Augentropfen wirken in der Regel am vorderen Augenabschnitt. Dort sollen sie den Tränenfilm stabilisieren oder sie wirken an der Binde- und Hornhaut antiseptisch bzw. antientzündlich. Manche Wirkstoffe penetrieren durch die Hornhaut und lösen in der vorderen und hinteren Augenkammer die gewünschte Wirkung aus.
Probleme bei der Anwendung ergeben sich meist daraus, dass der vordere Augenabschnitt nur ein sehr geringes Aufnahmevermögen für Flüssigkeiten hat. Zudem ist die Verweildauer von Augentropfen kurz. Zudem kann es durch unsachgemäße Handhabung leicht zur mikrobiellen Kontamination der Augentropfen kommen. Welche Hinweise können die Apothekenmitarbeitenden Patienten daher bei der Abgabe von Augentropfen mit auf den Weg geben?
Nur einen Tropfen pro Auge applizieren
Zunächst ist es wichtig zu wissen, dass bei der Anwendung von Augentropfen jeweils nur ein Tropfen in den Bindehautsack eingeträufelt wird. Pro Auge liegt das durchschnittliche Volumen an Tränenflüssigkeit bei rund 7 µl. Die maximale Menge an Flüssigkeit, die der vordere Augenabschnitt in Form von wässrigen Augentropfen zusätzlich aufnehmen kann, liegt dabei zwischen 10 µl und 20 µl.
Die Tropfengröße der meisten Augentropfen liegt im Bereich zwischen 25 µl und 50 µl. Das überschüssige Volumen wird innerhalb kurzer Zeit reflektorisch durch den Lidschlag entfernt. Eine größere Menge an Flüssigkeit oder die mehrmalige Zufuhr kleinerer Volumina an Flüssigkeit regt die Tränenproduktion an und erhöht dadurch die Abflussrate. Durch die Verabreichung mehrerer Tropfen kommt es also nicht zu einer Erhöhung der Wirkstoffkonzentration, sondern zu einem regelrechten Auswascheffekt.
Deshalb ist es wichtig, nur einen Tropfen pro Auge zu applizieren. Müssen verschiedene Präparate am gleichen Augen eingesetzt werden, so sollte zwischen den einzelnen Anwendungen eine Wartezeit von mindestens zehn Minuten liegen.
Wie kann das Abfließen der Arzneistofflösung verzögert werden?
Durch Unterdrücken des Lidschlags kann der Abtransport der wirkstoffhaltigen Lösung von der Horn- und Bindehaut des Auges verlangsamt werden. Nach dem Eintropfen der Flüssigkeit in den Bindehautsack sollten daher die Augenlider einige Minuten geschlossen bleiben.
Auch durch manuelle Behinderung des Tränenabflusses kann eine Verlängerung der Verweildauer der Lösung im vorderen Augenabschnitt erreicht werden. Dazu wird durch sanften Druck mit der Fingerspitze auf den Nasenknochen am Augeninnenwinkel das Tränenröhrchen verschlossen. Durch diesen verzögerten Abfluss der Tränenflüssigkeit wird zugleich eine unerwünschte, systemische Verfügbarkeit der Arzneistoffe verringert.
Denn: Am Auge kann es leicht zu einer unerwünschten Aufnahme lokal verabreichter Wirkstoffe in den Blutkreislauf kommen. Die Substanzen können durch die Schleimhaut von Auge und Nase unter Umgehung der Leber direkt in den Blutkreislauf gelangen. Insbesondere bei Wirkstoffen mit einem Risiko für kardiovaskuläre, respiratorische und zentralnervöse Effekte, wie es auf zahlreiche Arzneistoffe zur Behandlung des Glaukoms zutrifft, ist daher das Zudrücken des Tränenröhrchens besonders wichtig.
In diesem Zusammenhang wurde beispielsweise im April dieses Jahres die Gebrauchsinformation von Dorzolamid-haltigen Augentropfen angepasst. Eingesetzt wird Dorzolamid bei erhöhtem Augeninnendruck. Bei Anwendung der Augentropfen besteht jedoch ein erhöhtes Risiko für das Auftreten von Hypertonie und Tachykardie. Durch Drücken auf den inneren Augenwinkel für ungefähr zwei Minuten kann der Übergang des Wirkstoffs in den Blutkreislauf verringert werden.
Vor Gebrauch: Augentropfen erwärmen
Kalte Flüssigkeit im Auge regt den Tränenfluss an und führt zu einem vermehrten Lidschlag. Eine eingetropfte Lösung wird dann beschleunigt abtransportiert. Aus diesem Grund sollten Augentropfen kurz vor der Anwendung in der Hand etwas vorgewärmt werden.
Wässrige Suspensionsaugentropfen, also mit ungelöstem Wirkstoff, müssen unmittelbar vor der Anwendung kräftig geschüttelt werden. Nur so liegen die Wirkstoffteilchen gleichmäßig verteilt in der wässrigen Phase vor.
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