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Hinweise auf anticholinerges Syndrom
Warnung vor Off-label-Use von Scopolamin-Pflastern
Bereits im Juli 2023 hat die britische Aufsichtsbehörde vor dem Gebrauch von Scopolamin-Pflastern außerhalb der Zulassung gewarnt. Seit 2009 waren unter der Anwendung der Pflaster sieben Fälle eines anticholinergen Syndroms berichtet worden. Angehörige sollten mit der entsprechenden Symptomatik vertraut sein und gegebenenfalls den Patienten an einen Arzt verweisen.
Die Aufsichtsbehörde Medicines and Healthcare Products Regulatory Agency (MHRA) aus Großbritannien hat Ende Juli 2023 vor schwerwiegenden und lebensbedrohlichen anticholinergen Nebenwirkungen nach dem nicht zulassungsgemäßen Gebrauch von Scopolamin-Pflastern (Scopoderm® TTS) gewarnt. Ursache für die Warnung waren sieben Fälle eines anticholinergen Syndroms, die seit 2009 berichtet wurden. Die Nebenwirkung trat vor allem bei älteren Menschen oder Kindern auf.
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In einem Fall verstarb ein Kind an einer Hyperthermie. Daher warnt die MHRA vor dem Gebrauch bei Kindern unter zehn Jahren, dem Zerschneiden des Pflasters, der gleichzeitigen Anwendung von mehr als einem Pflaster sowie der Langzeitanwendung, die alle nicht der Zulassung entsprechen. Die Behörde appelliert an die Angehörigen der Gesundheitsberufe, auf Symptome eines möglichen anticholinergen Syndroms zu achten. Bei Hyperthermie, Harnverhalt, Desorientierung, Krämpfen, Bewusstseinsstörungen und Koma sollte das Pflaster umgehend entfernt, Maßnahmen zur Reduzierung der Körperwärme durchgeführt sowie ein Arzt aufgesucht werden. Außerdem weist die MHRA darauf hin, dass die Nebenwirkungen auch mehr als 24 Stunden nach dem Entfernen des Pflasters anhalten können.
Wo wird Scopolamin in- und off-label eingesetzt?
Scopolamin passiert die Blut-Hirn-Schranke und wirkt daher sowohl zentral als auch peripher als muskarinischer Acetylcholinrezeptor-Antagonist. Scopolamin-Pflaster sind für Erwachsene und Kinder ab zehn Jahren zur Behandlung von Symptomen der Reisekrankheit wie Übelkeit, Erbrechen und Schwindel zugelassen. Aber nicht nur in der Reisezeit wandern Scopolamin-Pflaster in der Apotheke über den Tresen. Außerhalb der Zulassung werden die Pflaster in der Klinik häufig zur Behandlung von Hypersekretion oder Hypersalivation, z. B. bei Patienten mit komplexen Mehrfachbehinderungen oder Zerebralparese, bei beatmeten Patienten, Parkinson sowie zur Behandlung von Übelkeit bei Krebspatienten und in der Palliativmedizin eingesetzt.
Tarun Nayyar, klinischer Apotheker am Birmingham Hospiz, begrüßt gegenüber dem „Pharmaceutical Journal“ die Vorsichtsmaßnahme des MHRA. Er rät Klinikern insbesondere bei der Kombination mit anderen anticholinerg wirksamen Arzneimitteln, die in der Palliativmedizin üblich sind, Vorsicht walten zu lassen.
Literatur
Fachinformation Scopoderm® TTS, Stand: April 2022
Hyoscine hydrobromide patches (Scopoderm 1.5mg Patch or Scopoderm TTS Patch): risk of anticholinergic side effects, including hyperthermia. Drug Safety Update volume 16, issue 12: July 2023: 1, Meldung des GOV.UK vom 24. Juli 2023
Lipanovic David. MHRA issues drug safety warning on hyoscine bromide patches. Meldung des The Pharmaceutical Journal, 28. Juli 2023, doi:10.1211/PJ.2023.1.192995
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