Aufruf zu Geschlossenheit

BVDAK gegen Streiks einzelner Gruppen

Berlin - 22.09.2023, 15:30 Uhr

Warnt vor „Mikro-Streiks“: Der BVDAK-Vorsitzende Stefan Hartmann. (Foto: BVDAK)

Warnt vor „Mikro-Streiks“: Der BVDAK-Vorsitzende Stefan Hartmann. (Foto: BVDAK)


Nachdem es für den 2. Oktober Streikaufrufe gegeben hatte, wendet der BVDAK sich nun gegen Einzelaktionen. Die Apothekerschaft müsse geschlossen handeln, wie am 14. Juni, so der Vorsitzende Stefan Hartmann. Er verweist zudem auf den Apothekertag kommende Woche – „weitere Eskalationsstufen“ sollten dort abgestimmt werden.

Der Bundesverband Deutscher Apothekenkooperationen (BVDAK) plädiert für Geschlossenheit der Apothekerschaft – und warnt vor „Mikro-Streiks“. Das geht aus einer Pressemitteilung des Verbands vom Freitag hervor. „Ein geballtes, gemeinsames Auftreten ist wichtig, damit sich Politik und Öffentlichkeit weiterhin für uns einsetzen“, erklärte der BVDAK-Vorsitzende Stefan Hartmann.

Am Freitag war bekannt geworden, dass der Hessische Apothekerverband für den 2. Oktober zu einem Protesttag wie am 14. Juni aufgerufen hatte, inklusive Schließungen und einer zentralen Kundgebung in Frankfurt am Main mit Vertreterinnen und Vertretern der Landtagsfraktionen. Bereits einen Tag zuvor hatte die Freie Apothekerschaft in einer Pressemitteilung erklärt, dass ihre 1. Vorsitzende, Daniela Hänel, am 2. Oktober ihre Apotheke geschlossen halten werde. Wer sich der Aktion anschließe, setze ein „weiteres Zeichen“, dass man mit dem aktuellen Gesundheitsminister unzufrieden sei und personelle Konsequenzen fordere, hieß es darin.

„Manche Kollegen sind mit der Härte und der Frequenz der Protest-Aktionen unter Führung der ABDA nicht einverstanden. Das kann ich nachvollziehen, denn bisher sehen wir keine zähl- oder messbaren Ergebnisse“, erklärte Hartmann laut Pressemitteilung. Der BVDAK fordert dennoch „alle Gruppierungen und ihre Mitglieder dazu auf, eine gewisse Disziplin einzuhalten“. Separate Aktionen würden die Apothekerschaft spalten. Zudem könnten Gesundheitspolitiker:innen und Patient:innen „den Hintergrund vieler unterschiedlicher Streiks kaum nachvollziehen“.

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Laut Hartmann würden die jüngsten Äußerungen von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zwar „wenig Mut“ machen, dennoch sei es wichtig, dass „alle Kollegen den Auftritt Prof. Dr. Lauterbachs beim Deutschen Apothekertag verfolgen und beurteilen, um daraus ein Fazit zu ziehen und das mögliche weitere gemeinsame Vorgehen abzustimmen“. Er erinnerte daran, dass die „angemessene, auskömmliche Honorierung der Apotheken“ einen Schwerpunkt beim diesjährigen Apothekertag bilden werden. „Mögliche weitere Eskalationsstufen sollten ebenfalls bei dieser Hauptversammlung der deutschen Apotheker abgestimmt werden.“

In der Zwischenzeit hatte am Freitag auch die ABDA erklärt, dass für den Herbst mit einer Protestwelle zu rechnen sei, sollte es von Lauterbach nicht die erhofften Antworten geben. 

Vertrauen in Overwiening

Der BVDAK hatte in der vergangenen Woche in einer Pressemitteilung seine Bereitschaft auch zu mehrtägigen Apothekenschließungen bekundet, allerdings schon zu diesem Zeitpunkt auf die Bedeutung von Geschlossenheit hingewiesen. Zudem warb Hartmann für Vertrauen in die „neue ABDA-Spitze um Gabriele Regina Overwiening“. Der 14. Juni 2023 sei ihr „Gesellenstück“ gewesen. „In einigen Teilbereichen können wir getrennt marschieren, in zentralen Positionen sollten wir aber die ABDA unterstützen“, so der BVDAK-Vorsitzende. „Wir müssen geschlossen für unsere Sache eintreten, eine Honorarerhöhung ist unverzichtbar!“, hieß es vergangene Woche in der Pressemitteilung.


