Overwiening schreibt an Apothekerschaft

Diese politischen Aktionen plant die ABDA für den Sommer

Berlin - 17.07.2023, 15:15 Uhr

Fordert die Apothekerschaft auf, weiterhin geschlossen zu agieren: ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening. (Foto: ABDA)

Fordert die Apothekerschaft auf, weiterhin geschlossen zu agieren: ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening. (Foto: ABDA)


Wie geht es nach dem bundesweiten Protest am 14. Juni weiter? Diese Frage haben sich wohl viele Apotheker:innen in den vergangenen Wochen gestellt. ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening hat nun in einem Brief zu den Plänen für die kommenden Wochen aufgeklärt – und die Apothekerschaft beschworen: „Wir dürfen nicht nachgeben.“

Die ABDA will ihre Aktionen auch in den kommenden Wochen trotz Sommerpause fortsetzen. Das geht aus einem Brief hervor, den Präsidentin Gabriele Regina Overwiening an diesem Montag an alle Apothekerinnen und Apotheker versendet hat.

Demnach werden in den kommenden Tagen beispielsweise Briefe an die Wahlkreisbüros der Gesundheitspolitikerinnen und Gesundheitspolitiker aus dem Bundestag und aus dem Bundesgesundheitsministerium mit den Forderungen der Apothekerschaft verschickt. Im August werde darüber hinaus eine Kampagne gestartet, die den „Schulterschluss mit unseren Patientinnen und Patienten“ deutlich machen soll. Zudem würden im Zuge der „Zukunftsklau“-Kampagne im Sommer Botschaften über „die neuen, digitalen Kommunikationswege“ platziert. 

Damit nehmen die Ankündigungen nach dem Apothekerprotest etwas Gestalt an. Bereits damals hatte ABDA-Kommunikationschef Benjamin Rohrer gegenüber der DAZ erklärt, dass man auch im Sommer nicht „Ruhe geben“ wolle.

„Wir dürfen nicht nachgeben“, schreibt Overwiening in dem Brief mit Blick auf den bundesweiten Protesttag am 14. Juni. Wenn sie auf die vergangenen Wochen blicke, sei sie stolz auf ihren Berufsstand, so die ABDA-Präsidentin. „Nach einer aufreibenden Pandemie und mitten in der Lieferengpass-Krise haben wir zuletzt eine neue Geschlossenheit entwickelt, die mich wirklich überwältigt hat.“ Overwiening bedankt sich dafür, dass viele Apothekerinnen und Apotheker sich in diesem Zusammenhang persönlich die Zeit genommen haben, „neben dem stressigen Alltag Gespräche mit der Politik oder mit Journalistinnen und Journalisten zu führen“.

Zur Fortsetzung er politischen Aktivitäten heißt es von der ABDA-Präsidentin, es seien zwar schon etliche Punkte des im Februar beschlossenen Zehn-Punkte-Forderungskatalogs von der Politik erfüllt worden. Sie erinnerte an die Abschaffung der Präqualifizierung, de Einschränkung der Nullretaxationen und die Verstetigung flexiblerer Austauschregeln. Zudem habe sich auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) bereit erklärt, mit der ABDA über die wirtschaftliche Situation der Apotheken zu beraten. Aber das „wichtigste Anliegen“ sei bislang ignoriert worden: „eine Verbesserung der seit Jahren stillstehenden Honorierung der Apotheken“.

Deswegen sei viel wichtiger noch als die von der ABDA geplanten Maßnahmen, „dass wir weiterhin geschlossen agieren“, so Overwiening. „Lassen auch Sie nicht nach!“ Abschließend fordert die ABDA-Präsidentin dazu auf, weiter das Gespräch mit Politik und Medien zu suchen und die „von uns aufgestellten Forderungen“ zu thematisieren.


Matthias Köhler, DAZ-Redakteur
redaktion@daz.online


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5 Kommentare

Kündigung der diversen Verträge??

