Adjuvante Therapie nach Mammakarzinom

Wie lange mit Tamoxifen behandeln?

Stuttgart - 07.09.2023, 07:00 Uhr

In einer schwedischen Untersuchung erhielten Frauen in der Postmenopause entweder für zwei oder für fünf Jahre Tamoxifen als adjuvante Therapie nach Brustkrebs. (Foto: missty/AdobeStock)

In einer schwedischen Untersuchung erhielten Frauen in der Postmenopause entweder für zwei oder für fünf Jahre Tamoxifen als adjuvante Therapie nach Brustkrebs. (Foto: missty/AdobeStock)


In der adjuvanten Therapie nach Brustkrebs gilt Tamoxifen als etabliert. Doch wie lange sollte die Behandlung erfolgen und wie sieht es mit Langzeitwirkungen aus? Diese Fragen untersuchte ein schwedisches Team und verglich dabei eine zwei- versus fünfjährige Behandlung mit dem selektiven Estrogen-Rezeptor-­Modulator.

Tamoxifen verringert in der adjuvanten Behandlung von frühem Brustkrebs Rezidive und die Mortalität. Aber wie wirkt sich die Therapie mit dem selektiven Estrogen-Rezeptor-Modulator über die auf die Behandlung folgenden Jahrzehnte aus? 

Ein schwedisches Forscherteam hat dazu eine Langzeitauswertung einer Studie veröffentlicht, in der 4124 postmenopausale Brustkrebspatientinnen Tamoxifen für zwei (n = 2105) oder fünf Jahre (n = 2019) erhielten [1]. Dabei ermittelt wurden die Gesamt- und Brustkrebs-spezifische Mortalität und die Häufigkeit einer kontralateralen Erkrankung sowie von Lungen- und Endometriumkarzinomen über einen Zeitraum von 30 Jahren. 

Der Vorteil einer fünfjährigen Therapie zeigte sich vor allem in den Jahren fünf bis 15. Die Gesamtmortalität hatte im Vergleich mit der zweijährigen Behandlung um 20 % und die Brustkrebs-spezifische Mortalität bei Hormonrezeptor-positiven Karzinomen um 33 % abgenommen (p < 0,001).

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Der Vorteil blieb auch in den folgenden Jahre bestehen, stieg aber nicht mehr an. Die Häufigkeit kontralateraler Mammakarzinome war nach einer fünfjährigen Therapie über den gesamten Beobachtungszeitraum verringert, konkret in den Jahren 5 bis 15 um 33 %. 

Ein weiterer Vorteil der fünfjährigen Tamoxifen-Einnahme war das deutlich geringere Auftreten von Lungenkarzinomen, ebenfalls vor allem in den Jahren 5 bis 15. Jedoch stieg die Inzidenz von Endometriumkarzinomen unter der fünfjährigen Therapie, wobei sich der Anstieg besonders deutlich in den Jahren zwei bis fünf zeigte. Auch die höher dosierte Tamoxifen-Einnahme (40 mg) war im Vergleich zu einer Therapie mit 20 mg tendenziell mit einem höheren Risiko für ein Endometrium-Karzinom verbunden.

Wie lässt sich die Adhärenz der Patientinnen fördern?

dab | Eine adjuvante endokrine Therapie mit Tamoxifen oder einem Aromatasehemmer ist zwar effektiv, kann aber mit Nebenwirkungen wie Depressionen, Schlaflosigkeit und Übelkeit einhergehen. Etwa 40 % der Patientinnen brechen die Therapie frühzeitig ab. Ein US-amerikanisches Team um Professorin Joanna Arch von der University of Colorado, Boulder, hat sich daher in einem systematischen Review mit Metaanalyse damit befasst, wie sich die Adhärenz von Patientinnen unter einer solchen Therapie steigern lässt. 

Eine Erkenntnis: Die bloße Aufklärung über Nebenwirkungen ist nicht ausreichend. Was dagegen in vielen Fällen half, waren Maßnahmen, die Nebenwirkungen lindern können, wie Physio- oder Verhaltenstherapie. Ein mäßiger Erfolg war durch Apps oder Textnachrichten zu verzeichnen, die an die Einnahme erinnerten, sowie durch Bewältigungsstrategien. 

Eine Studie, die mit in die Auswertung einfloss, hatte Arch selbst durchgeführt. Darin wurden Frauen gefragt, was ihre primäre Motivation für die Therapie sei, z. B. eines Tages einen Marathon zu laufen oder Enkelkinder aufwachsen zu sehen. Davon sollten sie als Erinnerung ein Bild auf ihre Tablettenpackung kleben, mit den Worten „Ich nehme das ein, um ...“. Zumindest für einen Monat war es wahrscheinlicher, dass Frauen ihre Medikation einnahmen, wenn sie eine Erinnerung für ihre Motivation auf ihre Arzneimittelpackung geklebt hatten, als wenn sie dies nicht getan hatten.

 Arch hat bereits eine neue Studie begonnen, in der sie untersuchen will, ob eine antidepressive Therapie zur Adhärenzförderung beitragen kann, denn Depressionen sind ihrer Meinung nach einer der wichtigsten Prädiktoren für Nonadhärenz bei jeglichen Arzneimitteln [2, 3].

Literatur

[1] Nordenskjöld A et al. Breast cancer survival and incidence of second primary cancers after 30 years in a randomized study of two versus five years of adjuvant tamoxifen therapy. Breast 2023;71:63-68, doi: 10.1016/j.breast.2023.07.010

[2] Marshall L. Why breast cancer survivors don’t take their meds, and what can be done about it. Pressemeldung der University of Colorado Boulder, 28. August 2023

[3] Bright EE et al. A Systematic Review and Meta-Analysis of Interventions to Promote Adjuvant Endocrine Therapy Adherence Among Breast Cancer Survivors. J Clin Oncol 2023;JCO2300697, doi: 10.1200/JCO.23.00697


Dr. Petra Jungmayr, Apothekerin
redaktion@daz.online


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