Gesund.de zu den E-Rezept-Einlösewegen

„Hauptsache, es stärkt die Apotheke vor Ort“

Berlin - 14.07.2023, 10:45 Uhr

Gesund.de-Chef Peter Schreiner ist für Pluralität bei der E-Rezepteinlösung. Wichtig ist in seinen Augen, dass die Rezepte in der Apotheke bleiben. (Foto: gesund.de)

Gesund.de-Chef Peter Schreiner ist für Pluralität bei der E-Rezepteinlösung. Wichtig ist in seinen Augen, dass die Rezepte in der Apotheke bleiben. (Foto: gesund.de)


Derzeit gibt es drei Einlösewege für das E-Rezept: die Gematik-App, den auf Papier ausgedruckten Token und die elektronische Gesundheitskarte (eGK). Weitere werden hinzukommen – zum Beispiel Apps der Krankenkassen und der Token-Scan direkt in der Arztpraxis. Nicht jedem gefällt jeder Weg. Wer auf Versand setzt, hält sicher nicht viel von der eGK-Stecklösung. Beim Plattformbetreiber gesund.de findet man dagegen alles gut, was die Apotheke vor Ort stärkt.

Jetzt soll er also wirklich kommen: Der Turbo-Schub für die Digitalisierung im Gesundheitswesen. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) betont es immer wieder. Vor allem die elektronische Patientenakte (ePA) und das E-Rezept sollen endlich in Schwung kommen. Der derzeit kursierende Referentenentwurf für das Digitalgesetz sieht vor, dass das E-Rezept ab 1. Januar 2024 verbindlich zu nutzen ist. Bis dahin soll nicht zuletzt der seit Anfang Juli mögliche Abruf von elektronischen Verordnungen im E-Rezept-Fachdienst, in der Telematikinfrastrukur (TI), mittels der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) für eine rasche Verbreitung im Versorgungsalltag sorgen.

Den eGK-Einlöseweg hatten vor allem Apotheker- und Ärzteschaft immer wieder eingefordert. Denn bei der Gematik-App, die eigentlich der volldigitale Königsweg sein sollte, zumal sie auch Vorabanfragen in der Apotheke ermöglicht, taten sich für die Versicherten einige Hürden auf. Und ein ausgedrucktes E-Rezept – auch wenn streng genommen nur der „Schlüssel“ zu diesem gedruckt wird – ist im Aufbruch in neue digitale Welten einfach nicht überzeugend. Die eGK hat hingegen fast jede:r immer dabei. Sie wird selbstverständlich bei Arztbesuchen genutzt und bietet ohne weitere Hindernisse wie etwa eine PIN den Zugang zur TI und damit zum E-Rezeptabruf für Apotheken.

Aus Sicht der Vor-Ort-Apotheken ist besonders charmant, dass die eGK nicht beim Arzneimittelerwerb über eine Versandapotheke genutzt werden kann. Was wiederum die Versender massiv stört, vor allem die großen jenseits der deutschen Grenze, deren Geduld in Sachen E-Rezept mittlerweile überspannt ist. Vergangene Woche beschwerten sich DocMorris und Shop Apotheke bei der EU-Kommission, dass sie „strukturell benachteiligt“ seien – und wärmten in diesem Zuge auch nochmals ihre grundsätzlichen Zweifel am „neuen“ Rx-Boni-Verbot auf, das seit Ende 2020 im Sozialgesetzbuch V verankert ist. Zugleich werben sie für den E-Rezept-Scan in der Arztpraxis – ein Verfahren, das auch die „E-Rezept-Enthusiasten“ propagieren. Hier wird das E-Rezept „wie gewohnt“ im ärztlichen Praxisverwaltungssystem ausgestellt – und in der TI abgelegt. Der Token wird aber nicht ausgedruckt, sondern kann direkt am eGK-Terminal in der Praxis vom Patienten oder der Patientin eingescannt werden. Dann kann dieser Code an eine Apotheke der Wahl geleitet werden.

„Wir finden die eGK-Lösung gut“

Die DAZ hat bei gesund.de nachgefragt, was man dort von der eGK-Lösung fürs E-Rezept hält. Der Plattformbetreiber hat sich schließlich auf die Fahnen geschrieben, verlässlicher Partner der Apotheken vor Ort zu sein. Peter Schreiner, Vorsitzender der Geschäftsführung bei gesund.de, geht davon aus, dass der von Apotheker- und Ärzteseite präferierte Weg via eGK künftig der dominierende Einlöseweg sein wird. Und Schreiner stellt im Gespräch mit der DAZ klar: „Wir finden diesen Weg gut. Denn er stellt sicher, dass die Rezepte auch als E-Rezepte in der Apotheke vor Ort bleiben.“

Doch Schreiner ist auch grundsätzlich offen für die mittlerweile vom Bundesgesundheitsministerium angestrebte Pluralität bei den Einlösewegen. Dem Papierausdruck hält er zugute, dass der Code immerhin digital verwertet werden kann. Er sorge auch dafür, dass Patienten schon in der Praxis einen klaren Blick auf ihre Verordnung bekommen – ganz wie beim gewohnten rosa Rezept. Auch die Gematik-App habe sich schon weiterentwickelt, wenngleich die Authentifizierung noch immer nicht einfach sei.

„Einlösung über Kassen-Apps birgt Konfliktpotenzial“

Den geplanten weiteren Weg über ePA- oder E-Rezept-App von Krankenkassen  sieht Schreiner hingegen eher kritisch. Zwar könne das die ePA aufwerten – aber es gebe eben auch Konfliktpotenzial, wenn Kassen möglicherweise zu bestimmten Apotheken hinsteuern wollen würden.

Und im Referentenentwurf für das Digitalgesetz wird noch ein weiterer Weg für das E-Rezept geebnet: Über Praxisverwaltungssysteme sollen E-Rezepte direkt in eine sichere App fließen. Das sei sicher niederschwellig, so Schreiner, aber müsse eine Reihe von Voraussetzungen erfüllen – etwa in Sachen Datensicherheit etc. Vorgegeben wird hier auch, dass Zuweisungs-, Absprache- und Makelverbote eingehalten werden müssen. Ein solcher Weg, so Schreiner, könne auch über die gesund.de-App laufen.

Den oben bereits genannten Weg des Scans des Tokens in der Arztpraxis sieht man bei gesund.de nur dann als sinnvolle Option, wenn die dazu genutzte App den Patienten die freie Wahl der Apotheke lasse.

„Am Ende entscheiden die Patienten“

Letztlich, so Schreiner, habe jeder Einlöseweg aus Sicht der Patienten seine Vor- und Nachteile. Gut sei alles, was dafür Sorge trage, dass die E-Rezepte in der Apotheke bleiben. Am Ende entschieden die Patienten und Patientinnen, was sich durchsetze. Ihnen soll das E-Rezept schließlich ebenfalls Vorteile bringen. Und ein solcher Vorteil sei zum Beispiel, wenn doppelte Wege vermieden werden, weil ein Arzneimittel erst noch bestellt werden muss. Ein Fall, der bekanntlich keine Seltenheit ist. Da sind E-Rezept-Lösungen, in denen eine Verordnung schon einmal vorab an die Apotheke übermittelt werden können, sicher geeigneter als das unmittelbare Stecken der eGK. Vor-Ort-Apotheken sollten sich, so Schreiner, darauf vorbereiten, dass es verschiedene Wege geben wird, wie Patienten ihre E-Rezepte einlösen.


Kirsten Sucker-Sket
redaktion@daz.online


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