Beratung

Was ist bei der Anwendung von Augentropfen wichtig?

10.07.2023, 07:00 Uhr

Worauf muss man bei der Applikation von Augentropfen besonders achten? (Foto: IMAGO / imagebroker)

Worauf muss man bei der Applikation von Augentropfen besonders achten? (Foto: IMAGO / imagebroker)


Augentropfen zu applizieren, ist für Anwender:innen nicht ganz einfach. Worauf gilt es in der Beratung besonders hinzuweisen?

Augentropfen wirken in der Regel am vorderen Augenabschnitt. Dort sollen sie den Tränenfilm stabilisieren oder sie wirken an der Binde- und Hornhaut antiseptisch bzw. antientzündlich. Manche Wirkstoffe penetrieren durch die Hornhaut und lösen in der vorderen und hinteren Augenkammer die gewünschte Wirkung aus. 

Probleme bei der Anwendung ergeben sich meist daraus, dass der vordere Augenabschnitt nur ein sehr geringes Aufnahmevermögen für Flüssigkeiten hat. Zudem ist die Verweildauer von Augentropfen kurz. Zudem kann es durch unsachgemäße Handhabung leicht zur mikrobiellen Kontamination der Augentropfen kommen. Welche Hinweise können die Apothekenmitarbeitenden Patienten daher bei der Abgabe von Augentropfen mit auf den Weg geben?

Nur einen Tropfen pro Auge applizieren

Zunächst ist es wichtig zu wissen, dass bei der Anwendung von Augentropfen jeweils nur ein Tropfen in den Bindehautsack eingeträufelt wird. Pro Auge liegt das durchschnittliche Volumen an Tränenflüssigkeit bei rund 7 µl. Die maximale Menge an Flüssigkeit, die der vordere Augenabschnitt in Form von wässrigen Augentropfen zusätzlich aufnehmen kann, liegt dabei zwischen 10 µl und 20 µl. 

Die Tropfengröße der meisten Augentropfen liegt im Bereich zwischen 25 µl und 50 µl. Das überschüssige Volumen wird innerhalb kurzer Zeit reflektorisch durch den Lidschlag entfernt. Eine größere Menge an Flüssigkeit oder die mehrmalige Zufuhr kleinerer Volumina an Flüssigkeit regt die Tränenproduktion an und erhöht dadurch die Abflussrate. Durch die Verabreichung mehrerer Tropfen kommt es also nicht zu einer Erhöhung der Wirkstoffkonzentration, sondern zu einem regelrechten Auswascheffekt. 

Deshalb ist es wichtig, nur einen Tropfen pro Auge zu applizieren. Müssen verschiedene Präparate am gleichen Augen eingesetzt werden, so sollte zwischen den einzelnen Anwendungen eine Wartezeit von mindestens zehn Minuten liegen.

Wie kann das Abfließen der Arzneistofflösung verzögert werden?

Durch Unterdrücken des Lidschlags kann der Abtransport der wirkstoffhaltigen Lösung von der Horn- und Bindehaut des Auges verlangsamt werden. Nach dem Eintropfen der Flüssigkeit in den Bindehautsack sollten daher die Augenlider einige Minuten geschlossen bleiben. 

Auch durch manuelle Behinderung des Tränenabflusses kann eine Verlängerung der Verweildauer der Lösung im vorderen Augenabschnitt erreicht werden. Dazu wird durch sanften Druck mit der Fingerspitze auf den Nasenknochen am Augeninnenwinkel das Tränenröhrchen verschlossen. Durch diesen verzögerten Abfluss der Tränenflüssigkeit wird zugleich eine unerwünschte, systemische Verfügbarkeit der Arzneistoffe verringert. 

Denn: Am Auge kann es leicht zu einer unerwünschten Aufnahme lokal verabreichter Wirkstoffe in den Blutkreislauf kommen. Die Substanzen können durch die Schleimhaut von Auge und Nase unter Umgehung der Leber direkt in den Blutkreislauf gelangen. Insbesondere bei Wirkstoffen mit einem Risiko für kardiovaskuläre, respiratorische und zentralnervöse Effekte, wie es auf zahlreiche Arzneistoffe zur Behandlung des Glaukoms zutrifft, ist daher das Zudrücken des Tränenröhrchens besonders wichtig. 

In diesem Zusammenhang wurde beispielsweise im April dieses Jahres die Gebrauchsinformation von Dorzolamid-haltigen Augentropfen angepasst. Eingesetzt wird Dorzolamid bei erhöhtem Augeninnendruck. Bei Anwendung der Augentropfen besteht jedoch ein erhöhtes Risiko für das Auftreten von Hypertonie und Tachykardie. Durch Drücken auf den inneren Augenwinkel für ungefähr zwei Minuten kann der Übergang des Wirkstoffs in den Blutkreislauf verringert werden.

Vor Gebrauch: Augentropfen erwärmen

Kalte Flüssigkeit im Auge regt den Tränenfluss an und führt zu einem vermehrten Lidschlag. Eine eingetropfte Lösung wird dann beschleunigt abtransportiert. Aus diesem Grund sollten Augentropfen kurz vor der Anwendung in der Hand etwas vorgewärmt werden. 