Matthias Köhler, DAZ-Redakteur
redaktion@daz.online


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14 Kommentare

Micro-Streik

von Kleiner Apotheker am 23.09.2023 um 8:54 Uhr

Wenn die Apotheken eines kompletten Bundeslands einen Warnstreik durchziehen ist das doch Super.
Von mir aus jede Woche ein anderes Bundesland, das würde schon auffallen.

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.

von Anita Peter am 23.09.2023 um 6:36 Uhr

Die ABDA ist ihrem Versprechen, der Eskalation nach der Sommerpause, NICHT nachgekommen. Was wird denn von der Basis erwartet?

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Protest

von Martin am 22.09.2023 um 19:44 Uhr

Meint Hr. Hartmann mit Mikro-Streik dieses Stundending am 27.09.23? Ich bin da ganz bei ihm. Das verunsichert Patienten und verwirrt die gesamte Apothekerschaft. Geschlossenheit geht anders.

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Mikrostreiks und Ordnungswidrigkeiten

von Ulrich Ströh am 22.09.2023 um 19:20 Uhr

Der Apothekerverband Hessen kündigt zum 2.Oktober eine Protestveranstaltung an…

Die Apothekerkammer Hessen kündigt kurze Zeit später Ordnunungswidrigkeitsverfahren gegen landeseigene Apotheken an …
die an diesem Tage die Apothekentür geschlossen halten.

Der Bundesverband der Apothekenkooperationen warnt
vor Mikrostreiks von Splittergruppen an diesem Tage….

Gehts noch?

Karl Lauterbach wird heute Abend nur schmunzeln.

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AW: Mikrostreiks und Ordnungswidrigkeiten

von Dr. Radman am 22.09.2023 um 19:39 Uhr

Der Protestverhinderer ist der Spalter! ..sei eine Kammer oder ein Verband.Punkt.

Geschlossen und flexibel

von Thomas B am 22.09.2023 um 18:27 Uhr

Ja, Geschlossenheit ist sicher die wichtigste Grundvoraussetzung.
Weder sollten wir die Akzeptanz bzw Unterstützung der Patienten aufs Spiel setzen noch finden Splitteraktionen bei den Adressaten Gehör.
Aber:
Es geht ganz sicher auch ohne lange Vor-Ankündigungen! Eine geschlossene kurzfristige Aktion zum 2.10. halte ich nicht nur für realistisch umsetzbar, sondern auch dringendst geboten, wenn die Äusserungen Herrn Lauterbachs am 27.9. (erwartungsgemäss) unbefriedigend ausfallen. Es braucht lediglich einen kurzen Aufruf der ABDA am 28.9. Zweizeiler reicht, wir stehen bereit!
Und mal alle schön nach Hessen schauen, die gehen voran..... Bitte ALLE Landesverbände mitziehen!

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Geschlossenheit

von Stefan Hartmann am 22.09.2023 um 18:23 Uhr

Wie die aufgeschreckten Hühner versuchen Splittergruppen Mikrostreiks zu organisieren.
Frage: was würde der geneigte Beobachter denken, wenn die in München stationierten Lufthansapiloten an einen anderen Tag zum Streik aufrufen würden, wie die in Frankfurt stationierten Piloten.

NIE würden die das machen, weil der gewünschte Effekt durch mangelnde Geschlossenheit NIE eintreten würde. Die sind doch nicht blöd. Und die Passagiere würden denken: Wollen die in München etwas anderes als in Frankfurt?
Aber wie mein Vater schon sagte: Der größte Feind des Apothekers ist der Apotheker selbst.
Die derzeitigen Streikaufrufe muten wie Sandkastengeplänkel an. Hauptsache ich kann dem anderen ans Schienbein treten. Von Weitsicht sind wir hier leider Lichtjahre entfernt

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AW: Geschlossenheit

von Dorf-Apothekerin am 23.09.2023 um 8:50 Uhr

Ich gebe Ihnen Recht, was die Weitsicht betrifft und Wut ist nie ein guter Ratgeber. Der Unterschied zu den Piloten ist aber, dass diese sich ihrer Standesvertretung seit Jahren sicher sein können.
Zuerst heißt es nach der Sommerpause, jetzt heißt es im Herbst. Für die Kammern und Verbände ist es sicher eine Gratwanderung zwischen Loyalität den politischen Vorgesetzten gegenüber und gerechtfertigten Forderungen. Nur wir warten seit 20 Jahren und würden nicht gerne silbernes Jubiläum feiern!
Wenn die Basis sich verselbstständigt dann muß es schon geschlossen sein, um die Standesvertretung nicht zu unserem Schaden langfristig zu schwächen.

