Ausdauer mit Ketonen verbessern?

Schlecht eingestellte Diabetiker und Diabetikerinnen oder Menschen, die schon einmal gefastet haben, kenn das vielleicht: Der Atem riecht nach Nagellackentferner, dem Keton Aceton. Wenn ein Mangel an Glucose in den Zellen vorliegt, werden Ketonkörper hauptsächlich in der Leber aus der Oxidation von Fettsäuren gebildet. Gehirn, Herz und Muskeln können die Kohlenstoffverbindung nutzen, um Energie zu gewinnen.

Beim Ausdauersport erhofft man sich von der oralen Gabe eines Keton-Esters oder Keton-Salzes, dass Glykogenreserven gespart werden, da die Ketonkörper zuerst verbrannt würden. So stünden insbesondere beim Schlusssprint einer hochintensiven Ausdauerleistung noch Glykogen – also Kohlenhydratreserven – zur Verfügung. Das soll den entscheidenden Energieschub für den Schlusssprint geben.

Übrigens werden Keton-Ester oder Keton-Salze verwendet, da reine Ketonkörper ungenießbar sind. Die chemisch modifizierten Ester oder Salze werden im Körper zu Ketonen gespalten.

In einem Review von 2022 kommt ein Autorenteam nach Analyse von acht Studien zu den Effekten von oral eingenommenen Keton-Estern oder Keton-Salzen auf die körperliche Ausdauerleistung zu dem Schluss: Zugeführte Ketonkörper erhöhen die körperliche Leistungsfähigkeit bzw. Muskelkondition wahrscheinlich nicht. Zu diesem Resultat passend: Die Ketonkörper im Blut stiegen in den Studien durch die Nahrungsergänzungsmittel nur gering an (< 1,0 mM).

Exogene Keton-Salze oder Keton-Ester verbessern möglicherweise die kurzfristige Regeneration von Athletinnen und Athleten, wie es in dem Review heißt. Wenn wenig Zeit (< 8 Stunden) zwischen Wettkämpfen, Etappen oder Trainingseinheiten liegt, kann die Einnahme von entsprechenden Supplementen möglicherweise zu einer verbesserten Regeneration der Muskeln führen. Dazu müssen die Präparate täglich über einen längeren Zeitraum eingenommen werden. Wie lange dieser Zeitraum sein sollte und wie hoch die Dosierung für eine Wirkung sein muss, ist aufgrund der wenigen Untersuchungen (n=4) und des heterogenen Studiendesigns unklar.

Nebenwirkungen und Langzeitfolgen seien bisher noch nicht erforscht. Akut können die Supplemente Bauchschmerzen und Störungen der Verdauung verursachen. Die Autorinnen und Autoren empfehlen, nicht mehr als 30 g in einer einzigen Gabe zu sich zu nehmen, um gastrointestinale Symptome, wie Blähungen, Krämpfe, Diarrhö oder Erbrechen, zu vermeiden.

Was bedeutet das für den Spitzensport? Wahrscheinlich, dass Ketone bis auf Weiteres nicht auf die Doping-Liste gesetzt werden. Auch wenn man bedenkt, dass sie im Blut bzw. Urin zwar nachweisbar sind, aber nicht von den endogen synthetisierten Ketonkörpern unterschieden werden können. Freie Fahrt!