Meldung der AMK zu Magnesium-Intoxikationen

Magnesium-Ampullen – bei der Wirkstärke auf die Einheiten achten

Stuttgart - 14.09.2023, 16:45 Uhr

%, mmol/ml und g/ml – viele Magnesium-Ampullen enthalten unterschiedliche Angaben zur Wirkstärke. (Foto: DGPhotography / AdobeStock)

%, mmol/ml und g/ml – viele Magnesium-Ampullen enthalten unterschiedliche Angaben zur Wirkstärke. (Foto: DGPhotography / AdobeStock)


Magnesium-Ampullen werden zum Ausgleich von Magnesiummangel eingesetzt, auch bei der (Prä-)Eklampsie sind sie indiziert – allerdings kommen hier deutlich größere Mengen und höher konzentrierte Präparate zum Einsatz. Vertauscht werden sollten die jeweiligen Präparate keinesfalls: Eine Magnesium-Intoxikation ist gefährlich. Aufgrund von zwei Fallmeldungen erinnert die AMK nun daran, vor der Anwendung einer Ampulle genau hinzuschauen, in welcher Einheit die Wirkstärke angegeben ist.

Konkret schildert die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK) in ihrem Informationsschreiben den Fall einer 62-jährigen Patientin. Auf die ungenaue Verordnung „eine Ampulle Magnesium“ hin hatte diese statt wie vorgesehen eine Ampulle Magnesium Diasporal® 2 mmol, eine Ampulle des Präparates Magnesiumsulfat 50 % Inresa und somit eine zehnfach höhere Menge Magnesium erhalten. Die Frau musste anschließend reanimiert werden.

Eine Ampulle Magnesium Diasporal® 2 mmol enthält 493 mg Magnesiumsulfat-Heptahydrat (entspricht 48,61 mg Magnesium-Ion oder 2mmol Magnesium-Ion) und wird zur Substitution bei Magnesiummangel eingesetzt. In dem Präparat Magnesiumsulfat 50 % Inresa sind hingegen 5000 mg Magnesiumsulfat-Heptahydrat (entspricht 493,05 mg Magnesium-Ion oder 20,25 mmol Magnesium-Ion) enthalten. Indiziert ist dieses Präparat bei Präeklampsie (Hypertonie und oft Proteinurie während der Schwangerschaft) sowie Eklampsie (Krampfanfälle im Rahmen einer Schwangerschaft).

Fehlerquelle uneinheitliche Angaben der Wirkstärke

Neben der uneindeutigen Verordnung hat in diesem und auch in einem zweiten Fall die uneinheitlichen Angaben der Wirkstärke bei verschieden Fertigarzneimitteln zu der Fehlbehandlung beigetragen. In besagtem zweitem Fall kam es zu einer Überdosierung des Präparates Magnesium Demo 0,4 mmol/ml, Lösung zur Injektion oder Infusion. Dieses Präparat trägt auf der Ampulle Angaben zur Stoffmengenkonzentration, dem Gesamtvolumen und der Massenkonzentration – nicht jedoch zur Gesamtwirkstoffmenge in der Ampulle. „Die auf der Ampulle angebrachten Angaben seien in der Praxis (des Krankenhauses) nicht gebräuchlich gewesen“, heißt es in der AMK-Meldung. Auch dieser Patient musste anschließend intensivmedizinisch versorgt werden.

In der Tat gibt es eine Vielzahl von Varianten, wie Anbieter von Magnesium-Ampullen die Wirkstärke angeben. Diese kann in Bezug auf das Magnesium-Ion oder das -Salz, absolut (z.B. in mg), als Stoffmengen- (z.B. mmol) oder Massenkonzentration (z.B. %) sowie in Bezug auf das Gesamtvolumen der Ampulle (z.B. mg/Ampulle) oder aber bezogen auf eine Volumeneinheit (z.B. mg/ml) angegeben werden. Um künftige Fehler zu vermeiden, fordert die AMK eine Harmonisierung der Stärkenbezeichnung, sowohl auf Primär- als auch auf Sekundärverpackungen.

Symptome und Therapie bei Magnesium-Intoxikation

Die Symptome einer Magnesium-Intoxikation sind laut Fachinfomation (Magnesiumsulfat 50% Inresa, Stand Juli 2016, Inresa Arzneimittel GmbH) von der Plasmakonzentration abhängig.

Magnesium-Plasma-Konzentration (mmol/l)Mögliche Symptome
> 1,5Blutdruckabfall, Brechreiz, Erbrechen
> 2,5ZNS-Depression
> 3,5Hyporeflexie, EKG-Veränderungen
> 5,0Beginnende Atemdepression
> 5,5Koma
> 7,0Herzstillstand, Atemlähmung

Sollte eine Intoxikation auftreten, ist das Arzneimittel sofort abzusetzen. Als Antidot können 10 bis 20 ml einer 10%igen Calciumgluconat-Lösung langsam intravenös verabreicht werden. Betroffene Patient:innen sollten überwacht und gegebenenfalls intensivmedizinisch versorgt werden.


Dr. Gesa Gnegel, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (gg)
redaktion@daz.online


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