Schluss mit Husten

Wirkstoff Gefapixant gegen chronischen Husten zur Zulassung empfohlen

Stuttgart - 25.07.2023, 13:45 Uhr

Husten, der länger als acht Wochen anhält, wird als chronisch definiert. (Foto: RFBSIP / AdobeStock)

Husten, der länger als acht Wochen anhält, wird als chronisch definiert. (Foto: RFBSIP / AdobeStock)


Im Juli empfahl der Ausschuss für Humanarzneimittel der EMA gleich 14 neue Arzneimittel zur Zulassung – darunter auch den Wirkstoff Gefapixant (Lyfnua) in der Indikation refraktärer oder chronischer Husten unklarer Ursache bei Erwachsenen. Die Betroffenen dürfte dies erleichtern, denn bislang gibt es in dieser Indikation kein zugelassenes Medikament.

Chronischer Husten kann viele Ursachen haben. Hinter ihm können sich etwa Asthma oder COPD, die Nebenwirkung einer Therapie mit ACE-Hemmern, Reflux oder in seltenen Fällen auch schwerwiegende Erkrankungen wie eine Linksherzinsuffizienz, rezidivierende Lungenembolien oder gar Neoplasien verbergen [1]. Oft lässt sich jedoch keine eindeutige Ursache feststellen. Schätzungen zufolge leiden rund 4 bis 10% der Erwachsenen weltweit an chronischem Husten unklarer Genese [2]. Für sie rückt nun eine erste medikamentöse Therapieoption in Greifweite: Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) empfahl am 20. Juli mit Gefapixant (Lyfnua) die Zulassung des ersten Medikamentes in der Indikation refraktärer oder chronischer Husten unklarer Ursache bei Erwachsenen [3].

Wie wirkt Gefapixant?

Bei Gefapixant handelt es sich um einen peripher wirksamen, selektiven Antagonisten an P2X3-Rezeptoren. Diese Rezeptoren sind auf afferenten, sensorischen Fasern des Nervus vagus in den Atemwegen zu finden. Eine Aktivierung der Rezeptoren durch extrazelluläres ATP, wie es etwa durch Entzündungen und Reizstoffkontakte aus der Atemwegsschleimhaut freigesetzt wird, führt zu Hustenreizen. Deren Frequenz kann daher durch einen Antagonismus am P2X3-Rezeptor reduziert werden [4].

Die Wirksamkeit von Gefapixant wurde überprüft in den beiden doppelverblindeten, randomisierten, Placebo-kontrollierten Phase-3-Studien im Parallelgruppendesign COUGH-1 und COUGH-2. Hier erhielt jeweils ein Drittel der 730 bzw. 1314 Teilnehmer:innen Placebo, 2x15 mg Gefapixant oder 2x45 mg Gefapixant täglich. Dies verbesserte die Hustenfrequenz wie folgt: In COUGH-1 nahm die Hustenfrequenz nach 12 Wochen unter 2x45 mg Gefapixant von 18 auf sieben Hustenereignisse pro Stunde ab, unter Placebo fand eine Abnahme von 23 auf zehn Hustenereignisse pro Stunde statt. In COUGH-2 wurde über 24 Wochen beobachtet. In diesem Zeitraum reduzierten sich die Hustenereignisse pro Stunde unter 2x45 mg Gefapixant von 19 auf sieben und unter Placebo von ebenfalls 19 auf acht. Damit ergab sich eine relative Reduktion der Hustenfrequenz gegenüber Placebo von -18,45 % in COUGH-1 und -14,64 % in COUGH-2 (95%-KI). Die Studie zeigte jedoch auch eine wichtige Nebenwirkung auf: so kann es unter der Therapie häufig zu Störungen des Geschmackssinnes kommen [5].

In der Schweiz ist das Gefapixant-haltige Arzneimittel Lyfuna von Merck Sharp & Dohme B.V. bereits seit 2022 zugelassen. Die schweizerische Fachinformation weist darauf hin, dass das Präparat bei einer Überempfindlichkeit gegen Sulfonamide nur mit Vorsicht eingesetzt werden sollte. Bei starker Einschränkung der Nierenfunktion (eGFR < 30 ml/Minute/1,73 m2) wird hier eine Dosisanpassung empfohlen [6].

Die endgültige Zulassung des Präparates muss nun noch durch die Europäische Kommission erteilt werden. In den meisten Fällen folgt diese hierbei den Empfehlungen des CHMP.

Quellen

[1] Müller C. Chronischer Husten – gibt es bald ein erstes Arzneimittel? DAZ.online. 31.05.2018, www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2018/05/31/chronischer-husten-gibt-es-bald-ein-erstes-arzneimittel

[2] Straub C. Mittel gegen chronischen Husten in Sicht. DAZ 2020;14:54, www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2020/daz-14-2020/mittel-gegen-chronischen-husten-in-sicht

[3] Lyfuna. Informationen der EMA. Stand 21.07.2023, www.ema.europa.eu/en/medicines/human/summaries-opinion/lyfnua

[4] Behrens R. Lyfnua® (Gefapixant): Neuer P2X3-Rezeptor-Agonist lindert chronischen Husten. ARS Medici 03/2023, www.rosenfluh.ch/arsmedici-2023-03/lyfnua-gefapixant-neuer-p2x3-rezeptor-agonist-lindert-chronischen-husten

[5] McGarvey LP et al. COUGH-1 and COUGH-2 Investigators. Efficacy and safety of gefapixant, a P2X3 receptor antagonist, in refractory chronic cough and unexplained chronic cough (COUGH-1 and COUGH-2): results from two double-blind, randomised, parallel-group, placebo-controlled, phase 3 trials. Lancet. 2022;399:909-923, doi: 10.1016/S0140-6736(21)02348-5

[6] Lyfnua®. Schweizer Fachinformation. Stand Mai 2022, www.swissmedicinfo.ch/ShowText.aspx?textType=FI&lang=DE&authNr=68065


Gesa Gnegel, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (gg)
redaktion@daz.online


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