AW: Geschlossenheit ist unwichtig.

von TiLaRo am 24.09.2023 um 22:52 Uhr

Es ist durchaus üblich, dass einzelne Flughäfen oder auch Pharmazeutische Großhändler bestreikt werden.
Aufmerksamkeit, Medienpräsenz, Machtdemonstration müssen keineswegs geschlossen bundesweit erfolgen.
Die große Sorge ist doch, dass wir unsere bisher erst einmalige präsentierte Geschlossenheit wieder erreichen wollen, aber durch ABDAliches Zögern oder Vorpreschen der begründet „Zornigen“verlieren könnten. Das ist Blödsinn!
Wenn wir etwas erreichen wollen, dann dürfen wir keine Hürden wie Geschlossenheit setzen und auch keine Spaltung betreiben, macht man die lächerlichen 3 Stunden zu oder nur ein Teil am 02.10.
Jeder der die Kraft hat…es sich leisten kann…möge so oft wie möglich protestieren. Das sollten wir mit aller Kraft befördern. Energie und ganz toll funktionierende Superbrains sollten sich den Inhalten widmen.
Was haben wir zu sagen?
Welche Informationen sollte die Bevölkerung bekommen, um die entscheidende Frage zu beantworten: Wollen wir in Zukunft ein Apothekenwesen haben oder nicht.
Was kostet es, was liefert es und was sind die Alternativen.
Schluss mit dem internen verhindern.
Die Wut auf unsere Vertretung ist berechtigt.
Der noch viel größere Zorn auf die Politik erst recht.
Unterstützung für jeden, der sich wehrt.

AW: Geschlossenheit

von Doc Hartmann am 25.09.2023 um 14:28 Uhr

Ich bin in fünfter Generation Apotheker, seit 28 Jahren selbständig. Meine Kritik an der bisherigen ABDA ist mindestens so groß wie Eure Kritik und Eure Wut. Überhaupt keine Frage. Was glaubt ihr denn, warum ich 2009 den BVDAK gegründet habe? Lauter ewig Gestrige in der Standesvertretung.
Jetzt haben wir mit Frau Overwiening eine Hoffnungsträgerin, die mit dem 14.6. ihr Gesellenstück abgelegt hat und weitere Protestmaßnahmen angekündigt hat und das wahrscheinlich gegen extrem viele Wiederstände.
Da ist es doch vollkommen nachzuvollziehen, wenn einige einmal etwas mehr Geschlossenheit und Disziplin einfordern, gerade in einer Zeit, wo jeder Apotheker, jede Splittergruppe meint ihren eigenen Protest durchziehen zu müssen.
Diejenigen die wir damit treffen wollen und mit denen habe ich Kontakt, lachen sich ins Fäustchen und wünschen sich, dass noch viel mehr ApothekerInnen ihr eigenes Süppchen kochen. Wie ein wild gewordener Hühnerhaufen der unkoordiniert vor sich hin meckert und vor sich hinstreikt.
Das ist - aus meiner Sicht - und ich bin seit fast 50 Jahren kommunalpolitisch und seit 20 Jahren berufspolitisch unterwegs WAHNSINN. Was geben wir für ein chaotisches Bild in der Außendarstellung ab?
Disziplin und Ordnung ist das Gebot der Stunde!

Geschlossenheit

von Siggigold am 22.09.2023 um 17:34 Uhr

Es gibt eine Gruppen in der Apothekerschaft (ABDA, BVDAK…) die glauben, das Karl Lauterbach irgendetwas positives außer heiße Luft am 27.9. produziert. Das ist aber nicht die Mehrheit, daher muss man sich derer anschließen sonst spaltet man.

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AW: Geschlossenheit

von Doc Hartmann am 22.09.2023 um 18:27 Uhr

????Hä?? Jeder weiß dass KL nichts Verwertbares von sich geben wird…..

Keine Spaltung fördern

von Dr. Radman am 22.09.2023 um 16:17 Uhr

sehr geehrter Herr Hartmann,
Geschlossenheit ist keine Einbahnstraße. Das Streiken am 2.10. macht mehr Sinn als sonst irgendwelche Ankündigungen der ABDA. Denn, an dem Tag streikt auch die Ärzteschaft. Wenn Sie keine Spaltung wollen, empfehlen Sie Ihre Mitglieder mitzumachen. Ansonsten fördern Sie selbst die Spaltung.
Grüße.

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AW: Keine Spaltung fördern

von Doc Hartmann am 22.09.2023 um 18:25 Uhr

Die Äußerung macht mir fast Angst. Siehe auch mein Kommentar

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