- DAZ.online
- News
- Apotheke
- PhiP in der Apotheke ...
Praktisches Jahr
PhiP in der Apotheke halten – wie kann das gelingen?
Wer Pharmazeuten im Praktikum in seiner Apotheke ausbildet, hat damit auch die Chance auf qualifizierten Berufsnachwuchs. Doch wie kann es gelingen, jungen Kollegen die Arbeit in der Offizin schmackhaft zu machen und welche Fehler gilt es zu vermeiden?
Spätestens mit dem Ende des Pharmaziestudiums und erfolgreich abgelegtem dritten Staatsexamen stellt sich für junge Pharmazeuten die Frage: Wo möchte ich gerne arbeiten? Ist vielleicht die öffentliche Apotheke der richtige Ort für mich? Wer zu Beginn des Studiums noch keine Erfahrung mit der täglichen Praxis in einer öffentlichen Apotheke in Schülerpraktika oder Ähnlichem gesammelt hatte, der konnte sich im Laufe der Jahre durch die Famulatur und mindestens einem halben Jahr PJ in einer Apotheke ein Bild machen. Oftmals ist das im Praktischen Jahr gezeichnete Bild düster. Regale einräumen, im Akkord Kunden abfertigen. Da bleibt oft nur wenig Zeit für Fragen und persönliches Lernen.
Mehr zum Thema
BPhD evaluiert PJ der Pharmaziestudenten
Wie gut ist die Ausbildung im Praktischen Jahr?
BPhD-Kolumne
Mehr einheitliche Standards für das Praktische Jahr
Pharmazeuten im Praktikum, sogenannte PhiP, sind gern gesehene Mitarbeiter: Im Grunde fertig mit dem Studium, sind sie in Vollzeit angestellte, günstige Arbeitskräfte. Böse Zungen behaupten, dass mancher Apothekeninhaber in ihnen nur die billige Arbeitskraft sieht. Doch angehende Approbierte sollen eigentlich etwas lernen, auf das dritte Staatsexamen und letztlich den Beruf vorbereitet werden. Die pharmazeutischen Kenntnisse aus dem Pharmaziestudium werden vertieft und erweitert. Der Pharmazeut im Praktikum muss lernen, sie in der Praxis anzuwenden. Ein in der Ausbildungsapotheke hauptberuflich arbeitender Apotheker ist dazu da, die Ausbildung zu leiten. PhiP dürfen in ihrer praktischen Ausbildung nur für Tätigkeiten eingesetzt werden, welche die Ausbildung fördern. In der Realität sieht das leider manchmal etwas anders aus: PhiP, die hauptsächlich Kunden „abarbeiten“ in der Hoffnung, dass irgendetwas aus der Praxis schon hängen bleiben wird.
Apotheke: ja, nein, vielleicht
Beide Fälle kommen vor: So mancher Pharmazeut in Praktischen Jahr, der ursprünglich eine Laufbahn in einer öffentlichen Apotheke einschlagen wollte, war von der Realität im Apothekenalltag derart enttäuscht, dass er sich noch einmal umentschied und der Apotheke den Rücken kehrte – für immer. Eine verlorene Kraft in Zeiten des Personalmangels.
Es gibt aber auch den umgekehrten Fall, wenn sich jemand dazu entscheidet, doch in die Apotheke zu wollen, auch wenn er ursprünglich andere Pläne hatte. Dabei stellt sich die Frage: Was hat denjenigen zu dieser Entscheidung bewogen? Hat seine Praktikumsapotheke vielleicht etwas anders gemacht als andere?
Der PhiP im Haifischbecken
PhiP fühlen sich mitunter alleine gelassen und in ein Haifischbecken geworfen. Sich ab und zu Zeit für den Schützling nehmen, detailliert auf Fragen eingehen, Fachgespräche führen und regelmäßig Verbesserungsvorschläge rückmelden, ist ein guter Ansatz, damit der PhiP einen Wert aus dem Praktischen Jahr ziehen kann und mit seiner Tätigkeit nicht nur der Apotheke von Nutzen ist.
Führungskräfte in Apotheken tun gut daran, sich verstärkt um Deutschlands Apothekennachwuchs zu kümmern. Wer weiß, vielleicht gefällt es dem angehenden Approbierten sogar so gut, dass er in seiner PJ-Apotheke bleiben möchte.
Leitfaden der Bundesapothekerkammer
Woran kann man sich also als Inhaber orientieren? Von der Bundesapothekerkammer gibt es einen Leitfaden für die praktische Ausbildung von Pharmazeuten im Praktikum, der die Wichtigkeit des Praktischen Jahres unterstreicht und Empfehlungen gibt. Er wurde im Jahr 2015 von der Mitgliederversammlung der Bundesapothekerkammer verabschiedet.
