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Mit Preiserhöhung um 10 Prozent
Frankreich erkauft sich Liefergarantie bei Amoxicillin
Frankreich will sich die Versorgung mit Amoxicillin durch höhere Preise sichern. Im Gegenzug für eine Preiserhöhung um zehn Prozent haben sich Hersteller dort verpflichtet, den Bedarf des Landes in den kommenden Monaten abzudecken. Kommen sie ihrer Verpflichtung nicht nach, müssen Teile der Preiserhöhung rückerstattet werden.
Wie andere Länder Europas ist Frankreich immer wieder von Lieferproblemen bei Arzneimitteln betroffen. Einen großen Engpass an Amoxicillin gab es auch dort bereits im vergangenen Winter: Viele Darreichungsformen und Dosierungen waren nicht mehr oder kaum noch erhältlich. Auch in Frankreich besonders knapp waren damals Amoxicillin-haltige Antibiotikasäfte für Kinder.
Als Ursache für die Medikamentenknappheit galt bei fiebersenkenden Mitteln und Antibiotika zum einen die weltweit gestiegene Nachfrage: So war die erste Erkältungssaison nach der Zeit der Corona-Isolation besonders schwer ausgefallen. Gleichzeitig war die Produktion zurückgefahren worden, weil während der Corona-Zeit weniger Antibiotika verkauft wurden.
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Aber auch Rohstoffmangel, teils als Spätfolge der Corona-Lockdowns, spielte und spielt bei Lieferschwierigkeiten von Medikamenten eine Rolle. Nicht zuletzt wird immer wieder diskutiert, ob die Preispolitik einiger Länder für Hersteller nicht genügend Anreize setzt, den lokalen Markt zu beliefern. So hatte es auch schon vor der Corona-Zeit Lieferschwierigkeiten bei Arzneimitteln gegeben. In jedem Fall besteht das Problem fort: Auch in den kommenden Monaten werden viele wichtige Arzneimittel wie Amoxicillin in Europa wieder knapp sein.
Frankreich will Produktion im Land
Während in Deutschland das Engpassgesetz (ALBVVG) und ein 5-Punkte-Plan zur Sicherung der Versorgung mit Kinderarzneimitteln Abhilfe schaffen sollen, verfolgt Frankreich seine eigenen Strategien. Im Juni hatte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron bekannt gegeben, er wolle verstärkt auf die Produktion im eigenen Land setzen, um Medikamentenknappheit vorzubeugen. Die Produktion von wichtigen Arzneimitteln, wie dem Schmerzmittel Morphin und mehreren Krebsmedikamenten solle nach Frankreich geholt oder dort ausgebaut werden, hatte Macron angekündigt. Die Herstellung der Arzneimittel solle zeitnah nach Frankreich gebracht, oder ihre Produktion im Inland gesteigert werden. Ein „Gesundheitsplan 2030“ der französischen Regierung sieht vor, Frankreich zu einem „Innovationsführer“ in der Pharmabranche zu machen. Dafür will die Regierung einem Bericht des Handelsblattes zufolge insgesamt 7,5 Milliarden Euro ausgeben.
Deal mit der Pharmaindustrie
Ende August hatte der französische Gesundheitsminister Aurélien Rousseau in einem Interview mit dem Sender „France Info“ dann den Pharmaunternehmen einen Deal vorgeschlagen: Sie sollten ihre Preise bei Medikamenten, die knapp sind, um zehn Prozent erhöhen können, wenn sie im Gegenzug Liefersicherheit für Frankreich garantieren würden. In Frankreich werden die Preise für erstattungsfähige Medikamente relativ stark reguliert: Zwischen den Herstellern und dem staatlichen CEPS (Comité économique des produits de santé) wird jeweils ein Fixpreis ausgehandelt.
Nur wenige Tage nach Rousseaus Fernsehauftritt wurde bekannt, dass offenbar mit 13 Laboren, die Amoxicillin-Präparate herstellen, bereits eine solche Vereinbarung besteht. Die Hersteller dürfen den Preis für Amoxicillin-Präparate in der Zeit von diesem Oktober bis zum März nächsten Jahres um zehn Prozent anheben. Dafür verpflichten sie sich, den jeweils für die kommenden Monate geschätzten Bedarf zu decken und einen Vorrat von zwei Monaten an Amoxicillin-Präparaten zur Verfügung zu haben.
Strafen bei Nichterfüllung
Das Unternehmen Biogaran, der Marktführer in Frankreich für Amoxicillin-Präparate, hat bestätigt, bereits Mitte August den Bedingungen zugestimmt und den Vertrag mit dem CEPS unterschrieben zu haben. Gegenüber dem Sender BFMTV sagte ein Sprecher des Unternehmens, Biogaran müsse nun während des kommenden Winters 13 Millionen Schachteln produzieren. Er merkte an, die Neuregelung komme etwas spät, da die Planung für den Winter schon lange begonnen habe. Sollte es nicht gelingen, die versprochenen Mengen zu liefern, muss das Unternehmen den zusätzlichen Gewinn durch die Preiserhöhung anteilig zurückzahlen. Werden zum Beispiel nur 50 Prozent der vereinbarten Menge geliefert, müssen 50 Prozent der zehn Prozent Preiserhöhung zurückerstattet werden. Für die Kunden wird sich die Preissteigerung laut Biogaran kaum bemerkbar machen, da die Präparate zu 65 Prozent von der französischen Krankenkasse übernommen werden. Eine Schachtel mit 14 Tabletten Amoxicillin 1 g von Biogaran kostet 5,11 Euro, nach einer Erstattung von 65 Prozent durch die Krankenkasse liegt der Eigenanteil bei 1,79 Euro. Nach einer Preiserhöhung um 10 Prozent auf 5,62 Euro würde der Eigenanteil sich um 20 Cent auf 1,97 erhöhen.
Kritik am Plan
Eine Sprecherin der Organisation „France Assos Santé“, die die Interessen der französischen Versicherten und Patienten repräsentiert, kritisierte auf Nachfrage der Zeitung „Liberation“ die Regelung. Schließlich seien die Unternehmen schon jetzt dazu verpflichtet, wichtige Medikamente vorrätig zu haben, würden dem aber nicht nachkommen. Nun würde man die Preise erhöhen, nur damit sich die Hersteller an die Regeln halten. Es sei nicht erwiesen, dass das nötig sei. Schließlich seien Arzneimittel in anderen Ländern, wie der Schweiz, teurer und auch dort gebe es Lieferschwierigkeiten.
Eine Sprecherin der Verbraucherschutzorganisation „UFC-Que Choisir“ wies gegenüber „Liberation” darauf hin, dass schon andere Länder in der EU wie Deutschland und Portugal auf Preissteigerungen setzen würden. Es scheine eher einen Wettbewerb um die Verteilung knapper Medikamentenmengen zu geben, als dann man die Kooperation suche, um das Problem des Arzneimittelmangels zu lösen.
1 Kommentar
Preisniveau und Aufwärmprogramm
von Thomas B am 19.09.2023 um 8:48 Uhr
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