Die Apothekenpläne des BMG

Lauterbach zu erleichterten Filialgründungen

Berlin - 02.10.2023, 15:15 Uhr

Der Spielraum für die Apotheken wird immer enger. Aber helfen die Ideen von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach weiter? (Foto: imago images / IPON)

Der Spielraum für die Apotheken wird immer enger. Aber helfen die Ideen von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach weiter? (Foto: imago images / IPON)


Vergangene Woche waren in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung die Pläne des Bundesgesundheitsministeriums zur Umstrukturierung des Apothekensystems durchgesteckt worden. Minister Karl Lauterbach erläuterte sie anschließend auch auf einer Pressekonferenz – insbesondere, was es mit der erleichterten Gründung von Filialen auf sich hat.

Die Pläne von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), das Apothekensystem zu liberalisieren, haben für viel Aufregung gesorgt und den Ablauf des Deutschen Apothekertags (DAT) in Düsseldorf vergangene Woche maßgeblich mitbestimmt. Am 26. September hatte die Frankfurter Allgemeine Zeitung einen Bericht dazu veröffentlicht, also einen Tag vor dem erwarteten digitalen Besuch Lauterbachs des DAT am Mittwoch.

Seither gibt es die Ideen des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) auch schon im Wortlaut. Titel des Papiers: „Versorgungssicherstellung und Fachkräftesicherung in Apotheken“. Es soll Grundlage für die Gespräche mit der ABDA am 13. Oktober sein. Vorgesehen sind laut BMG unter anderem die Möglichkeit, die Bestimmungen zum Mehrbesitz zu lockern und leichter Apothekenfilialen zu gründen, erweiterte Vertretungsmöglichkeiten durch PTA, eine Reform der Apothekenvergütung und Entbürokratisierung.

Bei einer Pressekonferenz im BMG am vergangenen Mittwoch erläuterte Lauterbach die Pläne auch vor der versammelten Presse in Berlin. Die Grundidee des Ministers scheint dabei zu sein, dass durch seine Gesetzesvorhaben Apotheken leichter neue Filialen in sogenannten strukturschwachen Regionen aufbauen werden. In diesen sollen Rezeptur, Labor und Notdienst keine Pflicht mehr sein, und Apotheker durch erfahrene PTA vertreten werden können. Darauf deuten auch seine Pläne für flexiblere Öffnungszeiten hin. Hauptapotheke und Filialen sollen sich untereinander koordinieren.

Mehr zum Thema

Kommentierende Analyse zu den Plänen von Minister Lauterbach

Lauterbachs Reformideen führen in eine Abwärtsspirale

Lagebericht der ABDA-Präsidentin

„Völlig verrückte Pläne“

Der Minister kam immer wieder darauf zu sprechen, dass das Gesetz zu neuen Apotheken führen würde – in Regionen, in denen sonst keine neuen entstehen würden. Die Filialen könnten dies ermöglichen, da hier die „Kosten niedriger“ wären als in der Hauptapotheke.

Adexa und BVPTA gegen „Apotheken light“

Die Apothekerschaft hat an dieser Stelle eine ganz andere Sicht auf die erleichterte Filialgründung. Sie befürchtet, dass bestehende Einzelapotheken in „Apotheken light“ umgewidmet werden. In diesem Sinne hatte sich nicht nur die ABDA wiederholt geäußert. Auch die Apothekengewerkschaft Adexa machte deutlich, dass sie den Ansatz des Ministers kritisch sieht. Der Bundesverband PTA zeigte sich über die Pläne ebenfalls entsetzt.

Zum Apothekenhonorar sagte der Minister in der Pressekonferenz, dass in Zukunft die „beratende Leistung“ besser vergütet werden müsse. Die „Abgabe des Medikaments“ sei zumindest bei „großen Apotheken“ hingegen „eher überbezahlt“. „Das Geld folgt nicht unbedingt der Leistung“, so Lauterbach.