von Dr.Diefenbach am 17.07.2023 um 18:19 Uhr

..Was wird dann? Es kann ja nicht sein, dass die Dokumente gekündigt SIND?Wer glaubt
dass die Patienten DANN bar zahlen würden-völliger Unsinn.Und denkt jemand ernsthaft, dass
die GKVen mit ihren in vielen Bereichen so ruppigen Methoden nicht zeitnah eine Lösung zaubern
die uns in der Breite brutal treffen kann??Es gibt immer zwei Verhandlerseiten;Die Apotheker auf der einen Seite liessen ewig mit sich machen was die Anderen wollten(z.B. Impfstoffentgelte,die
Peinlichkeiten bei den Hilfsmitteln, wie oft wurde letztendlich Geld draufgelegt bloss um im Geschäft zu bleiben usw.).Der andere Teil am Tisch lebt(e) seine Macht so lange aus wie man von
unserer Seite nachgab.Ärzte haben sich IMMER besser verkauft.NUN hat Frau Overwiening doch
auch Wege eingeschlagen, denen man folgen sollte.Die Herren davor kuschten immer.
WEGE der LÖSUNG?ua. neben weitergehenden Schliessungsaktivitäten(CAVE aber die Rechtslage!!) die dringend erforderliche Klarstellung, dass bei ca 160000 Menschen in öffentlichen Apotheken ein Bruchteil die durch die Gazetten geisternden 130 000 Euro p.a. verdient!!
WEGE der LÖSUNG sind harte Aktivitäten der gewerkschaftlich organisierten Mitarbeiter
und natürlich letztendlich die VORLAGÈ von VERTRÄGEN an die andere Seite, die von Profis erarbeitet sind.
WEGE der LÖSUNG sind aber auch:ENDLICH BWLer und Politspezialisten parallel zu einer gewählten
Zahl von KollegInnen dem ABDA TANKER zur Seite zu stellen,OHNE die
die apothekerliche Praxis nicht überleben dürfte.Mit anderen Worten:Unsere Struktur ist überholt,
antiquiert (auch wenn es zur Zeit optisch besser geht)und der Föderalismus schafft wie im politischen Alltag stets neue Schwierigkeiten-
5-6 Verbände reichen,Kammerstrukturen sind schwieriger zu ändern,das weiss ich ja.Bloss SO kann es halt nicht bleiben!!

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AW: Kündigung der diversen Verträge

von Anita Peter am 18.07.2023 um 9:12 Uhr

Wer soll die GKV Kunden beliefern, wenn nicht wir? Wenn Sie glauben, die GKV zaubert da gleich eine Lösung aus dem Hut, mit der auf die VOA verzichtet werden kann, dann sollten Sie lieber gleich zusperren, denn wird diese Lösung auch ohne Kündigung der Vertragswerke kommen.

Was kommt also auf eine Kündigung der Lieferverträge? Es folgt die Verhandlung über neue Lieferverträge.


Stolz bitte durch Nüchternheit ersetzen

von Dr. House am 17.07.2023 um 18:17 Uhr

Dinge die im Vorhinein völlig klar waren:

-Ein Streik wird nicht ausreichen, es ist ein Marathon, kein Sprint
-Wenn man Politikern eine Liste gibt mit 10 Forderungen, dann wählen Politiker die aus, die nichts kosten & nennen das dann Kompromiss
-die einizige Forderung, die das Apothekensterben verhindert, ist ein inflationsbereinigtes und an heutige Aufgaben angepasstes Mischhonorar, alles andere ist nicht relevante Ablenkung und Traumtänzerei, daher wäre es klug sich auf diese Forderung zu beschränken, diese dafür aber mit aller Härte und Protest einzufordern

Falls wir uns in der Mehrzahl verwundert die Augen reiben und immernoch hoffnungsvoll daran glauben, dass unser Streik mit Klassenfahrts-charme ausreicht um die Regierung zu überzeugen, werden wir als Berufsstand leise aussterben. Noch können wir dagegen etwas tun, müssen dafür aber unbequem sein. Ich formuliers mal so: Wir müssen kundenfeindlich werden, um mittel- und langfristig patientenfreundlich bleiben zu können.

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Verdi und die Briefsendungen

von Ulrich Ströh am 17.07.2023 um 15:55 Uhr

Haben Verdi oder die GEW oder die Piloten oder die Eisenbahner in einer Tarifrunde schon mal erfolgreich Briefe geschrieben ?

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ABDA mit völlig falscher Herangehensweise

von Linda F. am 17.07.2023 um 15:31 Uhr

Zu spät… und viel zu wenig! Wenn hier jemand die Solidarität der Apothekerschaft untergräbt, dann ist es die ABDA mit ihrer Untätigkeit! Wir brauchen die Kündigung der Lieferverträge - jetzt! Wir brauchen weitere Protestmaßnahmen nach dem Vorbild des 14.06. - jetzt! Mit Briefen allein ist es längst nicht getan, das muss doch auch die ABDA endlich mal zur Kenntnis nehmen, nachdem diese Strategie in den letzten 10+ Jahren in keinster Weise gefruchtet hat.

Wir brauchen dringend eine deutliche Honorarerhöhung und um das durchzusetzen müssen endlich drastische Maßnahmen getroffen werden. Mit einem Protesttag ist es da ganz offensichtlich nicht getan und mit Briefe schreiben schon gar nicht!

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