Molluscum-contagiosum-Virus

Dellwarzen – welche Behandlung hilft?

Stuttgart - 24.08.2023, 17:50 Uhr

Dellwarzen – Charakteristisch für die stecknadelkopfgroßen Hautknötchen ist eine kleine Delle in der Mitte. (Foto: Joaquin Corbalan / AdobeStock)

Dellwarzen – Charakteristisch für die stecknadelkopfgroßen Hautknötchen ist eine kleine Delle in der Mitte. (Foto: Joaquin Corbalan / AdobeStock)


In den USA wurde im Juli das erste Arzneimittel speziell gegen Dellwarzen zugelassen, für ein weiteres ist ein Zulassungsantrag bei der US-amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA eingegangen. Doch wie steht es derzeit um die Behandlungsoptionen bei Molluscum contagiosum (Dellwarzen) in Deutschland, von denen insbesondere Kinder betroffen sind?

Dellwarzen entstehen durch eine Infektion der Haut mit dem Molluscum-contagiosum-Virus. Charakteristisch für die stecknadelkopfgroßen Hautknötchen ist eine kleine Delle in der Mitte. Sie sind meist harmlos und sollen innerhalb von sechs bis 12 Monaten von selbst verschwinden. Allerdings sind sie ansteckend und können beispielsweise unter Kindern beim Spielen übertragen werden. 

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Mit konsequenter Therapie und Geduld zur Abheilung

Lästige Warzen

Man geht davon aus, dass fünf bis 12 Prozent der Kinder von Dellwarzen betroffen sind. Dellwarzen werden auch als Schwimmbad- oder Wasserwarzen, Mollusca contagiosa oder Mollusken bezeichnet. „Junge Erwachsene stecken sich meistens durch sexuellen Kontakt an“, heißt es auf der Internetseite gesund.bund.de des Bundesministeriums für Gesundheit. 

Keine deutsche Leitlinie zu Dellwarzen

Eine deutsche Leitlinie zu Mollusca contagiosa gibt es nicht. Das könnte auch daran liegen, dass die Behandlung meist aus Abwarten besteht. Um eine Ausbreitung zu verhindern, erscheint eine Behandlung aber doch sinnvoll. Und bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem sollten Dellwarzen schnell behandelt werden, weil schwere Verläufe möglich sind. Grundsätzlich ist es ratsam, Dellwarzen abzukleben, um eine Ausbreitung einzudämmen.

Ärzt:innen können Mollusca contagiosa chirurgisch, durch Vereisung oder topisch beispielsweise mit Podophyllotoxin-Lösung behandeln (Vorsicht bei Frauen im gebärfähigen Alter!). Podophyllotoxin ist beispielsweise in der „Wartec Creme“ enthalten, die zur „äußerlichen Behandlung von kleinen, umschriebenen, nicht entzündeten Feigwarzen bei Männern und Frauen (spitze Kondylome, Condylomata acuminata) im äußeren Genitalbereich“ zugelassen ist. Das Gleiche gilt für die Präparate „Condylox Lösung“ und „Condyline Lösung“. Sie alle sind rezeptpflichtig, mindestens die erste Anwendung muss in der Arztpraxis erfolgen. „Es wird angenommen, dass die chemotherapeutische Wirkung von Podophyllotoxin das Ergebnis einer Wachstumshemmung ist“, heißt es in der ABDA-Datenbank. Gehemmt wird die Tubulinpolymerisation und in höheren Konzentrationen der Nukleosidtransport durch die Zellmembran. Eine Anwendung von Podophyllotoxin-Lösung erfolgt also „off-label“ und auch bei anderen im Einsatz befindlichen Lösungen oder Salben gilt die Wirkung nicht als belegt [1,2].

Medizinprodukt gegen Dellwarzen im Handel

Zum Einsatz kommt beispielsweise auch Kaliumhydroxid. Das Präparat „Infectodell Lösung“ ist „zur äußerlichen Anwendung bei Befall mit Dellwarzen (Molluscum contagiosum)“ indiziert, allerdings handelt es sich um ein Medizinprodukt. „Ziel der Behandlung ist eine kleinflächige, schmerzlose Entzündung. Sobald diese abheilt, kommt es auch zur Abheilung der Dellwarze“, heißt es in der ABDA-Datenbank zum Wirkmechanismus [3,4].

Europäische Leitlinie zu Dellwarzen im Genitalbereich

Aus einer europäischen Leitlinie speziell zu Dellwarzen im Genitalbereich von 2020 geht hervor, dass auch der Immunmodulator Imiquimod zum Einsatz kommen kann. Enthalten ist er zum Beispiel im Handelspräparat „Aldara 5% Creme Sachets“, das bei äußerlichen Feigwarzen im Genitalbereich, kleinen superfiziellen Basalzellkarzinomen und bestimmten aktinischen Keratosen bei Erwachsenen zugelassen ist – allerdings nicht bei Kindern! Imiquimod wird laut ABDA-Datenbank ausschließlich topisch eingesetzt und wirkt antiviral und zytostatisch. Für immunsupprimierte Patient:innen werden als Behandlungsoptionen außerdem Cidofovir und Interferon genannt, doch die Empfehlung basiert lediglich auf Fallberichten.

Neben den bereits genannten Optionen zählt die Leitlinie zahlreiche weitere auf, die bei Dellwarzen (außerhalb des Genitalbereichs) zum Einsatz kommen. Es wird aber generell betont, dass es nur wenige Daten zur relativen Wirksamkeit der verschiedenen Behandlungsmethoden gibt. Gerade im Genitalbereich sei daran zu denken, dass viele der Topika hautreizend sind und zu mehr Nebenwirkungen als Wirkung führen könnten [5,6].

