BPhD-Kolumne

Möglicher Studienstandort Brandenburg: Wo nichts ist, kann noch viel werden!

30.08.2023, 12:45 Uhr

BPhD-Generalsekretär Albert Glaser wünscht sich einen Pharmazie-Studienstandort in Brandenburg. (Foto: BPhD)

BPhD-Generalsekretär Albert Glaser wünscht sich einen Pharmazie-Studienstandort in Brandenburg. (Foto: BPhD)


Brandenburg und Bremen sind die einzigen Bundesländer in Deutschland, die über keinen eigenen Studienstandort für die Pharmazie verfügen. Albert Glaser, Generalsekretär und zweiter Vorsitzender des BPhD, ist im ländlichen Brandenburg geboren und aufgewachsen und teilt in der aktuellen BPhD-Kolumne seine Ansichten zur Bedeutung des Studienplatzstandorts.

Studieren in Brandenburg? „Wo ist das Problem?“, denkt sicherlich ein Großteil der deutschen Bevölkerung. Ob in Potsdam, Cottbus, Frankfurt (Oder), Brandenburg an der Havel – Studienstandorte sind im ganzen Bundesland verstreut zu finden. Das nutzen auch viele meiner Freund*innen aus der Schule. Und ich? Pharmaziestudium in Brandenburg?

Theoretisch könnte man sagen, dass mir das Studieren in Brandenburg möglich ist, wenn ich am Wochenende mal aus meiner Universitätsstadt Greifswald nach Hause fahre und dann für ein Testat oder eine Klausur lerne. Doch so richtig ist das nicht das, was man als Pharmaziestudium in Brandenburg bezeichnen sollte. Leider sucht man auch andere Heilberufsstudierende in meiner Heimat vergeblich. Immerhin gibt es seit ein paar Jahren mit der Medizinischen Hochschule Brandenburg eine private Hochschule für Medizin und 2026 sollen die ersten Medizinstudierenden nach Cottbus kommen [1]. Doch Pharmazie scheint hier keinen Platz zu finden.

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An dieser Stelle wird gerne die Standespolitik ins Visier genommen und mehr Einsatz gefordert. Der Apothekerkammer und dem Apothekerverband Brandenburg fehlendes Engagement vorzuwerfen, wird der Situation allerdings nicht gerecht. Jahrzehntelang laufen die Bemühungen schon um Nachwuchs aus dem eigenen Bundesland. Es wurden Gutachten und Umsetzungspläne erstellt [2], doch nicht einmal eine gemeinsame Resolution aus dem Jahr 2021 mit Ärzt*innen und Zahnärzt*innen für eine „Hochschule der Heilberufe“ [3] hat bisher Früchte getragen. Also lieber aufgeben?

Nein! Wir müssen uns alle daran beteiligen, mehr und besser ausgebildeten Nachwuchs zu gewinnen. Nicht nur in Brandenburg, sondern bundesweit. An vielen Orten sind mehr Studienplätze im Gespräch. Setzen wir uns also ein für neue Studienstandorte auch außerhalb von Brandenburg, wie Oldenburg und Bielefeld, und den Ausbau vorhandener Standorte wie in Jena!

Vom Klebenbleiben und Zurückkehren

Aber Berlin ist doch nicht weit entfernt. Braucht Brandenburg überhaupt einen eigenen Pharmazie-Standort?

Auf jeden Fall! Brandenburg sollte die eigenen Vorzüge präsentieren und sich eben nicht abhängig von Berlin machen. Das funktioniert in anderen Bereichen doch auch, wenn man mal auf den Flughafen BER oder die Tesla Fabrik schaut (beide sind nämlich in Brandenburg angesiedelt). Brandenburg kann für junge Leute ein perspektivischer Lebensort sein, viele sehen das nur vielleicht nicht auf den ersten Blick.

Es sollte jede Chance genutzt werden, Nachwuchs zu gewinnen und zu halten. Wer die jungen Leute gehen lässt, weil die gewünschte Ausbildung nicht geboten wird, muss sich nicht wundern, wenn diese anderswo eine neue Heimat finden. Denn wer im Studium eine Stadt kennen und lieben lernt, entscheidet sich oft nach dem Abschluss dafür, das zukünftige Leben in ebendieser liebgewonnenen Stadt zu beginnen – man bleibt förmlich kleben. Und warum nicht genau diesen Effekt nutzen? Pharmazie und die anderen Heilberufe (Medizin oder Zahnmedizin) sind heiß umkämpfte Studiengänge. Für Medizin verlassen Studierende sogar das Land und studieren z.B. in Budapest. Trotzdem gibt es für all diese Fächer mehr als doppelt so viele Bewerbungen wie Studienplätze. Also warum holen wir uns diesen potenziellen pharmazeutischen Nachwuchs nicht lieber nach Brandenburg?

Bundesverbandstagung in Brandenburg an der Havel

Um der Welt der Pharmaziestudierenden Brandenburg etwas näherzubringen, richten wir unsere nächste Bundesverbandstagung in Brandenburg an der Havel in Brandenburg aus. Natürlich ohne Fachschaft vor Ort, solch eine ist in Brandenburg ja (noch) nicht vorhanden, aber dafür mit großem Engagement unserer ehemaligen Vorstandsmitglieder. Ganz nach dem Motto „Wo nichts ist, kann noch viel werden“ zeigen wir, dass es nicht schwer sein muss, Pharmaziestudierende nach Brandenburg zu holen, wenn die Möglichkeit geboten wird. Und wer weiß, vielleicht bleibt ja auch der oder die eine oder andere Studierende in Brandenburg kleben und findet eine neue Heimat.

Literatur

[1] Medizinerausbildung soll in Cottbus 2026 mit neuer Universität starten. Artikel auf rbb24 vom 21.03.2023. www.rbb24.de/studiocottbus/politik/2023/03/brandenburg-cottbus-universitaet-medizin-ausbildung-kabinett-konzept.html

[2] Rohrer B. Konzept für Pharmazie-Studiengang in Brandenburg steht. Artikel der Pharmazeutischen Zeitung vom 18.11.2020. www.pharmazeutische-zeitung.de/konzept-fuer-pharmazie-studiengang-in-brandenburg-steht-121941/

[3] Sucker-Sket K. Apotheker und Ärzte wollen „Hochschule für Heilberufe“ in Brandenburg. Artikel der Deutschen Apotheker Zeitung vom 10.09.2021. www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2021/09/10/apotheker-und-aerzte-wollen-hochschule-fuer-heilberufe-in-brandenburg


Albert Glaser
BPhD-Generalsekretär, zweiter Vorsitzender des BPhD


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