Es ist ratsam, sich diesen Leitfaden als Inhaber oder PJ-Verantwortlicher regelmäßig zu Gemüte zu führen, gerade wenn ein neuer PhiP in der Apotheke sein Praktikum beginnt. Denn die Arbeitsbögen werden stetig überarbeitet und immer wieder aktualisiert und veröffentlicht.
So ist der Leitfaden aufgebaut
Die Empfehlungen der Bundesapothekerkammer umfassen drei Teile: den Musterausbildungsplan, 29 Arbeitsbögen und Evaluationsbögen. Sie sind als beschreibbare pdf-Dateien zum Herunterladen erhältlich.
Der Musterausbildungsplan ist für sechs Monate ausgelegt, kann aber ebenso auf zwölf Monate angewendet werden. Er gibt Impulse für die zeitliche und inhaltliche Ausgestaltung und ist in mehrere thematische Gruppen eingeteilt, die aufeinander aufbauen. Die vom PhiP zu erlangenden Handlungskompetenzen sind darin beschrieben. Ergänzt wird er durch die Arbeitsbögen, deren Bearbeitung während der Arbeitszeit in der Apotheke angedacht ist. Durch sie beschäftigt sich der PhiP eigenständig mit unterschiedlichen Themen, die auf den jeweiligen Leitlinien, Arbeitshilfen und Leitfäden der Bundesapothekerkammer bzw. ABDA fußen, soweit diese vorhanden sind. Die bearbeiteten Bögen werden vom ausbildenden Apotheker kontrolliert und zeitnah mit dem PhiP besprochen und ausgewertet. Die Arbeitsbögen können dann für die Vorbereitung auf den dritten Abschnitt der Pharmazeutischen Prüfung verwendet werden.
PhiP für die Apotheke begeistern
Soweit die Theorie. Aber was machen diejenigen Apotheker anders, bei denen PhiP über das Praktische Jahr hinaus bleiben wollen und die somit, zumindest vorerst, eine Laufbahn in der öffentlichen Apotheke einschlagen?
Apothekerin Tatjana Buck aus dem baden-württembergischen Bad Saulgau hatte die Möglichkeit, ihren PhiP, Jakob Härle, nach dem Praktischen Jahr und seinem dritten Staatsexamen auch als Apotheker in einer ihrer Apotheken anstellen zu dürfen. Die Orientierung am Leitfaden war nur eine der Maßnahmen, die sie getroffen hat. Buck führte mit ihm zusammen zwei Seminare zur Beratung in der Selbstmedikation durch. Darin wurden mit dem PhiP die typischen Themen aus der Selbstmedikation abgedeckt, im Sinne eines Fresh-ups wiederholt und die Grenzen der Selbstmedikation, auch mit Hinblick auf unerwünschte Arzneimittelwirkungen, aufgezeigt. Hinzu kamen evidenzbasierte und leitliniengerechte Therapieempfehlungen.
Buck sprach mit ihrem PhiP über praktische Tipps und ging mit ihm zusammen Applikationshilfen, etwa bei Augentropfen, durch. Zusätzlich besprachen beide, was bei besonderen Patientengruppen, wie Schwangeren, Stillenden, Kindern und geriatrischen Personen, zu beachten ist. Trainiert wurde alles in Übungsaufgaben, unterschieden in Rx und Non-Rx. Zusätzlich „musste“ der PhiP jedes Produkt aus der Sichtwahl buchstäblich in die Hand nehmen und sich zum Anwendungsgebiet, den Dosierungen und Interaktionen informieren.
Insgesamt, so glaubt Apothekerin Buck, war es aber auch eine Leistung des Apothekenteams, den PhiP neben all dem Wissen und der Praxisarbeit für die Apotheke vor Ort zu begeistern und diesen besonderen Arbeitsplatz in einem guten Licht darzustellen.
Auch Mitarbeiterbindung spielt eine wichtige Rolle
Tatjana Bucks Weg ist jedoch nur eine der Möglichkeiten, wie es aussehen kann, sich aktiv um die Ausbildung eines PhiP zu kümmern. Sich Zeit für den PhiP zu nehmen, aktiv an der Wissensvermittlung zu arbeiten und ihm das Gefühl zu geben, nicht alleine gelassen zu werden, gehört sicherlich dazu. Aber auch das Einhalten der allgemeinen Grundsätze zur Mitarbeiterbindung spielt eine wichtige Rolle, damit ein angehender Approbierter langfristig das eigene „Warum“ für die öffentliche Apotheke finden kann.
Literatur
www.abda.de/fuer-apotheker/berufsausuebung/ausbildung/ (abgerufen am 1. August 2023)
BAK-Leitfaden für die praktische Ausbildung von PhiP in der Apotheke
Gespräch mit Apothekerin Tatjana Buck
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.