„Werden mit Lieferengpässen kämpfen müssen“

Nicht zuletzt sagte der Minister, dass die Apothekenreform gut vorbereitet werden müsse; sie könne „kein Schnellschuss sein“. Insgesamt solle das System „liberaler“ werden. Zugleich wolle man verhindern, „dass die Apotheke der Zukunft die Versandhandelsapotheke ist“.

Im Gegensatz zu früheren Gelegenheiten erklärte der Minister auch unumwunden, dass man in Herbst und Winter mit Lieferengpässen werde „kämpfen müssen“. Das von ihm diesbezüglich ausgearbeitete Gesetz brauche noch weitere Jahre, um zu wirken und hätte viel früher kommen müssen, wiederholte Lauterbach. Allerdings werde beispielsweise in der Pharmaindustrie bei der Generikaproduktion „24/7“ gearbeitet. 


Matthias Köhler, DAZ-Redakteur
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


3 Kommentare

Wirtschaftlichkeit

von Ka El am 02.10.2023 um 21:05 Uhr

Was sehr interessant ist, er möchte weniger „kaufmännisches“ im Honorar und sagt, für große Apotheken wäre es zu hoch.
Dann will er auf der anderen Seite Apotheker, die zu Großunternehmern werden sollen und aufgrund wirtschaftlicher Anreize die 5. oder 6. Apotheke eröffnen sollen.
Das klingt alles sehr undurchdacht und chaotisch, eine Linie ist da nicht so richtig zu erkennen außer Geld raus aus dem System billiger billiger.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Merkt keiner was?

von Stefan Haydn am 02.10.2023 um 20:11 Uhr

Merkt es wirklich keiner'? Mehr Ahnungslosigkeit kann man nicht demonstrieren.

Wo kein Personal zur Verfügung steht, kann auch eine Apotheke light keinen Erfolg schaffen. Es sei denn man tötet noch mehr Hauptapotheken um deren Personal nach Schließung zu kannibalisieren.

In großen Apotheken ist die Medikamentenabgabe überbezahlt?
Die haben oft hohe Anteile Laufkundschaft, gerne mit nur einem Artikel auf dem Rezept.
Jezt wüßte ich gerne mal ob Lauterbach tatsächlich glaubt Mitarbeiter in großen Apotheken könnten Rezeptbelieferung und Beratung zur Abgabe schneller erledigen als kleine Apotheken?
Teils sind die Personalkosten deutlich höher als in kleineren Apotheken auch wegen der längeren Öffnungszeiten.
Angestellte Approbierte dürften inzwischen auch in großen Apotheken kaum noch ihr übertarifliches Gehalt mit der Abgabe von RX finanzieren können.
Die Großen leben vor allem vom deutlich höheren Freiverkauf oder Spezialversorgung.

Auf dieses Geld hat es Lauterbach ganz offen und unverfroren abgesehen um seine Löcher zu stopfen.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Ist doch nicht so schlecht

von ratatosk am 02.10.2023 um 18:48 Uhr

Haben es uns überlegt im Freundeskreis. Einer - Eine bleibt pro Forma Vollapotheke, alle anderen werfen allen Ballast ab und machen ein paar Stündchen auf. Notdienst war dann halt mal, Rezepturen ? der war gut.
Nur Karl oder seltsame Gestalten aus dem Ministerium kommen auf die Idee, daß irgendwer neue Apotheken aufmachen würde. Hier in der Region gelingt noch nicht mal mehr die Vergabe einer Sammelstelle wirklich, und noch kärglicher geht es Apothekenmäßig ja wohl kaum.
Es sei denn, er macht die Struktur auf, Heuschrecken rein mit einer Apotheke und dann halt ein paar Kümmerapotheken. Das hat mit den MVZ und Kliniken, die dann ganze Regionen in Fachbereichen dominieren und beginnen abzukassieren ja auch gut geklappt. worüber sich Karlchen dann aber beschert hat, zumindest hat er es so gesagt, aber was ist sein Wort denn schon wert.
Es bleibt leider dabei, entweder Karl als Minister geht unter oder die flächenversorgenden Apotheken. Flankiert wie leider immer von einer eifernden grünen Apothekenhasserin, da würden die beiden doch ein schönes Paar abgeben, politisch gesehen

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.