Wässrige Suspensionsaugentropfen, also mit ungelöstem Wirkstoff, müssen unmittelbar vor der Anwendung kräftig geschüttelt werden. Nur so liegen die Wirkstoffteilchen gleichmäßig verteilt in der wässrigen Phase vor.

Gut zu wissen: Richtige Applikation von Augentropfen 

  • Den Kopf leicht in den Nacken legen und beide Augen weit öffnen.
  • Mit dem Zeigefinger der nicht dominanten Hand, bei einem Rechtshänder also der linken Hand, das Unterlid leicht nach unten schieben.
  • Nach oben schauen und mit der dominanten Hand den Tropfer des senkrecht gehaltenen Behältnisses nahe am Bindehautsack positionieren.
  • Einen Tropfen freisetzen und in den Bindehautsack fallen lassen.
  • Augenlider schließen und für einige Zeit geschlossen halten, Augen aber nicht zukneifen.
  • Gleichzeitig für etwa zwei Minuten mit der Fingerspitze leicht auf den Nasenknochen am inneren Augenwinkel drücken.

Damit keine Keime ins Auge gelangen, muss die Applikation von Augentropfen unter einwandfreien hygienischen Bedingungen erfolgen. Kontaminierte Augentropfen können zu Augeninfektionen und folglich zu schweren Schädigungen des Auges führen. 

Vor der Anwendung sind daher zunächst die Hände zu waschen. Weiterhin ist darauf zu achten, dass die Spitze der Augentropfenflasche nicht mit dem Finger, der Wange oder dem Auge in direkten Kontakt kommt. Um eine Übertragung von Bakterien zu verhindern, darf jede Augentropfenflasche zudem nur von einer Person benutzt werden.

Haltbarkeit von Augentropfen

Augentropfen gehören zu den sterilen Arzneimitteln und sind daher nach Anbruch nur eine begrenzte Zeit verwendbar. 

Unkonservierte Augentropfen werden in sterile Einzeldosisbehältnisse verpackt und sind unmittelbar nach dem Öffnen anzuwenden. Die nach der Anwendung verbliebenen Tropfenreste werden entsorgt.

Bei konservierten Augentropfen in einfachen Mehrdosisbehältnissen wie Glas- oder Plastikfläschchen mit Tropfermontur beträgt die Aufbrauchsfrist meist vier Wochen. Bei instabilen Arzneistoffen wie Cefuroxim-Natrium oder Indometacin sind auch kürzere Aufbrauchsfristen möglich.

Um das Ende der Verwendbarkeit im Blick zu behalten, sollten sich die Patienten das Datum der ersten Anwendung auf der Verpackung notieren.

So werden Augentropfen bei Kindern verabreicht

Meistens werden Augentropfen im Stehen vor dem Spiegel angewendet, dabei ist eine Selbstapplikation unter Sichtkontrolle gut möglich. Für die Anwendung bei Kindern hat sich allerdings eine andere Vorgehensweise bewährt. Dabei spricht man von einer sogenannten kanthalen Applikation. 

Der Tropfen aus der Augentropfenflasche wird dabei in den inneren Lidwinkel (Canthus medialis) des geschlossenen Auges gegeben. Anschließend wird das Auge geöffnet und die Flüssigkeit kann auf die Horn- und Bindehaut abfließen. Bei dieser Art der Anwendung muss sich der Kopf des Kindes in völlig waagerechter Position befinden. 

Augentropfen und Kontaktlinsen – geht das?

Während der Anwendung von Augenarzneimitteln dürfen normalerweise keine Kontaktlinsen getragen werden. Die Bestandteile wässriger Augentropfen können mit dem Material der Linsen in Wechselwirkung treten. Beispielsweise kann eine Konzentrierung von Wirk- und Konservierungsstoffen zu einer Verminderung der Kontaktlinsentransparenz führen, ölige Substanzen können mit der Linsenoberfläche verkleben und ihre Beweglichkeit auf der Hornhaut reduzieren. 

Nach Anwendung wässriger Augentropfen dürfen Kontaktlinsen frühestens 15 Minuten danach wieder ins Auge eingesetzt werden. Die genaue Vorgehensweise ist am besten mit dem behandelnden Augenarzt abzusprechen. Vor allem bei trockenen oder entzündeten Augen wird der Arzt dazu raten, auf das Tragen von Kontaktlinsen zu verzichten. 

Eine Ausnahme gilt für Lösungen zum Nachbenetzen von Kontaktlinsen. Diese dürfen auch während des Tragens der Linsen angewendet werden. Es handelt sich dabei um konservierungsmittelfreie Präparate zum Benetzen weicher und harter Kontaktlinsen mit meist hoher Konzentration an Hyaluronsäure. Durch diesen Feuchtigkeitsspender kommt es zur Befeuchtung bei trockenen Augen und zur Befeuchtung von Kontaktlinsen.


Dr. Annina Bergner, Apothekerin, Autorin PTAheute.de
redaktion@daz.online


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