieder vor Ort betreuten. „Aber wenn es weniger Kassen gäbe, ließe sich der Verwaltungsaufwand deutlich reduzieren und damit viel Geld sparen“, hatte Bentele gesagt.


Christina Grünberg, Apothekerin, Redakteurin DAZ (gbg)
cgruenberg@daz.online


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11 Kommentare

Sparbeitrag der Kassen?

von Thomas Eper am 11.07.2023 um 16:39 Uhr

Sehr geehrter Herr Knieps,

wie sieht denn der Sparbeitrag der Krankenkassen und Ihr persönlicher Sparbeitrag aus?






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Persönlich werden

von Reinhard Rodiger am 11.07.2023 um 13:40 Uhr

Wenn die Argumente fehlen, gibt es persönliche Angriffe.Es zeigt diese Art, wie labil die Situation ist. Der getroffene Hund bellt.Wenn nur Gesetzesübertretungen Differenzierung simulieren können, wird es halt eng.Wäre nicht ordentliche Arbeit eine Voraussetzung für die Existenz? Und Arbeit ohne Wegelagerei und Erpressung ? Ohne Missbrauch von Macht und Versichertengeldern. Davon 100fach ist zuviel.

Persönlich werden ist demaskierend.

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Herr Knieps hat Recht

von Jan Kusterer am 11.07.2023 um 11:55 Uhr

Er hat Recht, die Versicherten sollen entscheiden. Darum einfach durch Aushänge und persönliche Gespräche das Meinungsbild der Versicherten erweitern. Der VdK macht so eine Äußerung nicht einfach so und die Reaktionen aus dem Krankenkassenlager sind eindeutig. Das Wohlfühlnest für viele Vorstände wird langsam ein wenig ungemütlich.

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Ach Herr Knieps,

von Hubert Kaps am 10.07.2023 um 21:11 Uhr

sie verwechseln da was, die Leute sind zufrieden, weil sie eine Leistung, die NICHT von Ihnen erbracht wurde, erhalten haben. Sie haben das ganze lediglich aus Beitragsmitteln bezahlt. Dies sollte, und da hat Frau Bentele völlig Recht, so effektiv und sparsam wie möglich erfolgen. Und da Sie als Mitarbeiter der Kassen wohl nicht bereit sind, bei Ihrem Gehalt Abstriche zu machen, ist eine Reduktion der Kassen und damit auch die Verkleinerung der Verwaltungsarbeitsplätze dringend erforderlich.

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AW: Gehälter

von Holger am 11.07.2023 um 10:05 Uhr

Gehen wir mal davon aus, dass jeder Mitarbeiter der Krankenkassen gut ausgelastet ist. Dann wäre also durch Zusammenlegung von Kassen kaum Arbeit "am Kunden (ich weiß, eigentlich müsste es Mitglied heißen)" einzusparen. Und die Gehälter dieser Mitarbeiter sind nicht überragend, sondern sollten sich am TvÖD orientieren. Aber 100 Kassen mit im Durchschnitt 4 hervorragend dotierten Vorstandsposten sind 400 Vorstände! Und deren Vergütung IST überragend! Natürlich bräuchte man, wenn man Kassen zusammenlegt, mutmaßlich eine weitere regionale Führungsebene. Aber vorausgesetzt, dass die NICHT auf Vorstandsebene vergütet wird, ist da schon Sparpotential.

Eine Auswahl an Kassen wäre dann sinnvoll, wenn die sich in Bezug auf entweder ihre Beiträge oder ihre Leistungen signifikant unterscheiden würden. Tun sie aber nicht. Also weg damit!

Petition

von Jörg Wemsewitz am 10.07.2023 um 19:41 Uhr

Wäre doch fast die Herausforderung eine Petition zu starten, zur Reduktion der Anzahl der Krankenkassen.

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Brillianter Kassenvertreter

von Dr. House am 10.07.2023 um 18:51 Uhr

Ein besseres Maskottchen kann sich die GKV eigentlich nicht wünschen. Denn ein Blick in Herrn Knieps Gesicht reicht aus, um den Versicherten eine wichtige Botschaft zu senden:" Euren Zahnersatz könnt ihr schön selbst bezahlen, während eure Kassenbeiträge schön im Bürokratiesumpf der kleinadligen Kassenfürsten versickern!"

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AW: Brillianter Kassenvertreter

von Holger am 11.07.2023 um 10:07 Uhr

Können wir den Disput bitte auf intellektuelle Aspekte fokussieren? Solche persönlichen Aspekte finde ich daneben.

AW: Brillianter Kassenvertreter

von Dr. House am 11.07.2023 um 10:24 Uhr

Bin ich unter normalen Umständen bei ihnen. Aus dem Schriftverkehr den ich mit den Kassen habe, geht eindeutig hervor, dass die sich als eine Art Adel sehen und mich als Fußvolk welches brav seinen Frondienst zu leisten hat. Da fliegt dann halt ab und zu eine Tomate...

Versicherte entscheiden über Anzahl?

von T. Trautmann am 10.07.2023 um 18:23 Uhr

Ist Herr Knieps sich da sicher, dass die Versicherten entscheiden? Ich würde entscheiden, dass sein Posten überflüssig ist ... Genau wie der gesamte BKK-Dachverband.

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von Anita Peter am 10.07.2023 um 17:09 Uhr

Ok wenn die Versicherten über die Anzahl der Kassen entscheiden, dann wird der Kassenbeitragssatz ab sofort komplett freigegeben. Mehr Wettbewerb unter den Kassen!
Die Schutzzäune der verkrusteten Kassen müssen endlich eingerissen werden.

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