US-Zulassung gegen Dellwarzen für Cantharidin

Neben topischen Therapie-Optionen gegen Dellwarzen wie Podophyllotoxin, Iod, Salicylsäure, Kaliumhydroxid, Imiquimod und Tretinoin wird in US-amerikanischen Empfehlungen der „Centers for Disease Control and Prevention“ (CDC) auch Cantharidin aufgeführt. Ein Wirkstoff, der erst im Juli von der US-amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA als erstes Arzneimittel gegen Molluscum contagiosum zugelassen wurde. Offenbar fand es aber auch bereits zuvor in den USA breite Anwendung in Form nicht standardisierter Zubereitungen [8,9].

Cantharidin wurde in den USA unter dem Handelsnamen „Ycanth“ zugelassen – und zwar zur topischen Anwendung ab zwei Jahren. Es wird wiederholt im Abstand von drei Wochen aufgebracht – allerdings ist dafür ein Arztbesuch nötig. Die Zulassung basiert auf zwei doppelt verblindeten, randomisierten, Placebo-kontrollierten Studien. Demnach hatten 54 % der Patient:innen 84 Tage nach Behandlungsbeginn keine Dellwarzen mehr, in der Placebo-Gruppe traf dies nur auf 13 % zu. Der Wirkmechanismus gilt als unbekannt.

Vorsicht Cantharidin-Nebenwirkungen!

Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählen Blasenbildung, Schmerzen, Juckreiz, Rötungen, Verfärbungen, Ödeme und Erosionen der Haut. Außerdem kann eine orale Aufnahme tödlich sein. Insofern sollte der (orale) Kontakt mit dem behandelten Bereich vermieden werden. Zudem ist zum Beispiel bei Raucher:innen daran zu denken, dass „Ycanth“ auch nach dem Trocknen noch entflammbar ist [8,10]. Die Europäische Leitlinie rät zudem explizit davon ab, Cantharidin im Genital- und Perianal-Bereich anzuwenden – aufgrund von starker Blasenbildung [5].

Nächste Zulassung und orale Therapie-Option gegen Dellwarzen?

Zudem wurde bereits ein weiterer Zulassungsantrag bei der FDA für ein Arzneimittel gegen Dellwarzen eingereicht: „Berdazimer Gel 10.3% (SB206)“. Dahinter verbirgt sich ein Stickstoffmonoxid-freisetzender Wirkstoff [11,12].

Übrigens empfehlen die CDC gerade bei Kindern auch eine orale Therapie mit Cimetidin, weil diese weniger schmerzhaft sei und gut zu Hause durchgeführt werden könne. Gerade im Gesicht sollen Dellwarzen auf diese Therapie aber schlechter ansprechen als am restlichen Körper. Eigentlich wird das H2-Antihistaminikum zur Hemmung der Magensäuresekretion eingesetzt. In hohen Dosen verabreicht, hat der Wirkstoff jedoch immunmodulatorische Wirkungen auf die T-Lymphozyten [13].

Ganz grundsätzlich spricht die CDC folgende Warnung aus: „Seien Sie sich bewusst, dass einige Behandlungen, die im Internet angeboten werden, möglicherweise nicht wirksam sind und sogar schädlich sein können.“ [7]

Literatur

[1] Internetseite gesund.bund.de des Bundeministeriums für Gesundheit. gesund.bund.de/dellwarzen

[2] ABDA-Datenbank zu Wartec Creme, Condylox Lösung und Condyline Lösung, Stand 24.08.2023

[3] AOK Gesundheitsmagazin. Dellwarzen kommen selten allein. 03.08.2022, www.aok.de/pk/magazin/koerper-psyche/haut-und-allergie/dellwarzen-bei-kindern-und-erwachsenen-entfernen-oder-abwarten/

[4] ABDA-Datenbank zu Infectodell Lösung, Stand 24.08.2023

[5] Edwards S, Boffa M J, Janier M et al. 2020 European guideline on the management of genital molluscum contagiosum. J Eur Acad Dermatol Venereol 2021;35:17-26, DOI: 10.1111/jdv.16856

[6] ABDA-Datenbank zu Aldara 5% Creme Sachets, Stand 24.08.2023

[7] Internetseite der Centers for Disease Control and Prevention (CDC) zu Molluscum Contagiosum/Treatment Options, Stand Oktober 2017, www.cdc.gov/poxvirus/molluscum-contagiosum/treatment.html

[8] Mitteilung der US-amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA. FDA approves first treatment for molluscum contagiosum. 24.07.2023, www.fda.gov/drugs/news-events-human-drugs/fda-approves-first-treatment-molluscum-contagiosum

[9] Del Rosso J Q, Kircik L. Topical Cantharidin in the Management of Molluscum Contagiosum: Preliminary Assessment of an Ether-free, Pharmaceutical-grade Formulation. J Clin Aesthet Dermatol 2019;12: 27–30, www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6415708/

[10] US-amerikanische Produktinformation von Ycanth™, ohne Datum. www.accessdata.fda.gov/drugsatfda_docs/label/2023/212905s000lbl.pdf

[11] Internetauftritt der Firma Novan, Abruf 24.08.2023, novan.com/berdazimer-gel-10-3-sb206/

[12] Efficacy and Safety of Topical Nitric Oxide−Releasing Berdazimer Gel in Patients With Molluscum Contagiosum A Phase 3 Randomized Clinical Trial. JAMA Dermatol 2022;158(8):871-878. doi:10.1001/jamadermatol.2022.2721

[13] Christen-Zaech S. So schwanden Warzen bei Kindern. Der Allgemeinarzt, 2011;33(8):37-41


Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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