Base statt Salz als Bezugsgröße

Amitriptylin-neuraxpharm: Gleiche Wirkstärke mit neuer Bezeichnung

Stuttgart - 31.08.2023, 09:15 Uhr

An der Tablette ändert sich bei Amitriptylin-neuraxpharm nichts, wohl aber an der Bezeichnung. (Foto: Soni's / AdobeStock)

An der Tablette ändert sich bei Amitriptylin-neuraxpharm nichts, wohl aber an der Bezeichnung. (Foto: Soni's / AdobeStock)


Aus Amitriptylin-neuraxpharm 75 mg wird Ende August 2023 Amitriptylin neuraxpharm 66,29 mg. Auch die Bezeichnungen weiterer Amitriptylin-neuraxpharm-Präparate werden in den kommenden Monaten angepasst. Die enthaltene Wirkstoffmenge bleibt gleich, jedoch wird als Bezugsgröße künftig nicht mehr das Salz, sondern die Base dienen. Langfristig soll dies das Risiko für Medikationsfehler, vor allem beim Herstellerwechsel, senken.

Wie viel Wirkstoff enthält ein Amitriptylinpräparat, auf dessen Etikett sich die Angabe 10 mg findet? Das kommt darauf an, ob sich die Angabe auf das Hydrochlorid (dann sind es 8,84 mg Amitriptylin in 10 mg Amitriptylinhydrochlorid), oder die Base (dann sind es 10 mg Amitriptylin in 11,31 mg Amitryptylinhydrochlorid) des Wirkstoffs bezieht.

Diese Stolperfalle hat bis dato immer wieder zu Arzneimittelrisiken geführt. Im Zeitraum von November 2019 bis Juni 2023 haben insgesamt 19 Apotheken die Arzneimittelkommission darauf aufmerksam gemacht, dass die zwischen verschiedenen Herstellern uneinheitliche Angabe der Wirkstoffmenge das Risiko von (potenziellen) Medikationsfehlern birgt – etwa wenn Patient:innen vom Präparat eines Herstellers auf das eines anderen wechseln.

Amitriptylin ist ein trizyklisches Antidepressivum, das bei Erwachsenen zur Behandlung von depressiven Erkrankungen, neuropathischen Schmerzen sowie zur Prophylaxe von chronischen Spannungskopfschmerzen und Migräne zugelassen ist. Es wirkt stimmungsaufhellend, depressionslösend, anxiolytisch, sedierend und psychomotorisch dämpfend.

Um solche Situationen künftig zu vermeiden, sollen die Bezeichnungen Amitriptylinhydrochlorid-haltiger Arzneimittel auf dem Markt nun harmonisiert werden. Im Zuge dessen werden die Bezeichnung von Amitriptylin-neuraxpharm® Filmtabletten und überzogene Tabletten ab Ende August 2023 schrittweise umgestellt. Als Bezugsgröße der deklarierten Wirkstärke wird dann nicht mehr das Salz Amitriptylinhydrochlorid, sondern die Base Amitriptylin dienen. Den konkreten Zeitplan gibt die Neuraxpharm in einer Herstellerinformation wie folgt an:

Alte BezeichnungNeue BezeichnungLaunch-Datum
Amitriptylin-neuraxpharm 10 mg überzogene TablettenAmitriptylin neuraxpharm 8,84 mg Filmtabletten September 2023
Amitriptylin-neuraxpharm 25 mg überzogene TablettenAmitriptylin neuraxpharm 22,1 mg Filmtabletten März 2024
Amitriptylin-neuraxpharm 50 mg überzogene TablettenAmitriptylin neuraxpharm 44,19 mg Filmtabletten Januar 2024
Amitriptylin-neuraxpharm 75 mg Filmtabletten Amitriptylin neuraxpharm 66,25 mg Filmtabletten August 2023
Amitriptylin-neuraxpharm 100 mg Filmtabletten Amitriptylin neuraxpharm 88,38 mg Filmtabletten April 2024

Weiterhin informiert der Hersteller die Apotheken, dass Produkte mit der alten Bezeichnung zwar aus dem Handel gehen, aber bis zum jeweiligen Verfalldatum noch abgegeben und verwendet werden können. Eine Rücksendung der vorhandenen Marktware ist nicht erforderlich. Apotheker:innen, denen weitere Risiken im Zusammenhang mit der Anwendung von Amitriptylin-haltigen Arzneimitteln auffallen, fordert die Arzneimittelkommission auf, diese bevorzugt online unter www.arzneimittelkommission.de zu melden.


Dr. Gesa Gnegel, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (gg)
redaktion@daz.online


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