DAZ-Podcast | Einfach erklärt – auf die Ohren

Antipsychotika bei Demenz – raus aus der pharmakologischen Zwangsjacke

04.08.2023, 07:00 Uhr

Über einen kurzen Zeitraum verordnet, ist ein Antipsychotikum gegen im Rahmen einer Demenz auftretenden Verhaltensauffälligkeiten oft sinnvoll. Anders sieht es bei Langzeitverordnungen aus. (Foto: Yuliia / AdobeStock)

Über einen kurzen Zeitraum verordnet, ist ein Antipsychotikum gegen im Rahmen einer Demenz auftretenden Verhaltensauffälligkeiten oft sinnvoll. Anders sieht es bei Langzeitverordnungen aus. (Foto: Yuliia / AdobeStock)


Ärzte in Pflegeheimen verordnen Menschen mit Demenz Antipsychotika ähnlich häufig wie Schmerz- oder Blutdruckmittel. Doch Langzeitverordnungen von Melperon und Co. können Lebensqualität und Lebenserwartung senken. Professor Janine Diehl-Schmid drosselte mit einem Projekt den Antipsychotika-Einsatz in Pflegeheimen. Im DAZ-Podcast erklärte sie, wie ihr das gelang und was Apotheker beachten können.

Bei vielen Menschen mit Demenz zeichnet sich im Laufe der Erkrankung folgendes Bild ab: Verhaltensauffälligkeiten nehmen zu. Symptome wie aggressives Verhalten und Schlafstörungen überfordern Angehörige und die Patienten selbst. Früher oder später ziehen die Betroffenen in ein Pflegeheim. Um die Symptome der Verhaltensauffälligkeit in den Griff zu bekommen, verordnen die behandelnden Ärzte ein Antipsychotikum.  

Das ist oft die richtige Wahl, wenn die Behandlung zeitlich begrenzt bleibt. Doch Antipsychotika bleiben in vielen Fällen über Monate oder Jahre im Therapieplan der Patienten. Sie sedieren die Patienten im Dauerzustand, rufen neue Nebenwirkungen hervor und senken die Lebenserwartung.  

Professorin Janine Diehl-Schmid intervenierte bei vielen dieser Patienten. Die Psychiaterin und Chefärztin am Zentrum für Altersmedizin des Inn-Salzach-Klinikums Wasserburg leitet das Projekt „Decide“. In 60 Pflegeheimen suchte und fand sie die Patienten, die vom „Deprescribing“, also dem koordinierten Absetzen der Antipsychotika, profitierten.  

Im DAZ-Podcast „Einfach erklärt“ berichtet Frau Diehl-Schmid, wie es zu dem Projekt kam, was sie dabei beobachtete und was noch zu tun ist.  

Für eine leitliniengerechte Betreuung von Menschen mit Demenz in Pflegeheimen braucht es viel Zeit und Personal. Doch in Anbetracht des demografischen Wandels werden tendenziell die Pflegeheime voller – und das Personal weniger. Damit langfristig die Lebensqualität vieler Heimbewohner nicht noch schlechter wird als aktuell, muss viel getan werden. Auch Apotheker:innen können dabei eine wichtige Rolle einnehmen, sagt Diehl-Schmid im DAZ-Podcast.  

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Deutsche Apotheker Zeitung
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