Retrospektive Kohortenstudie

Kinderwunschbehandlung mit erhöhtem Schlaganfallrisiko assoziiert

Stuttgart - 04.09.2023, 11:00 Uhr

Braucht es auf dem Weg zum Nachwuchs medizinische Unterstützung, ist das mit einem erhöhten Risiko für einen Schlaganfall verbunden. (Foto: Michael / AdobeStock)

Braucht es auf dem Weg zum Nachwuchs medizinische Unterstützung, ist das mit einem erhöhten Risiko für einen Schlaganfall verbunden. (Foto: Michael / AdobeStock)


Eine Unfruchtbarkeitsbehandlung ist für eine wachsende Anzahl an Paaren ein unumgänglicher Schritt auf dem Weg zum Wunschkind. Eine Kohortenstudie zeigt nun, dass eben diese Behandlung mit einem erhöhten postpartalen Schlaganfallrisiko assoziiert ist. Ob dies an der Behandlung selbst liegt, klärt die Studie nicht.

Auch wenn das absolute Risiko, im Rahmen einer Schwangerschaft einen Schlaganfall zu erleiden, gering ist, entfallen dennoch 7 Prozent der mit einer Schwangerschaft assoziierten Todesfälle in den USA auf Schlaganfälle. Für einen Schlaganfall prädisponieren können Schwangere etwa Schwangerschaftsdiabetes und hypertensive Komplikationen in der Schwangerschaft. Als weiterer Risikofaktor werden aber auch Unfruchtbarkeitsbehandlungen diskutiert. 

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Um der Frage nach dem Risiko solcher Behandlungen nachzugehen, werteten Forscher:innen aus News Jersey Einträge der US-amerikanischen Nationwide Readmissions Database aus. In die retrospektive Kohortenstudie schlossen sie Daten von mehr als 31 Millionen Personen ein, die zwischen 2010 und 2018 in einem US-Krankenhaus entbunden hatten. Von der Analyse ausgeschlossen wurden hierbei Personen, die vor oder während der Entbindung wegen eines kardiovaskulären Vorfalls in ein Krankenhaus eingeliefert wurden.

Insgesamt 287.813 der untersuchten Personen (1 %) hatten eine Unfruchtbarkeitsbehandlung erhalten. Zu Letzterer wurden etwa intrauterine Inseminationen, assistierte Reproduktionstechnologien und Verfahren zur Erhaltung der Fruchtbarkeit gezählt. In der zweiten Kohorte befanden sich 31.052.178 Personen (99 %), die ohne eine entsprechende Behandlung schwanger geworden waren.

Risiko um 66 % erhöht

Das Risiko, im ersten Jahr nach der Entbindung einen Schlaganfall zu erleiden, war in der Kohorte mit einer Unfruchtbarkeitsbehandlung um 66 % höher als in der unbehandelten Gruppe [37 bzw. 29 Schlaganfälle je 100.000 Personen, Hazard Ratio (HR) 1,66]. Wurden ischämische und hämorrhagische Schlaganfälle einzeln betrachtet, ergab sich für ischämische Schlaganfälle ein HR von 1,55; für hämorrhagische Schlaganfälle sogar ein HR von 2,02.

Hämorrhagisch oder ischämisch?

Während bei einem hämorrhagischen Schlaganfall eine intrazerebrale Blutung vorliegt, wird ein ischämischer Schlaganfall durch den Verschluss eines hirnversorgenden Gefäßes verursacht. Welche Form vorliegt, wird mittels MRT oder CT abgeklärt. Während bei einem ischämischen Schlaganfall eine Thrombolyse indiziert ist, ist diese bei einem hämorrhagischen Schlaganfall kontraindiziert.

Bei der Berechnung der Hazard Ratio jeweils adjustierend berücksichtigt wurden hierbei das Alter der Mutter, Mehrlingsgeburten, Größe, Typ und Lehrstatus des Krankenhauses, das Einkommen, der Versicherungsstatus sowie das Jahr, um hieraus entstehenden Verzerrungen des Endergebnisses vorzubeugen. Nicht korrigierend berücksichtigen konnten die Forscher:innen hingegen andere Faktoren, etwa das Vorliegen von Bluthochdruck oder Diabetes vor der Schwangerschaft.

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Die Wissenschaftler:innen halten fest, dass sie mit ihrer Assoziationsstudie nicht klären konnten, ob die Unfruchtbarkeitsbehandlung an sich das Risiko für Schlaganfälle steigert, oder ob vielmehr solche Personengruppen eine entsprechende Behandlung benötigen, die ohnehin ein erhöhtes Schlaganfallrisiko haben.

Literatur

Sachdev D et al. Risk of Stroke Hospitalization After Infertility Treatment. JAMA Netw Open. 2023;6(8):e2331470. doi:10.1001/jamanetworkopen.2023.31470

Schwert H et al. Ischämischer und hämorrhagischer Schlaganfall. Der Klinikarzt 2018;47(03): 96-104. DOI: 10.1055/a-0592-8603


Dr. Gesa Gnegel, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (gg)
redaktion@daz.online


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