Überfüllung bei der Startdosis

Die große Ozempic-Verschwendung

Stuttgart - 20.07.2023, 10:45 Uhr

Im Ozempic-Pen steckt mehr drin als genutzt wird. (Foto: IMAGO / TT)

Im Ozempic-Pen steckt mehr drin als genutzt wird. (Foto: IMAGO / TT)


Novo Nordisks Blockbuster Ozempic ist seit Monaten nicht lieferbar. Zu groß ist die Nachfrage von Patient:innen mit Diabetes, aber auch von Abnehmwilligen, die das Präparat mit dem Wirkstoff Semaglutid off-label einsetzen. Allerdings landet auch regelmäßig einiges an Wirkstoff im Müll, genauer gesagt die Hälfte des Inhalts jedes Pens in der Startdosierung 0,25 mg.

Das GLP-1-Analogon Ozempic, das für die Therapie des Diabetes mellitus Typ 2 zugelassen ist, kommt in drei Dosierungen auf den Markt. Die Startdosis 0,25 mg sowie 0,5 und 1 mg. Ein Pen reicht für vier Anwendungen mit der jeweils angegebenen Wirkstärke.

Entsprechend enthält ein Fertigpen in der höchsten, der 1 mg-Dosierung 4 mg Semaglutid in 3 ml Lösung (1,34 mg/ml). Ein Pen der Wirkstärke 0,5 mg enthält 2 mg Semaglutid in 1,5 ml. Folglich müsste nun ein Pen in der Startdosierung wiederum die Hälfte an Wirkstoff enthalten, nämlich 1 mg für vier Dosen à 0,25 mg. Dem ist aber nicht so, wie der Blick in die Fachinformation verrät. Dort heißt es:

  • 1 Fertigpen enthält 2 mg Semaglutid in 1,5 ml Lösung.
  • Jede Dosis enthält 0,25 mg Semaglutid in 0,19 ml Lösung.
  • Jeder Fertigpen kann 4 Dosen von 0,25 mg abgeben.

Es bleibt also bei jedem Pen in der Startdosis die Hälfte zurück.

NovoNordisk

Novo Nordisk bestätigt das auf Anfrage. Die Anfangsdosierung, die während der ersten vier Wochen der Behandlung verschrieben wird, beinhalte eine deutlich höhere Füllmenge als tatsächlich für die vier Injektionen notwendig ist, erklärt eine Sprecherin. Dadurch werde ermöglicht, dass auch dann noch genügend Lösung appliziert werden könne, wenn zu Beginn der Therapie, zum Beispiel aufgrund von zusätzlichen Testabgaben bei der Durchflusskontrolle, Lösung bei der Anwendung verloren geht. Bei den Erhaltungsdosierungen sei diese zusätzliche Füllmenge deswegen nicht enthalten.

Die Durchflusskontrolle ist laut Beipackzettel immer dann vorgesehen, wenn ein neuer Pen zum Einsatz kommt (siehe Foto links) – unabhängig von der Wirkstärke.

Beim wirkstoffgleichen Wegovy, zugelassen bei Adipositas, gibt es diese höhere Füllmenge nicht. Auch hier ist die Startdosis 0,25 mg, jeder Fertigpen enthält aber 1 mg Wirkstoff, was vier Dosen à 0,25 mg entspricht.


Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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